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Sinfonische Kammermusik

MAINZ (29. Oktober 2016). In Patrick Süskinds tragikomischer Groteske „Der Kontrabass“ hadert der „Held“, ein Musiker, mit seinem sperrigen Instrument. Vielleicht würde er anders denken, spielte er einmal Gioachino Rossinis Duett für Violoncello und Kontrabass?

Das nämlich erklang zu Beginn des jüngsten Gastkonzerts von Villa Musica in der Steinhalle des Landesmuseums und stellt die faszinierende Farbigkeit beider Instrumente in ihrer ganzen Bandbreite dar. Äußerst vital interpretiert von Friederike Seeßelberg (Violoncello) und Rüdiger Ludwig (Kontrabass) – Stipendiatin und Dozent der Landesstiftung – präsentierte dieses Stück ein spannungsgeladenes Zwiegespräch.

Das beseelte Spiel des Cellos erinnerte zuweilen an den lichten Ton einer Violine, um dann mit blutvoll und unvermittelt in die tiefen Regionen des größeren Schwesterinstruments hinabzustürzen. Hatte das Allegro des ersten Satzes noch den Charakter eines drängenden Streitgesprächs zwischen zwei angriffslustigen Kombattanten, schenkte das Andante mit elegischer Cellomelodie über einem fast schon swingenden Bass-Pizzicato betörend friedvolle Momente.

Mit dem Es-Dur-Streichsextett von Wolfgang Amadeus Mozart, das für diesen Abend durch den obligaten Bass klanglich zum Septett erweitert wurde und dem die Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester (KV 364) zugrunde liegt, erklang eine besondere Bearbeitung: Im Gegensatz zum gängigen Streichsextett mit seinem Gegenüber dreier Instrumentenpaare wurden die beiden Solostimmen hier auf alle sechs Instrumente verteilt, wodurch nach den Worten von Dramaturg Karl Böhmer „echte Kammermusik“ entstand.

Als Prima inter pares hatte die vielfach ausgezeichnete Geigerin Isabelle van Keulen quasi die Rolle der Konzertmeisterin dieses sinfonischen Sextetts inne. Villa Musica konnte sie als Dozentin verpflichten, was die Stipendiatinnen und Stipendiaten – David Petrlik (Violine), Samuel Espinosa Ruiz und Georgy Kovalev (Viola) sowie Friederike Seeßelberg und Joel Siepmann (Violoncello) – hörbar motivierte.

Mit hingebungsvoller Spielfreude, intensivem Klang und bemerkenswerter Transparenz entspannen sich hier hinreißende Binnendialoge mit fast schon physisch erlebbarer Dynamik. Die schwebende, süße Melancholie des Andante mit einem bezaubernd-verhaltenen Schlussakkord nahm einen von der ersten Note an gefangen.

Auch der zweite Teil hatte quasi einen sinfonischen Impetus: Mit dem G-Dur-Streichquartett op. 77 von Antonín Dvořák nahmen die Künstler die zuvor bei Mozart erschaffene Klangfülle erneut auf, so dass man sich nach dem feurigen Finale des ersten Satzes fast schon zusammenreißen musste, um keinen Szenenapplaus zu spenden. Ergreifend schön geriet van Keulens Solo im dritten Satz, das die Interpretin so sphärisch entrückt spielte, als käme es aus einer anderen Welt.

Das nächste Konzert von Villa Musica in der Steinhalle des Landesmuseums findet am 11. Dezember um 17 Uhr statt. Unter der Leitung von Christian Rieger (Cembalo) spielt die Camerata Villa Musica Werke von Antonio Vivaldi und Johann Sebastian Bach. Karten gibt es telefonisch unter 06131 9251800.

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