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Musikalischer Festschmaus

MAINZ (15. Dezember 2013). En Blick in den Flyer der Mainzer Meisterkonzerte verrät erst einmal: nichts! Kündigt man ansonsten die gespielten Stücke der verschiedenen Programme an, schweigt sich das Druckwerk um das Weihnachtskonzert aus und verweist auf „Werke von Antonio Vivaldi, Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Sebastian Bach“, lädt zum „barocken Fest“ ein. Damit machen es die Programmplaner tatsächlich ein bisschen wie an Heiligabend: Man weiß zwar, was man sich gewünscht hat, aber nicht genau, ob man es bekommt.

Gemessen am begeisterten Applaus hatten sich die Träume des Publikums in der Rheingoldhalle aber mehr als erfüllt, was nicht nur an der Spielfreude der Deutschen Staatsphilharmonie unter der Leitung von Matthias Foremny lag, sondern auch an den beiden Solisten des Abends: Mit Michala Petri (Blockflöte) und Serge Zimmermann (Violine) erhielt dieses „barocke Fest“ einen besonderen akustischen Glanz.

Vivaldis Konzert für Streicher A-Dur (RV 158) eröffnete das klingende Weihnachtsdinner, wobei die Staatsphilharmonie transparent und vital zeigte, dass barocke Klänge zwar Alte Musik sind, aber natürlich nicht so klingen (müssen): Besonders gut gelang dies den Saitenkünstlern im quirligen Allegro des Schlusssatzes. Vivaldis Konzert für Flöte und Streicher g-moll, op. 10 Nr. 2 (RV 439) widmete sich Petri mit tiefer Hingabe: Solistin und Orchester begeisterten gleichermaßen sowohl in den kurzen Presto-Sätzen als auch in den anschießenden Largo-Partien mit packendem Wechsel der Stimmungen. Rasantes Tempo und introvertierte Zurückhaltung sind die beiden Pole, zwischen denen ein atmosphärisches Seil gespannt zu sein scheint, auf dem Petri mit traumwandlerischer Sicherheit jeder Note ihre Wirkung verleiht.

Der Hauptgang des barocken Buffets war dem Leipziger Thomaskantor gewidmet und vereinte beide Solisten im begeisternden Spiel: Bachs Konzert für Violine und Oboe d-moll (BWV 1060) war in einer Fassung für Violine und Flöte zu hören, in der Petri und Zimmermann ihre Partien in puncto Leichtigkeit und Esprit mit federnder Musikalität gestalteten. Vor allem das Adagio bekam durch das zarte Zusammenspiel der beiden Solisten etwas von einem Wiegenlied, das den inneren Blick in Richtung Krippe zu lenken vermochte.

Als letzte Spezialitäten des musikalischen Festschmauses servierte man dann Mozarts Ouvertüre zu „Die Entführung aus dem Serail“ (KV 384), das Konzert für Violine und Orchester G-Dur (KV 216) und die „Haffner-Sinfonie“ Nr. 35 (KV 385). Mit KV 216 setzte Violinist Zimmermann seine solistische Signatur unter das Spiel des Klangkörpers, was ihm im tänzerisch-spritzigen Rondeau des dritten Satzes mit gefasster Noblesse gelang, die die nervösen Gesten der Violine akzentuiert zu binden verstand. Und da Weihnachten ja das „Fest der Feste“ ist, bildete die „Haffner“-Sinfonie mit dem marschartigen Duktus des Allegro und dem an ein Feuerwerk erinnernden Finale einen glanzvollen Abschluss dieses „barocken Festes“ mit Ausläufern in die Klassik.

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