ensemble six überzeugt als Comedian Harmonists
Gewagt, gewagt: Knisternd läuft ein Lied der legendären „Comedian Harmonists“ vom Band und erfüllt den Großen Saal der Alten Oper in Frankfurt. Das Ganze hat den Charme einer Sepia-Fotografie in einer der alten Alben aus Vinyl. Andächtig lauschen die fünf Sänger und ihr Pianist vom „ensemble six“. Zuvor haben sie schon bewiesen, dass sie den „Onkel Bumba aus Kalumba“ drauf haben. Aber können sie sich mit dem Original messen?
Die Antwort lautet Ja und Nein: Wie man einen Sketch von Loriot einfach nicht nachspielen kann, so sind auch die Comedian Harmonists nicht zu kopieren. Aber wenn man das gar nicht will, sondern „nur“ ihren Geist aufnehmen und den Witz der Schlager wirken lassen möchte, dann ist es zu schaffen. Und das ensemble six schafft es.
Es ist die letzte Zugabe, die besonders überzeugt: „Auf Wiederseh‘n, mein Fräulein, auf Wiederseh’n mein Herr“, trällern die Fünf ein schwungvolles Abschiedslied. Wenn man sich die Kopenhagener Originalaufnahme aus dem Jahr 1936 anhört, dann ähnelt der Gesang von Rüdiger Ballhorn, Andreas Wellen, André Neppel, Karsten Lehl und Stefan Gabriel auf eine ganz besondere Weise dem der Herren Leschnikoff, Abraham-Collin, Cycowski, Biberti und Frommermann: In diesem Lied singen die Comedian Harmonists davon, was sie mit ihrer Musik erreichen wollen, nämlich die Menschen unterhalten und von den Sorgen einer schweren Zeit ablenken.
Nun ist der Alltag heute natürlich nicht so hart wie in den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als die Original-Comedian Harmonists ihre Erfolge feierten – aber unterhalten kann man auch heute noch mit den alten Schlagern um Veronika, den Kaktus oder Wochenend‘ und Sonnenschein.
ensemble six hat gegenüber vielen anderen, die sich am Original versuchen, einen unschlagbaren Vorteil: Die Gruppe besteht aus fünf homogenen Stimmen, die sich zurücknehmen können, wenn ein Solist hervortritt. Und mit Ewald Gutenkunst hat die Truppe einen hervorragenden Begleiter, der wie einst Erwin Bootz leicht und luftig über die Tasten des Flügels schwebt.
Hier ist nicht jeder Akkord absolut lupenrein und sauberst intoniert. Aber wenn man genau hinhört, war er das bei den Comedian Harmonists auch nicht immer. Schlager sind eben kein Kunstgesang. Doch schräg klingt hier nichts, dafür aber authentisch und ehrlich. Wo andere einen sterilen Klang singen, bleibt der Ton von ensemble six im Ohr.
Mit charmanten und knackig kurzen Conferencen werden hier bekanntere und unbekanntere Schlager vorgestellt und mit wenigen, aber wirkungsvollen Accessoires illustriert. Da reicht für „Flieger, grüß‘ mir die Sonne“ ein Propeller, da wird pantomimisch eine Autofahrt dargestellt oder bei „Kannst Du pfeifen, Johanna“ statt des obligatorischen Pfirsichs der saisonal erhältliche Apfel schmatzend verspeist. Auf einer Aufnahme von „Ich wollt‘ ich wär ein Huhn“, ebenfalls aus dem Jahre 1936, kann man den Satz „Jetzt werden wir ganz albern“ hören. Herrlich albern ist auch ensemble six.
Kopiert wird hier also nicht; aber eine aufrichtige und glaubwürdige Hommage an die Comedian Harmonists, das ist der Auftritt der sechs Musiker in Frack und Lackschuh zweifellos. Und wenn man bei „Wenn ich vergnügt bin, muss ich singen“, die Augen schließt und sich zum Lied ein leichtes Knistern vorstellt, dann sind die fünf jungen Sänger mit ihrem Pianisten vom Original kaum mehr zu unterscheiden: Ene mene, ming mang, ping pang, kling klang – ene mene, acka wacka, eia weia weg!
Mehr zum ensemble six gibt es im Internet unter www.ensemble-six.de.