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Bach trifft auf Händel

MAINZ (2. Dezember 2012). Sie sind sich nun mal nicht begegnet, die beiden Großen der Barockmusik, weswegen man Treffen von Georg Friedrich Händel (1685-1759) und Johann Sebastian Bach (1685-1750) eben nur konzertant konstruieren kann.

Eine solche Zusammenkunft arrangierte jetzt der Mainzer Figuralchor unter Stefan Weiler in St. Johannis, indem er den ersten Teil von Händels „Messiah“ aufführte – Auftakt einer dreiteiligen Reihe, die dieses Werk in den Mittelpunkt stellt. Jener Part thematisiert die Verkündigung der Geburt Christi und passte somit gut zu Bachs Kantate BWV 147a in der Frühfassung aus dem Jahr 1716.

In dieser Musik ist Dirigent Weiler hörbar zuhause. Wie immer gibt es vor Konzertbeginn ein paar Informationen, mit denen man in die Welt Bachs eintaucht: wie er für den ersten Adventssonntag des Jahres 1723 eine Kantate zu komponieren hat und sich eines Werkes erinnert, das er sieben Jahre zuvor geschrieben hat; und hier setzt er dann noch jenen berühmten Choral „Wohl mir, dass ich Jesum habe“.

Der Mainzer Figuralchor singt die Kantaten Bachs seit jeher mit Begeisterung. Auch an diesem Abend ist das Vokalensemble gut aufgestellt: Homogen, transparent und mit deutlicher Diktion gelingt der Eingangschor „Herz und Mund und That und Leben“, in dem Weiler filigran mit der Dynamik spielt. Hierbei folgt ihm auch die Mainzer Camerata Musicale punktgenau.

In den folgenden Arien stellt sich jede Stimme vor: Während Judith Mayer (Alt) und David Csizmár äußerst souverän singen und dabei intensiv mit dem Publikum kommunizieren, haften Mirjam Burkhardt (Sopran) und Jean-Pierre Quellet (Tenor) etwas zu sehr am Notentext und klingen somit zu eng. In Händels „Messiah“ wird sich Burkhardt später jedoch freisingen und an Alt und Bass klangschön anknüpfen.

Das bekannte Werk erklingt im Anschluss, gerät ebenso überzeugend – und wird noch intensiver erlebbar, weil Weiler zuvor und in einer passenden Zäsur Ausschnitte aus Stefan Zweigs Novelle „Georg Friedrich Händels Auferstehung“ aus „Sternstunden der Menschheit“ vortragen lässt. Aus zeitlichen Gründen leider arg beschnitten rezitiert Reinald Klockenbusch die dort packend geschilderte Entstehung des Oratoriums.

Makellos und vital stürzt sich der Figuralchor hier in die Fugen, Burkhardt betört nun mit glockenhellem Klang und Mayer bezaubert mit schwebender Stimme, die das „refiner’s fire“, des Läuterers Feuer dann fast schon deklamiert.

Mit Abstand am überzeugendsten ist jedoch Csizmár – für seine Texte braucht es keine Übersetzung des Englischen, so bildhaft lässt er die göttliche Herrlichkeit aufgehen. Geschmeidig und wie selbstverständlich klingt sein kraftvoller Bassbariton in eindringlicher Perfektion. Besonders ihn möchte man in Mainz nicht zum letzten Mal gehört haben!

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