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Hauptsache regional

MAINZ (27. September 2020). Was ist Fakt und was erfunden? Etwa, dass die CSU in Mainz einen Ortsverein gründen möchte? Maxi Schafroth lädt mit einer leicht stoiberesk angehauchten Rede das Unterhauspublikum dazu ein, sich über die Angebote der Christsozialen zu informieren. Doch zum Glück legt er die Lodenjoppe bald ab. Denn auch, wenn er geographisch Bayer sein mag: Er ist Schwabe. Und in dieser Jacke fühle er sich eh nicht wohl: „So verfilzt.“

Genauer gesagt kommt Schafroth aus dem Allgäu, diesem „kulturellen Hybridkonstrukt“ schwäbischer Bayern und bayerischen Schwaben. Nach seinem Solo „Faszination Allgäu“ geht der Kabarettist nun in die Welt: „Faszination Bayern“ heißt es jetzt. Und doch kehrt er immer wieder zu seinen Wurzeln zurück. Geboren ist er in Memmingen, mitten im Allgäu also. Mit sieben konnte Max Traktor fahren: „Bayern hat BMW – wie haben Fendt.“ Mit einem unglaublich einnehmenden Charme und urkomisch zählt Schafroth die regionalen Disparitäten auf, die seine Heimat vom großen Bayern trennen. Geografisch ist es der Lech, kulturell sind es Welten.

Während seiner Ausbildung zum Banker sei er bei Kollegen eingeladen gewesen, da gab es nachhaltige Molekularküche. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, dem rät er: „Denken Sie an diesen milchigen Schaum, wenn eine Katze sich erbricht.“ Im Allgäu hingegen werde geschaut, was wegmüsse; und erst dann lade man Gäste ein. Oder auf der Autobahn: Da werde dem Vordermann stets dicht aufgefahren, um mögliche Tropfen des Scheibenwischwassers abzubekommen. So, wie Schafroth erzählt, glaubt man ihm fast aufs Wort. Auch dass sein Vater die Kinder einst zum Betteln schickte, wenn die Touristen kamen. Oder dass der kleine Max Wanderer erschreckte, um fallengelassene Wertsachen zu erbeuten.

Schafroth jongliert munter mit dem Klischee des geizigen Schwaben, der dann staunend in die Großstadt München reist. Die Schilderungen, dieses „Maxi im Wunderland“, sind bunt, gestochen scharf und so witzig, dass man aus dem Lachen gar nicht mehr herauskommt: „Kennen Sie Manufactum – dieses Raiffeisenlager für Neureiche.“ Begleitet von Gitarrist Markus Schalk erweist sich Schafroth auch als guter Sänger. Doch eigentlich ist sein Dialekt, der stets ein wenig klingt, als habe man trockenes Knäckebrot verschluckt, schon Musik genug. So, wie es sich an diesem Abend amüsiert, würde das Publikum Maxi Schafroth wohl überall hinbegleiten. Und was kann ein Künstler mehr wollen?

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