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Klassische Musik und mehr: „Salut Salon“ nimmt den Namen des Programms „Herzenssache“ mehr als wörtlich

MAINZ – Dass die klassische Musik jenseits der Betrachtung als hehre Kunst ihre herrlich heiteren Seiten hat, beweisen Kabarettisten und Musiker nicht selten ebenso überzeugend wie unterhaltend. Wenn aber wie bei „Salut Salon“ die vier Damen auf der Bühne bestens ausgebildete Künstlerinnen im Klassischen sind, bekommt das Ganze unvergleichbaren Stil und Noblesse.

„Herzenssache“ heißt das Programm des „Ensembles“ aus Angelika Bachmann und Iris Siegfried (Violine), Phoebe Scott (Cello) und Lara Jones (Klavier), die die große Konzert- mit der Kleinkunstbühne tauschten und nun mithilfe (nicht nur) der klassischen Musik Schabernack auf hohem Niveau treiben: „Wir spielen, was uns gefällt“, stellt das quirlige Quartett zu Beginn klar. Und nicht nur ihnen gefällt’s!

Da erklingt ein Ungarischer Tanz von Brahms in einem tollen Arrangement, mit dem die Musikerinnen die Agogik samt ihren ritardierenden Momenten, mit Accelerandi und Ritonuti schmachtend auskosten, da werden Variationen über Paganini achthändig auf dem Klavier gespielt und geraten fast schon zur akrobatischen Nummer.

Aber eben nur fast, denn den Höhepunkt erlebt das Publikum, wenn Bachmann und Siegfried ihre Geige von unten, mit zwei Bögen, beidhändig und -geigig, gegenseitig, unterm Knie durch oder gar mit dem Instrument (und dazu den richtigen Griffen!) den Bogen bespielen – Jimi Hendrix war gestern!

Dass das Programm „Herzenssache“ seinem Namen alle Ehre
macht, merkt man in jeder Minute des leider viel zu schnell endenden Abends. Die vier ausgesprochen attraktiven Künstlerinnen nehmen den Zuhörer mit Ausstrahlung und Können vollkommen in Beschlag und versprühen dabei originellen Witz: musikalische Streitereien mit zickigem Pizzicato und akustischem Schmollen inklusive.

Sie können trällern wie weiland die Andrews-Sisters, animieren das Publikum zum Mitsingen und berühren es auch mit E-Musik im Original, wenn sie einen Tango von Piazolla, dem Siegfried ein Zitat des chilenischen Nationaldichters Neruda voranstellt, spielen und mit großer Virtuosität das Doppelkonzert von Bach oder Schumanns Klavierquartett in Es-Dur interpretieren.

Doch zu ernst wird’s nie, denn schnell erklingt wieder ein furchtbarer Katzenjammer, so dass die Milch sauer wird, und mündet in ein rasantes Medley von Filmschlagern.

Gelegentlich wird das Quartett von der Handpuppe Oskar ergänzt, die dann ein Mozart-Klavierkonzert oder eine Cellosonate von Bach „mitspielt“: Perfekt passen diese kleinen melancholischen Momente zum ebenso ausgewogenen Part aus Klassik, Kunst und Kabarett.

Mit „Salut Salon“ leben die hochbegabten Musikerinnen die Gabe der Selbstironie ermunternd aus und scheinen unermüdlich, denn selbst in der Pause machen sie Musik und werben für ihre Kooperation mit der Kindernothilfe: das Engagement für die „Escula Popular de Artes“, eine Musikschule in den Elendsvierteln von Achupallas in Chile. Chapeau!

Mehr Informationen zu „Salut Salon“ gibt es unter www.salutsalon.de.

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