Vergessene Männerchöre aus der Versenkung geholt
Bei Männerchor fallen einem vor allem Namen wie Schubert, Silcher oder Schumann ein. Doch auch andere komponierten für diese Besetzung. Zum Beispiel Friedrich Wilhelm Kücken, dem das Ensemble „ffortissibros“ aus Schwerin jetzt eine CD mit Ersteinspielungen widmet.
Mit Gefühl und Leidenschaft
Der Zeitgeist ist zuweilen erbarmungslos und fegt einen seinerzeit gefeierten Komponisten Jahre später in die Bedeutungslosigkeit. Umso schöner ist es, wenn Künstlerinnen und Künstler diesen Irrtum mit Aufführungen und Einspielungen rückgängig zu machen versuchen. Das Karski Quartett und der Cellist Raphaël Feye haben sich der Streichquartette von Luigi Boccherini an- und dabei eines erstmals aufgenommen.
Kecker Wettstreit mit klarem Sieger
Telemann wurde ja lange als Vielschreiber verkannt. Ja, er hat viel geschrieben und mehr als andere, heute weitaus gefeiertere Kollegen. Aber eben auch viel Tolles, wie seine Trios und Quartette für Blockflöte, Oboe, Basso continuo und Violine beweisen. Sie hat das Ensemble Compagnia Transalpina unter der Leitung von Andreas Böhlen bei Aeolus eingespielt.
Eine unglaubliche Reise
Wenn sich Arianna Savall und Petter Udland Johansen eines musikalischen Themas annehmen, darf man nicht nur gespannt sein, sondern auch sicher, dass sie dabei mit einer unglaublichen Sorgfalt vorgehen, um ein Klangerlebnis von größtmöglicher Authentizität zu erschaffen. Das ist ihnen auch mit Vertonungen des spanischen „El cant de la Sibil.la“ und dem norwegischen „Draumkvedet“ gelungen.
Klingende Lichter
Mit „Christmas Lights“ präsentiert Calmus seine erste CD in aktueller Besetzung und zeigt, dass bei den Markenzeichen des Ensembles, nämlich Homogenität und Klangschönheit sowie stilistische Experimentierfreude alles beim Alten geblieben ist.
So noch nie gehört
Auch die neue CD „Weihnachten im Mainzer Dom“ der drei dort beheimateten Vokalensembles präsentiert Klassiker der saisonalen Chorliteratur. Und trotzdem ist sie etwas Besonderes, denn pfiffige Orchester-Arragements lassen einen die bekannten Weisen mit ganz neuen Ohren hören.
Easy Listening zur Weihnachtszeit
Nach sechs Alben hat Hornist Felix Klieser mit „A Golden Christmas“ jetzt seine erstes Weihnachts-CD aufgenommen. Die bunte Mischung von Buxtehude bis Rutter ist nett anzuhören. In die Tiefe geht sie jedoch nicht.
Das Große im Kleinen
Hört man die jüngste CD-Aufnahme der Herren Klaus Mertens und Ton Koopman unter anderem mit den Schemmli-Liedern von Johann Sebastian Bach, verspürt man schon Ehrfurcht vor der großartigen Lebensleistung, die dieser mittlerweile 40-jährigen Künstlerfreundschaft erwachsen ist. Mertens nennt die Einspielung denn auch folgerichtig „ein kleines Vermächtnis“.
Händels „Messiah“ in der Frühfassung von 1741
Wer glaubt, ein Werk wie Händels Oratorium „Messiah“ bis zur letzten Sechzehntelnote durchdrungen zu haben, ist auf dem Holzweg: Immer wieder gibt es Neues zu entdecken, jede Aufführung oder Aufnahme beeuchtet bislang Unbekanntes. Das Leipziger Label Rondeau legt nun die Weltersteinspielung des „Messiah“ in der Frühfassung von 1741 vor. Damit nähert man sich Händels allerersten Ideen zu diesem Werk.
Bach zu Ehren
Bachs Musik dient vielen Künstlern als Inspiration, die sie für ihr jeweiliges Instrument einrichten (lassen): die „Goldberg-Variationen“ für Fagott- oder die „Kunst der Fuge“ für Gamben-Ensemble, Inventionen für Akkordeon oder die Cello-Suiten für Gitarre. Maurice Steger interpretiert mit dem La Cetra Barockorchester Basel auf seiner neuen CD verschiedene Stücke aus Bachs Werke-Kosmos auf der Blockflöte, wobei die Grenzen zwischen Original und Bearbeitung bewusst fließend gehalten sind.
Erfolgreiche Schatzsuche
Es gibt Komponisten, da überstrahlt eine Komposition alle anderen. Bei Gabriel Faurés geistlichem Werk fällt einem zuvorderst das Requiem ein – und dann? Die erste Gesamteinspielung der Musique Religieuse des Franzosen durch Rondeau Production darf daher durchaus als eine Art „Erleuchtung“ bezeichnet werden, denn sie holt auch die weit seltener musizierten seiner Werke ins Licht und spiegelt sie im Bekannten.
Mittler zwischen Welten
Hat man den Tenor Georg Poplutz vor allem als vorzüglichen Interpreten barocker Musik im Ohr, ist er auch von der Epoche der Romantik beseelt. Für ihre jüngst erschienene CD „Nur über uns die Linde rauscht“ haben er und der Pianist Rudolf Lutz eine Auswahl an Vertonungen von Gedichten Joseph Freiherr von Eichendorffs zusammengestellt.
Eine Feier des englischen Folksongs
Drei CDs hat das Leipziger Label Rondeau Production nun schon mit dem Trinity Boys Choir aus London aufgenommen. Nach der „Missa Dominica“ von Nicholas Ludford (~1485~1557) 2017 und „A Tudor Christmas“ 2019 präsentierte man jetzt „A Celebration of British Folksong“. Das Besondere: Das Ensemble tritt als reiner Kinderchor auf und beeindruckt zutiefst.
Weiter geht’s in Telemanns Kantatenkosmos
Nach der viel beachteten ersten Doppel-CD mit Kantaten des „FranzösischenJahrgangs von 1714 und 1715“ von Georg Philipp Telemann setzt cpo die Reihe nun fort. Wieder gibt es viel zu entdecken. Und die Musizierenden haben an Routine gewonnen, ohne ihre Neugier einzubüßen.
Kosmos der Blockflöte
Die Blockflöte erlebt derzeit eine Renaissance, was großartigen Künstlern wie Maurice Steger, Stefan Temmingh oder eben Simon Borutzki zu verdanken ist. Der tischt der Alte-Musik-Szene jetzt mit seiner Gesamteinspielung von „Der Fluyten Lust-hof“ von Jacob van Eyck ein reichhaltiges Buffet auf: für Gourmets (Qualität) und Gourmands (Länge).
Krönung mit anschließendem Sektempfang
Die „neue“ CD des Mainzer Domchors mit der Missa Sollene von Vincenzo Maria Righini wurde 2019 aufgenommen – und damit vor Corona und den damit einhergehenden Lockdowns, die auch diesem Ensemble das Singen verboten. Sie ist ausgesprochen gut geworden und dokumentiert ein hohes Niveau, das der Domchor nach der Pandemie hoffentlich bald wieder erreicht.
Reines Vergnügen
„Das ist meine Freude“ und „Ich bin mit Gott vergnügt“: Für die Labels Spektral und cpo hat der Tenor Georg Poplutz zwei höchst ansprechende CDs mit ebensolchen Programmen aufgenommen und empfiehlt sich dabei einmal mehr als lyrischer Tenor mit Charakter.
Wahrer Wohlklang
Im Gegensatz zum sagenhaften König Midas, der daran verzweifelte, dass alles, was er berührte, zu Gold wurde (selbst Speisen und Getränke), gelingt dem Bassbariron Klaus Mertens jenes Kunststück: Alles, was er intoniert, wird für das Auditorium pures Gold. Den Beweis dafür tritt der Sänger mit ausgewählten Liedern des unbekannten Schweizer Komponisten Friedrich Theodor Fröhlich (1803-1836) an.
Weniger Kraft, dafür mehr Wirkung
Wie viele Einspielungen von Verdis Requiem gibt es wohl aktuell auf dem Markt? Wahrscheinlich zu viele, um noch eine hinzuzufügen, mag man meinen. Es sei denn, sie ist so klug angegangen wie DavidThimms Interpretation mit dem Leipziger Universitätchor und dem Mendelssohnorchester Leipzig.
Bach for five
Die neue CD des Calmus Ensemble ist die letzte in deser Besetzung. Mit „Bach for five“ bildet sie ausschließlich Musik des Thomaskantors ab: grandios gesetzt für fünf Stimmen a cappella.
Sprechend gesungen und singend gesprochen
Klaus Mertens ist stimmlich einfach der König Midas, der alles, was er berührt, in Gold verwandelt: Auch auf seiner jüngsten CD mit „Die schöne Magelone“ von Johannes Brahms, die 2020 mit Pianist Michael Schönheit für Rondeau entstand, gelingt dies beiden Künstlern.
Königin in guter Begleitung
Trompetenkonzerte haben immer etwas Festliches. Doch man kann sie auch in ein anderes, privateres Licht rücken, indem man das Orchester durch die Orgel ersetzt. Genau das haben der Dresdner Frauenkirchenkantor Matthias Grünert und Helmut Fuchs als Solotrompeter der Sächsischen Staatskapelle Dresden mit entsprechenden Werken eher selten gespielter Komponisten der Klassik getan. Rondeau hat „The Concerto Session“ aufgezeichnet.
Ans Licht geholt
Friedrich Gernsheim (1839-1916) war Zeit seines Lebens ein gefeierter Künstler. Nach seinem Tod gerieten er und seine Musik allerdings rasch in Vergessenheit. Um das zu ändern, erinnert das Label Rondeau mit einer CD mit Vokalwerken nun an diesen Komponisten und hat sich dafür mit dem von Tristan Meister geleiteten Chor Vox Quadrata, dem Pianisten Andreas Frese sowie Gesangssolisten begeisternde Interpreten gesucht.
Faszinierende Entdeckung
Die berühmteste Komposition von Heinrich Isaac ist das Abschiedslied „Innsbruck, ich muss dich lassen“. Dabei hat er für sein dreibändiges Werk „Choralis Constantinus“ mehr als 350 kunstvolle Motetten geschrieben und erwies sich als einer der führenden Vertreter der franko-flämischen Vokalpolyphonie. Das ensemble cantissimo will diese selten zu hörende Musik mit einem engagierten Projekt erkunden und hat bei Carus 18 dieser kusntvollen Motetten eingespielt.
Konzept nicht ganz erkennbar
Die neue CD eines Ausnahmesängers wie Countertenor Valer Sabadus lässt immer aufhorchen. Aktuell hat er mit dem Ensemble Spark das Programm „Closer To Paradise“ mit Werken von Antonio Vivaldi bis Rammstein eingespielt – klingt komisch, ist aber so.
Vokal stark, orchestral mit Luft nach oben
Christoph Graupner (1683-1760) stand seinem Zeitgenossen Telemann in puncto Produktivität von Kirchenkantaten nur wenig nach und brachte es hier auf mehr als 1.400 Stück. Auch instrumental war er ein „Vielschreiber“, was keinesfalls negativ konnotiert sein soll: Aus diesem übergroßen Fundus bedient sich nämlich das attraktive Programm der beim Label Accent erschienenen CD „Der Herr ist auferstanden“ mit österlichen Arien und Duette für Alt und Tenor.
Haydns Oratorium en miniature
Heinrich Schütz hat sie musikalisch in Szene gesetzt, die barocken Passionen zitieren sie in ihrem Erzählfluss, doch ist es vor allem Joseph Haydns Vokalvertonung seines Streichquartetts „Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz“, die diese Sätze aus dem Mund des Gekreuzigten besonders plastisch engefangen haben. Frieder Bernius hat sie mit dem Kammerchor Stuttgart neu aufgenommen.
Musik abseits der Metropolen
2020 wollte die Musikwelt mit Ludwig van Beethoven ja eigentlich einen ihrer Heroen gebührend feiern, doch verhinderte Corona die ganz große Geburtstags-Sause. In diesem Jahr hätte man sicherlich auch so manchen Blick auf das kompositorische Umfeld Beethovens geworfen und dabei den einen oder anderen interessanten Zeitgenossen entdeckt. Das holt nun die Ende 2020 aufgenommene Klanglogo-Produktion „Musik in Thüringen zur Beethovenzeit“ nach.
Ein sehr persönliches Repertoire
Ein Konzert (oder eine Aufnahme) ist dann besonders gelungen, wenn man dem oder den Interpreten durch die Musik extrem nahekommen kann. Und genau das war Künstlern in den hinter uns liegenden beiden Coronajahren durch mangelnde Auftrittsmöglichkeiten ja nicht möglich. Der Tenor Christian Elsner hat im Oktober 2020 daher eine sehr persönliche CD aufgenommen: „Urgedanken“, erschienen bei Klanglogo.
Echte Neuentdeckungen
Das mehr als 1.700 Werke umfassende Kantatenschaffen von Georg Philipp Telemann ist bislang kaum erschlossen. Das Telemann project will das ändern und präsentiert jetzt auf einer Doppel-CD die ersten zehn von 72 Kantaten des „Französischen Jahrgangs 1714/1715“ – weitere folgen.
WO mit Wumms
Es gibt Werke, die sind schon so oft eingespielt worden, dass man sich bei jeder neuen Aufnahme reflexhaft nach Sinn und Zweck einer weiteren fragt: Rechtfertigt das Ergebnis den Aufwand dieser Produktion? Die Antwort lautet Ja, wenn die Interpreten einer bereits so ausgiebig behandelten Musik tatsächlich nochmals eine neue Seite abzutrotzen vermögen – wie das 2020 in der Arnstädter Bachkirche aufgenommene Weihnachtsoratorium.
Klingende Momentbeschreibung
Corona hält die Welt in Atem und raubt der Kultur den selbigen – man kann und darf das nicht nur sinnbildlich verstehen. Doch in dieser Zeit nehmen Künstler auch verstärkt CDs auf, um Zeichen zu setzen und bewusst Spuren zu hinterlassen. Eine Aufnahme, die geistliche wie zwischenmenschliche Auswirkungen der Pandemie behandelt, stammt vom Voktett Hannover und bildet (produziert im Oktober 2020) das entsprechend konzipierte Programm „Glaube/Faith – Krise/Crisis – Hoffnung/Hope“ ab.
Schemelli kriegt Konkurrenz
„Weihnachten bei Freylinghausen“ heißt eine Solo-CD des Altus David Erler, die dieser mit dem Lautenisten Martin Steuber pünktlich zum Weihnachtsfest vorgelegt hat – und damit dankenswerterweise durchaus ein kleines musikalisches Geschenk abseits des Mainstreams.
Klug komplettiertes Mozart-Requiem
Es gibt viele Einspielungen von Mozarts Requim. Und viele sehr gute. Darunter fällt auch die bereits 20219 aufgenommene Version mit einer durch Birger Peteresen ergänzten Amen-Fuge im „Lacrimosa“, die das Fragment gebliebene Werk sinnvoll und einfühlsam ergänzt. Es muszieren unter anderem der Gutenberg-Kammerchor und das Neumeyer Consort unter der Leitung von Felix Koch.
Präsenter Klang
Bachs Kantatenwerk kann man immer wieder neu beleuchten und es so buchstäblich in einem anderen Licht sehen respektive hören. Mit den beiden Werken „Ich hatte viel Bekümmernis“ (BWV 21) sowie „Herz und Mund und Tat und Leben“ (BWV 147) hat Hans-Christoph Rademann mit der Gaechinger Cantorey zwei der bekanntesten Kantaten Johann Sebastian Bachs aufgenommen.
Pomp und lyrische Ruhepunkte
Jeder kennt die Eurovisionshymne. Und vielleicht auch, wer sie geschrieben hat und aus welchem Werk sie stammt: Marc-Antoine Charpentiers „Te Deums“ steht im Mittelpunkt der bereits 2000 entstandenen Aufnahme mit Le Concert Spirituel unter der Leitung von Hervé Niquet.
Das Beste aus allen Wolken
Mal steht man vor diesen Zeilen wie vor einem abstrakten Gemälde, bewundert die Komposition, doch begreift den Sinn nicht. Dann – und sehr viel öfter! – goutiert man den Stil des Autors und lässt sich das soeben Gelesene munden wie einen grandiosen Wein: Piet Klockes „Fürs Leben muss man geboren sein“ hält köstliche Bonmots und Sentenzen bereit. Angeblich ist es, so der Untertitel „notiertes Nichtwissen“. Und nur zu gerne glaubt man dem Klappentext: Klocke präsentiert „das beste aus seinem Zettelkasten“.
Tiefgründiger Humor bei ernstem Thema
„Die beste Depression der Welt“ heißt der erste Roman der Kabarettistin Helene Bockhorst. Wie in ihren Bühnensolos geht es auch hier locker und unverkrampft, vor allem aber zuweilen schonungslos offen zu. Die Künstlerin litt ebenfalls unter psychischen Belastungen und weiß also, wovon sie schreibt. Dass man bei der Lektüre auch mal laut lachen darf, könnte ein Therapieansatz sein.
Große Entdeckerlust
Nicht nur Johann Sebastian Bach, auch andere Kollegen haben sich vom Choral „Jesu meine Freude“ zu attraktiven und spannnenden Kompositionen inspirieren lassen. Mit seiner zweiten CD spürt das Ensemble BachWerkVokal unter der Leitung von Gordon Safari Bach und drei weiteren Meistern nach.
Alles außer „totes Holz“
Man gibt es ja nur ungern zu, doch Barockmusik kann sooo langweilig sein. Oder eben das komplette Gegenteil. Was natürlich nur gelingt, wenn jede® einzelne absolut für die gerade, in diesem Moment gespielte Musik brennt. Dann wird aus Alter Musik ein Feuerwerk. Und das zündet das Neumeyer Consort einmal mehr auf seiner jüngsten CD mit Werken von Joseph Bodin de Boismortier (1689-1755).
Konturenreiche Klangbilder
Ein deutscher Barde hat einmal gesagt, Heimat sei kein Ort, sondern ein Gefühl. Wie das klingen kann, drückt der junge Kammerchor Cythera mit seiner Debüt-CD „Homelands“ aus und bereitst dabei mit Chorliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts deutsche wie ungarische Gefilde.
Abendlieder der deutschen Romantik
Die romantische Chorliteratur gehört seit Beginn zur Kernkompetenz des Amadeus-Chors, der 2020 auf sein 50-jähriges Bestehen zurückblicken konnte. Noch kurz vor dem ersten Lockdown gelang es, aus diesem Anlass eine neue CD aufzunehmen.
Gelungene Fortsetzung
Reisen? Fehlanzeige. Konzerte? Fehlanzeige. Corona hat das kulturelle Leben 2020 fest im Würgegriff. Die kurze Erholungspause im Sommer nutzte der figure humaine kammerchor unter der Leitung von Dennis Rouger jetzt für die Produktion einer CD – natürlich unter strengen Hygienemaßnahmen und mit den nötigen Abständen. Hoffentlich wird man irgendwann einmal diesen Hinweis im Booklet-Text als Fußnote abhaken können. Bis dahin sind Aufnahmen der Konzertersatz. Und diese hier ist eine feine.
Frohe Weihnachten
CDs mit Weihnachtsliedern – wie viele mag es davon wohl geben? Um hier die Spreu vom Weizen zu trennen, kommt es nicht nur auf den oder die Interpreten an, sondern vor allem auch auf das Repertoire: Hört man Altbekanntes oder Neues oder neu Arrangiertes? Das Calmus Ensemble hat in seiner mittlerweile mehr als 20-jährigen Geschichte von allem etwas präsentiert. Der Carus-Verlag hat das nun in einem Sampler zusammengestellt.
So nicht
Es gibt Musikstücke, von denen man glaubt, niemals genug zu bekommen. Bei Bach gehören seine Goldbergvariationen zweifelsohne dazu. Sie haben unzählige Künstler zu eigenen und auch eigenwilligen Interpretationen und Adaptionen inspiriert und klingen immer wieder anders. Nun hat sich der Geiger Niklas Liepe BWV 988 angenommen – für ihn laut Pressetext eine echte Herzensangelegenheit.
Andiamo al „Mare“!
Nach ihrem Ritt auf dem „Flying Carpet“ in die Welt der orientalischen Klänge und faszinierenden Adaptionen deutscher Volkslieder macht Quadro Nuevo als Interpret fein und authentisch gespielter Weltmusik in den Häfen des Mittelmeers fest. Das neue Album heißt „Mare“ und kommt genau zur richtigen Zeit.
Bach mit Überraschungen
Wie oft wurden bestimmte Werke von Johann Sebastian Bach wohl bereits eingespielt? Die Orchestersuiten zum Beispiel – oder die Brandenburgische Konzerte. Wer sich anschickt, den Markt mit einer weiteren Aufnahme dieser Musik zu beglücken, muss schon was Besonderes liefern. Und das tut das Bremer Barockorchester mit „Bach to the Roots!“ ohne Frage.
Ab in den Urlaub
Mit seiner vierten CD veranstaltet Los Temperamentos einen barocken Tanz zwischen den barocken Stilen und Kontinenten. Italien, Frankreich, Spanien, Südamerika: Das von Néstor Fabián Cortés Garzón geleitete Ensemble stellt Alte Musik exemplarisch als quicklebendigen Organismus vor.
Rheinberger neu entdeckt
Eine CD, die „O schöne Nacht“ heißt und Musik von Johannes Brahms, Heinrich von Herzogenberg und Josef Gabriel Rheinberger vorstellt, hält doch sicher auch eine weitere Interpretation des berühmten „Abendlieds“ des Letztgenannten parat? Weit gefehlt! Allein deshalb macht diese CD neugierig, weil sie eben nicht auf ausgetretenen Pfaden wandelt. Im Gegenteil: Von Rheinberger gibt es mit „Harald“ op. 106,1, „Der Weidenbaum“ op. 106,2, „Mummelsee“ op. 95,1 und „Die tote Braut“ op. 81 sogar vier Weltersteinspielungen.
Gut gereifter Cherubini
Die Musik Luigi Cherubinis scheint derzeit ein Stück weit neu entdeckt zu werden: 2017 ergänzte der Kammerchor der Frauenkirche Dresden unter Matthias Grünert die Einspielungen des Requiems und zog Anfang dieses Jahres mit geistlichen Chorwerken des vor 270 Jahren geborenen Komponisten nach (beide Rondeau). Auch der Carus-Verlag widmet sich nun nach einer gefeierten Requiem-Einspielung von 2010 erneut Cherubini: und zwar der Missa solemnis Nr. 2 d-Moll, interpretiert von Frieder Bernius und seinem Kammerchor Stuttgart.
Vokalkunst in Vollendung
Sein 20-jähriges Bestehen feierte das Leipziger Calmus Ensemble mit Carus 2019 mit einer Doppel-CD, deren Programm kreuz und quer durch alle Stile und Jahrhunderte das große Können dieses Quintetts dokumentierte. Nun überrascht das Ensemble mit „Landmarks“, einem Album, das auf den ersten Blick keinerlei Konzept folgt, dessen roter Faden jedoch schnell spürbar wird.
Musik, die zum Schauspiel wird
Alle früheren Einspielungen der Kantate „Die erste Walpurgisnacht“ von Felix Mendelssohn Bartholdy kombinieren das nicht allzu lange Werk mit anderen Stücken oder verstehen es als klingenden Appendix im Schatten des Bekannteren. Carus stellt Opus 60 mit dieser Aufnahme mal in den Mittelpunkt und ergänzt es durch Auszüge von Mendelssohn Bartholdys Schauspielmusik „Oedipus in Kolonos“.
Chor-Romantik mal ohne die üblichen Verdächtigen
Große Entdeckungen kommen meist mit einem Paukenschlag daher – diese CD mit Geistlicher Chormusik der Romantik nicht: Sie nähert sich auf leisen Sohlen, offenbart aber mit 20 kaum musizierten Werken einiger bekannter und sehr viel mehr weniger bekannter Komponisten auch zahlreiche Neuentdeckungen. Die von Fabian Enders geleitete Sächsische Solistenvereinigung erweist sich dabei als höchst kundiger Führer auf jenen höchst selten betretenen Musikpfaden.
Choräle ungenügend ausgedeutet
Auch die Gaechinger Cantorey möchte natürlich ihren Part zum großen Interpretationsmosaik bei den Passionen und Oratorien Bachs beitragen. Das ist legitim und Hans-Christoph Rademann tut dies aktuell mit Bachs Johannespassion in der Fassung des Jahres 1749. Das Ergebnis ist eine beim ersten Hören rundum gelungene Einspielung ohne störende Ecken und Kanten; wer sich genauer mit dieser bei Carus als Doppel-CD erschienenen Interpretation beschäftigt, entdeckt jedoch schnell Details, die sowohl aufmerken lassen, im anderen Extrem jedoch auch Schwachstellen aufweisen.
Nicht nur der Kongress tanzt
Eine CD mit dem sinfonischen Werk von Werner Richard Heymann (1896-1961) ist in doppelter Hinsicht eine Besonderheit: Zum einen stellt Rondeau mit dieser Produktion Musik in Weltersteinspielung vor, zum anderen darf man einen Komponisten kennenlernen, den man bisher eher (wenn nicht nur) aus der Welt des Revueschlagers und von Filmmusiken der 20er- und 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts kannte.
Italienische Klangpracht aus Elbflorenz
Es muss ein besonderes Konzert gewesen sein – an diesem besonderen Ort: die zeitgenössische Erstaufführung einer Kompilation geistlicher Chormusik von Luigi Cherubini in der Dresdner Frauenkirche: Den in Florenz gebürtigen Komponisten zog es nach Paris – für das Konzert wählte man passenderweise die als Elbflorenz gerühmte Residenzstadt.
Arien ohne Worte
Wenn ein Felix Mendelssohn Bartholdy „Lieder ohne Worte“ schreiben konnte und diese sich auch noch bald 200 Jahre nach ihrem Entstehen großer Beliebtheit erfreuen, scheint dem Verzicht auf die menschliche Stimme ein gewisser Zauber innezuwohnen. Diesen Gedanken könnte auch dem Blockflötisten Simon Borutzki gekommen sein, denn für die CD „Extravaganza“ lässt er sein Instrument gleichsam als Vokalist auftreten. Und der Kunstgriff erweist sich als wunderbare Idee: Borutzkis Flöten singen!
Dreidimensionaler Raumklang
Der Mainzer Domchor setzt seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Leipziger Label Rondeau fort und legt jetzt seine bereits vierte CD mit den sächsischen Vokalspezialisten vor. Nach Werken von Hans Leo Hassler, César Franck und Anton Bruckner kann man nun den Mitschnitt des weihnachtlichen Domkonzerts 2018 miterleben: Gemeinsam mit Solisten und dem Mainzer Domorchester musiziert der von Domkapellmeister Karsten Storck geleitete Knabenchor die Messe solennelle en l’honneur de Sainte-Cécile von Charles Gounod.
Tonalität ist Trumpf
Eigentlich ist es seitens des Labels Carus überflüssig zu erwähnen, dass es sich bei jeder der hier vom SWR Vokalensemble unter der Leitung von Frieder Bernius aufgenommenen Motetten Hans Fährmanns (1860-1940) um Ersteinspielungen handelt. Viel interessanter ist doch, dass diese CD überhaupt erstmalig das Vokalschaffen dieses Komponisten würdigt: Bislang wurde dies nur seinen Orgelwerken zuteil.
Perfekte Proportionen
In seiner spannenden Diskographie hat sich das Ensemble Gli Scarlattisti – ausgewählte Vokalisten in homogener Kammerchorbesetzung – bereits einmal ausschließlich dem Œuvre Johann Rosenmüllers gewidmet. Nun legt Dirigent Jochen Arnold mit den „Kernsprüchen“, polyphone deutschsprachige Bibelvers-Vertonungen mit Instrumentalbegleitung, eine weitere CD mit Werken dieses Komponisten vor. Gemeinsam mit der Capella Principale wird hier höchst elegant musiziert.
Singet dem Herrn ein neues Lied
Eine Debüt-CD sollte, nein muss sogleich Akzente setzen. Das gelingt dem 2015 gegründeten Ensemble BachWerkVokal unter der Leitung von Gordon Safari mit seinem bei MDG erschienen Erstling „Cantate Domino“ in der Tat. Das Motto „Singet dem Herrn“ zieht sich dabei durch alle eingespielten Werke, die gleichfalls ein „Who is who“ des Barock abbilden: Bach, Telemann, Buxtehude und Händel. Und sozusagen als „Special Guest“ Mozart mit ganz besonderen Beiträgen.
Alte Volkslieder mal echt neu interpretiert
Dass Volkslieder durchaus witzig und auf alle Fälle höchst ansprechend klingen können, beweist die neue CD des Knabenchors Hannover. Als Teil des „Liederprojekts“, einer Noten- und CD-Kollektion, mit der der Carus-Verlag und Partner seit zehn Jahren das eigene Singen wieder mehr in den Fokus rücken wollen, zeigt dieser herausragende Klangkörper aus dem Norden einmal mehr höchstes Niveau. Unterstützt wird er dabei ebenfalls von den Besten: Canadian Brass.
Beethoven für Chor?
Natürlich wünscht sich jeder Interpret, seine CD möge beim Publikum stürmische Begeisterung und ungeteiltes Lob hervorrufen. Doch ist nicht vor allem derjenige Tonträger interessant und ein mindestens ebenso großer Beitrag zur Audiokultur, an dem man sich reiben möchte und kann? „Beethoven für Chor“ mit dem Deutschen Jugendkammerchor unter der Leitung von Florian Benfer verdient es, als solcher gehört zu werden.
Kleinodien frühbarocker Liedkunst
Ohne einen Blick ins informative CD-Booklet zu werfen fiel dem Rezensenten zu dieser Musik sofort ein Begriff ein: Es ist einfach eine „köstliche Gemütsergötzung“, die einem die Lieder aus dem „Opitianischen Orpheus“, 1642 von Erasmus Kindermann (1616-1655) auf Gedichte von Martin Opitz komponiert, da bereiten. Und tatsächlich: Im Untertitel hat der Schöpfer diese Kleinodien barocker Liedkunst „Musicalische Ergetzlichkeiten“ genannt. Für die Interpreten also ein gelungenes „Quod erat demonstrandum“.
Unendliche Weiten
„Consolatio“ heißt die CD von Carus, auf der der KammerChor Saarbrücken unter der Leitung von Georg Grün Werke des japanischen Komponisten Ko Matsushita (*1962) Stücken von Max Reger (Opus 6) und Clytus Gottwalds Adaption des Adagiettos aus Gustav Mahlers fünfter Sinfonie gegenüberstellt.
Mystische Klangwelten
Nein, hier singen keine erwachsenen Künstler nach jahrelanger Ausbildung, sondern tatsächlich Knaben und junge Männerstimmen, also Kinder und Jugendliche. Profis sind sie allemal, die Jungs vom Windsbacher Knabenchor, der jetzt seine zweite CD unter Martin Lehmann vorlegt.
Die Faszination des Einfachen
„Nightfall“ – zu Deutsch Abenddämmerung – heißt die CD des Jugendchors Hochtaunus, die, bei Rondeau erschienen, das fast 500 Seiten starke Chorbuch „Romantik a cappella 2“ aus dem Helblinger Verlag quasi als Hörbeispielsammlung begleitet.
Passgenauer Schlussstein
Nach zehn Jahren ist es soweit: Die letzte, 20. Folge der (insgesamt 27 CDs umfassenden) Gesamteinspielung des Œuvres von Heinrich Schütz unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann bei Carus liegt vor. Der Schlussstein ist sozusagen gesetzt und dank einer wiederum herausragenden künstlerischen Leistung von robuster Stabilität. Es ist nicht die einzige Tonträgersammlung auf dem Markt, die sich anschickt „Schütz complete“ zu präsentieren – doch in dieser Breite, Tiefe und Güte ist Carus absolut konkurrenzlos.
Faszinierender Gesamtklang
Ungern gibt man zu: Bei kostspieligen Sanierungsprojekten überschlägt man schon mal im Kopf, ob die vielleicht horrenden Summen, die beispielsweise für eine Orgel anfallen, anderswo nicht nötiger gebraucht würden. Eine CD wie „Stay, ye angels“ – sie vereint eingespielt von der Gaechinger Cabtorey unter Hans-Christoph Rademann die Bach-Kantaten BWV 19, 169, 158 und 149 – rückt den Blick dann wieder gerade: Mag sein, doch hier lohnt(e) die Investition, ist das im Jahr 2000 restaurierte Instrument in der Naumburger Stadtkirche St. Wenzel doch die einzige authentisch erhaltene Bach-Orgel weltweit.
Transparenz in allen Registern
Mit dem „Utrechter Te Deum & Jubilate“ sowie der Suite aus „Il Pastor fido“ und der „Ode for the Birthday of Queen Anne“ beschloss die Gaechinger Cantorey mit ausgewählten Solisten unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann das Stuttgarter Musikfest 2018. Nun präsentiert Carus in Kooperation mit SWR2 einen Livemitschnitt dieses Konzerts aus der Liederhalle vor Ort.
Das Volkslied lebt
Die Musik ist nicht nur grenzüberschreitendes Verständigungsmittel, sondern auch ganz eigener Kulturschatz eines jeden Volkes. Doch weil sie im nationalsozialisti-schen Deutschland arg missbraucht wurde, hat das Land der Dichter und Denker, die hierfür so wundervolle Verse ersannen, ein gespaltenes Verhältnis zu seinen Volksliedern. Aber es scheint sich eine Renaissance anzubahnen, altes Liedgut wird aufgegriffen und gepflegt! Und manchmal ganz anders, als man denkt, wie die neue CD der Weltmusiker von „Quadro Nuevo“ beweist: „Volkslied Reloaded“.
In guter Verfassung?
„Schwarzrotgold“ lautet der Titel eines Magazins der Bundesregierung. Das Titelthema der zweiten Ausgabe ist der 70. Geburtstag des Grundgesetzes, auf der Rückseite wirbt eine Eigenanzeige: „In guter Verfassung. Dank guter Verfassung.“ Leicht konträr dazu liest sich die aktualisierte Neuauflage des satirischen Gesetzeskommentars „Alles in bester Verfassung“ aus der Feder des Berliner Kabarettisten Martin Buchholz (77).
Knabenchor trifft Saxophon
Es ist sicherlich ein Zufall, dass die aktuelle CD „Chor. Klang. Saxophon“ der Hymnus-Chorknaben mit dem Raschèr Saxophone Quartet just in dem Jahr auf den Markt kommt, in dem die Landesmusikräte in Deutschland eben jenes Blasinstrument zum „Instrument des Jahres“ erklärt haben.
Fesselnder Evangelist, aber eindimensionale Choräle
Bereichert die Neueinspielung einer Bachpassion den diesbezüglich ohnehin bereits gesättigten Markt, beschäftigen einen in der Regel zwei Fragen. Die eine ist praktischer Natur: Welche neue Ideen rechtfertigen den Aufwand? Die andere ist eher philosophisch: Bekäme man nun tatsächlich eine, die wirklich sämtliche Wünsche erfüllte, wäre es doch eigentlich auch unglaublich schade – hieße das doch, das man hier gewissermaßen ein Ende erreicht hätte.
Musik, die entspannt Weite atmet
Früher war ein A-cappella-Ensemble fast etwas Exotisches, heute finden sich immer öfter talentierte Stimmen zu solchen Formationen. Schade ist es, wenn es sich dabei um Solisten handelt, denen es schwerfällt, sich ins Ensemble einzugliedern. Das ist bei der Gruppe „Voktett“ aus Hannover glücklicherweise nicht der Fall.
Prickelnder Barock
Die „Brandenburgischen Konzerte“, jene 1721 von Johann Sebastian Bach dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg gewidmete Sammlung von sechs Konzerten, gehören zum Standard-Repertoire eines jeden Barockorchesters – und einer jeden CD-Sammlung.
Auf Entdeckungsreise
Arnold Mendelssohn und Friedrich Gernsheim: Natürlich stehen sie im Schatten von Johannes Brahms und Robert Schumann. Doch selbstbewusst haben sie der Violinist Friedemann Eichhorn und sein Pianist José Gallardo in den Titel der CD aufgenommen – freilich „hinter“ den großen Namen. Die Trackfolge auf der CD ist allerdings eine andere.
Einzigartiger Zusammenklang
„Suchet der Stadt Bestes“, heißt es im Buch des Propheten Jeremia. Und in Leipzig gibt es in musikalischer Hinsicht ja nun unglaublich viel zu finden und zu entdecken. Zum Beispiel die beiden hier beheimateten A-cappella-Ensembles amarcord und Calmus. Beide glänzten in der Vergangenheit im Alleingang, nun haben sie eine erste gemeinsame Produktion vorgelegt. Und die wird hoffentlich nicht ihre letzte sein.
Unbekanntes ans Licht geholt
Es gibt immer wieder etwas zu entdecken – auch abseits großer Namen oder Jahrestage, die selbst weniger bekannte Komponisten zumindest für einen Augenblick in den Fokus einer interessierten Öffentlichkeit rücken. Hierzu gehört sicherlich auch die deutsche Komponistin Johanna Senfter, deren 140. Geburtstag sich 2019 zum 140. Mal jähren wird. Schon länger beschäftigt sich der Geiger Friedemann Eichhorn mit der Komponistin, war an der Edierung ihrer Werke für Violine beim Mainzer Schott-Verlag beteiligt und legt jetzt beim Label Paladino Werke für Sologeige mit Klavier sowie zwei Violinen als Weltersteinspielung vor.
Klangfarben eines neuen Schütz-Bildes
Bevor sich der kluge und zugängliche Essay aus der Feder von Oliver Geisler im Booklet des vorletzten Teils der Schütz-Gesamteinspielung den 15 (und in zwei Fällen erstmals) aufgenommenen Madrigalen und Hochzeitsmusiken des großen Renaissance-Komponisten en détail widmet, geht es um das Bild, das die Musikwelt heute von Heinrich Schütz hat. Seine hier vorgestellten (deutschsprachigen) Werke haben darin sicherlich ihren Platz, gehören jedoch keinesfalls zu den auffallenden Partien, die eher von der geistlichen Musik bestimmt werden. Es gibt also etwas zu entdecken!
Chanson des Monats x 100 = ganz große Kunst
Wer Thomas Pigor und Benedikt Eichhorn schon mal auf der Bühne live gesehen hat, ist schnell süchtig nach neuen Liedern dieses dynamischen Duos. Die Dosis für zwischendurch bot in den letzten über acht Jahren Pigors „Chanson des Monats“ im Radio. Nun liegen die Lieder als Dokumentation in Buchform vor. Natürlich mit mp3-CD!
Neue Blickwinkel erschlossen
Der klavierbegleitete Sologesang der Romantik stand Pate bei den Bearbeitungen von entsprechenden Stücken französischer und deutscher Komponisten: Einerseits ist Denis Rouger als Leiter des Kammerchores figure humaine genau davon begeistert, andererseits schätzt er den Klang der Mehrstimmigkeit. Und so brachte er geschätzte Lieder in anmutigen Arrangements sozusagen in Form und verband damit beides: Solo- und Chorgesang.
Beginn einer wundervollen Reise
Es ist schon unglaublich, welche Entwicklung die sechs Damen vom Leipziger A-cappella-Ensemble Sjaella seit ihrer Debüt-CD im Jahr 2011 durchlaufen haben – und mit ihnen ihr Publikum: wunderbar der Zusammenklang der sechs individuellen und großartigen Stimmen, höchst anspruchsvoll die Arrangements, breit und tief das Repertoire, das von geistlicher Vokalmusik bis zu Standards des Pop und Jazz reicht.
Hinein ins tiefe Klangmeer
Natürlich existieren mehrere Aufnahmen der Messen Anton Bruckners, doch ist das Werk als CD-Aufnahme weitaus weniger präsent als die großen Messvertonungen anderer Komponisten. Dass die Einspielungen der f-moll-Messe Nr. 3 nun von Rondeau um eine weitere ergänzt und damit ausdrücklich bereichert werden, ist der Musica sacra am Hohen Dom zu Mainz und ihrem Domkapellmeister Karsten Storck zu verdanken.
Knabenchorklang vom Feinsten
Diogenio wer? Diogenio Bigaglia? Laut Booklet der CD aus dem Hause Rondeau ist über diesen Komponisten, der von 1676 bis 1745 lebte und im Kloster San Giorgio Maggiore nahe Venedig wirkte, wenig bekannt; seine Werke seien jedoch „in zahlreichen europäischen Musikarchiven vertreten“.
Geschmackvolles Weihnachtsgeschenk
Als Kind ist es sicherlich schön, wenn man zu Weihnachten genau das geschenkt bekommt, was man sich gewünscht hat. Als Erwachsener mag einen das auch freuen, ist aber zugegebenermaßen auch etwas langweilig. Umso größer aber ist das Glücksgefühl, wenn man auf dem Gabentisch eine echte Überraschung findet.
Eine frohe Botschaft
Nachdem der Bachchor Mainz unter seinem Künstlerischen Leiter Ralf Otto bei Naxos bereits die Johannespassion und die Matthäuspassion eingespielt hat, setzt er die Neuaufnahme der großen Bachschen Oratorien fort und stellt nun seine Interpretation des Weihnachtsoratoriums vor. Der berechtigten Frage, warum man dem gesättigten Markt an guten Aufnahmen eine weitere hinzufügt, kann er dabei durchaus selbstbewusst begegnen.
Zu schön, um wahr zu sein
Die neue CD des Calmus Ensemble erscheint als Co-Produktion von Carus und „chrismon“, einem Magazin der Evangelischen Verlagsanstalt, das regelmäßig überregionalen deutschen Zeitungen wie „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“ oder „Welt“ beiliegt. Und um die Welt, also den Globus, geht es dem Calmus Ensemble auch mit seiner neuen CD; denn die sei, so schreiben es die Musiker in einem Vorort des über 50 Seiten starken Booklets, einfach zu groß, um alle Länder, Sprachen und Kulturen auf einer einzigen CD zu beschreiben.
Servus! Wir hatten die Ehre!
Nein, die neue CD der „Ersten Allgemeinen Verunsicherung“ ist natürlich nicht das Letzte. Aber sie ist tatsächlich die letzte, die jetzt von der österreichischen Band auf den Plattenmarkt geworfen wurde. Es ist ein Abschiedsalbum ohne Nostalgie, dafür aber mit knisternder Aktualität in gewohnt prickelnder Text-Musik-Mischung. Und auf dem gilt, was sein Titel verkündet: „Alles ist erlaubt“.
Wiegenlieder zum Einschlafen
Ganz unabhängig davon, ob man nun eine konzertante Sternstunde erleben oder eine besondere CD-Aufnahme hören darf: Es stimmt immer wieder optimistisch, wenn junge Menschen miteinander musizieren, künstlerische Tradition pflegen und sie damit ins Heute tragen. Das gilt natürlich auch für Advents- und Weihnachtslieder.
Musik, die Geschichte(n) erzählt
Nachdem das Aris Quartett mit seiner dritten CD Ludwig van Beethoven gewidmet hatte, beschäftigt sich die jüngste Einspielung mit Dmitri Shostakovich und Franz Schubert. Ein Glücksfall.
Das Comeback der Blockflöte
Vor kurzem lief auf arte ein schönes Portrait, das sich zwar in erster Linie dem Musiker Maurice Steger, aber eigentlich noch viel mehr seinem Instrument widmete – der Titel: „La flûte à bec – fait son come-back“, zu Deutsch „Die Blockflöte – ein Comeback“. Auf diesem Weg dürfte ihr auch diese CD im besten Sinne „Beine machen“.
Kompendium geistlicher Musik
Beim „Florilegium Portense“ handelt es sich um den Titel eines Anfang des 17. Jahrhunderts gedruckten Kompendiums geistlicher Motetten in deutscher und vor allem lateinischer Sprache. Seinerzeit war sie bei Chören aller Art äußerst publik und sollte zur Andacht sowie zum Singen „ante et post cibum“, also vor und nach dem Essen dienen. Viele der dort zusammengetragenen Gesänge wurden auch an der Leipziger Thomasschule angestimmt, wo die Tradition des Chorgesangs vor den Mahlzeiten auch heute noch gepflegt wird.
Wenn die Mail-Box zwei Mal klingelt
Besser könnte eine Presseinformation ihren Namen kaum umsetzen: In der zur neusten Badesalz-CD „Mailbox-Terror“ wird berichtet, man habe das Komiker-Duo Henni Nachtsheim und Gerd Knebel gefragt, warum sie erstmals nach 14 Jahren wieder ein Album aufgenommen hätten. Die Antwort der beiden fiel „nach ein paar Stunden intensiven Überlegens“ und lautete: „Eija…warum net?“
Meister der Wortausdeutung
Ganz klein steht es auf der CD: Die Aufnahme einer der jüngsten Produktionen aus dem Hause Carus ist bereits über 20 Jahre alt und entstand 1997 als Livemitschnitt einer Aufführung anlässlich der Schwetzinger Festspiele. Damals fand sich die deutsche Fassung der Oper „Tod der Dido“ von Ignaz Holzbauer (1711-1783) im Programm. Das einaktige Singspiel unterstrich bereits in italienischer Sprache 1779 die Position Holzbauers als einer der führenden Opernkomponisten seiner Zeit.
Himmlisches Himmelfahrtsoratorium
Im Gegensatz zu den Aufnahmen mit den Passionen und dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bachs ist die Anzahl der Einspielungen der beiden kleineren Oratorien, namentlich des Osteroratoriums (BWV 249) und dem Himmelfahrtsoratorium (BWV 11) überschaubar. Dennoch sollte natürlich jede, die dazu kommt, etwas zu sagen haben.
Großartige Entdeckung
Live ist ihre Musik höchst selten zu hören und auch Aufnahmen sind rar: Lili Boulanger, die französische Impressionistin, starb am 15. März vor hundert Jahren. Doch ihr war kein langes Leben beschieden: Geboren 1893 in Paris erkrankte sie mit zwei Jahren an einer schweren Lungenentzündung, von der sie sich Zeit ihres Lebens nicht mehr erholen sollte – mit gerade mal 25 starb sie. Zwischen 1911 und 1918 komponierte sie rund 50 Werke für Klavier, Solostimme und Chor, die ihre tiefe Verwurzelung im christlichen Glauben widerspiegeln.
Neue Facetten entdeckt
Zugegeben, die CD ist nicht neu, sondern wurde bereits vor 13 Jahren bei Carus veröffentlicht. Doch Charles Gounod würde in diesem Jahr 200 Jahre alt, weswegen sich die Stuttgarter dazu entschieden haben, die gelungene Produktion mit dem Kammerchor I Vocalisti unter der Leitung von Hans-Joachim Lustig neu aufzulegen. Eine Gute Entscheidung, zumal mit den „Sieben letzten Worten“ betörend schöne Chormusik a cappella erklingt.
Singet dem Herrn ein neues Lied
1629 erschien der erste Teil der Symphoniae sacrae von Heinrich Schütz, 1647 der zweite und schon 1650 der dritte. In der Gesamteinspielung des Vokalwerks von Heinrich Schütz veröffentlichte Carus erst Teil I, dann Teil III und folgt nun mit Teil II.
Aus dem Schatten ins Licht
Natürlich ist der Komponist Samuel Scheidt (1587-1656) bei den Liebhabern Alter Musik kein Unbekannter. Und dennoch steht er oft im Schatten heute berühmterer Zeitgenossen wir Heinrich Schütz. Mit der CD „Cantiones Sacrae“ führt das Athesinus Consort Berlin den Meister jedoch ins warme Licht der lebendigen Interpretation.
Paganini in neuem Licht
Die Capricen für Violine solo von Niccolo Paganini stellen an den Interpreten höchste Ansprüche – als technische Studien sowie als Vortragswerke; der Komponist, der die 24 Stücke ganz allgemein „den Künstlern“ widmete, hat sie übrigens nie selbst vor Publikum gespielt. Zahlreiche Widmungsträger haben sich bislang zu verschiedenen Interpretationen inspirieren lassen. Auch den jungen Geiger Niklas Liepe faszinieren diese Stücke, was er jedoch nicht dazu nutzte, den zahlreichen Einspielungen nur eine weitere hinzuzufügen.
Gestatten: Herr von Püttlingen...
Es gibt sie noch, die kleinen, aber lohnenswerten Entdeckungen. Wer zum Beispiel war Johann Vesque von Püttlingen (1803-1883)? Diesen Komponisten stellt die CD „In bester Gesellschaft“ vor: „Freche Lieder der Vorzensur“ heißt es im Untertitel. Die Sopranistin Caroline Jahns widmet sich gemeinsam mit dem Pianisten Hedayet Jonas Djeddikar Vertonungen unter anderem von Gedichten Heinrich Heines.
Klangvolle Traditionspflege
Mit „Coplas Sefardies“ legt der jüdische Bass-Bariton Assaf Levitin die erste Folge jüdisch-spanischer Gesänge des Komponisten Alberto Hemsi (1898-1975) vor. Als Kantor der jüdischen Gemeinde in Hannover erinnert der Sänger gemeinsam mit dem Pianisten Naaman Wagner an den 120. Geburtstags des Komponisten, der sich vor allem für die Bewahrung der sephardischen Folklore stark machte.
Dem Phantom dicht auf den Versen
Angesichts der Fülle an Einspielungen Bachscher Passionen darf man heute bei jeder neuen, die hinzu kommt, mit Fug und Recht fragen, welchen Gewinn genau sie darstellt. Diese ist einer.
Vom Feinsten
Dass man Joseph Haydn posthum Unrecht tut, wenn man sein vokales Schaffen auf die „Schöpfung“, die „Letzten sieben Worte“ und seine großen Mess-Vertonungen reduziert, bemängelt Clemens Harasim im Booklet der CD-Einspielung des „Stabat mater“ aus dem Carus-Verlag völlig zurecht.
Spannende Welten
2015 nahm der Kammerchor Hannover unter der Leitung von Stephan Doormann drei Motetten von Johann Sebastian Bach auf, um sie mit „den drei anderen“ zu kombinieren, die jedoch nicht von Bach, sondern vom schwedischen Komponisten Sven-David Sandström (*1942) vertont worden waren. Auf diese spannende Gegenüberstellung folgt nun die gleiche Werkfolge, nun jedoch jeweils vom anderen „Kollegen“ komponiert.
Alte Lieder neu gehört
Offenbar beseelt vom Elan des „Reger-Jahres“ 2016 – gedacht wurde des hundertsten Todestages des Komponisten – hatte das Ensemble Vocapella Limburg unter der Leitung von Tristan Meister seinerzeit eine erste CD mit Männerchören Max Regers aufgenommen. Und gleich darauf vermerkt: Vol. 1.
Heidenrespekt!
Der in Berlin lebende Kolumnist Gideon Böss hat im Jahr 2014 einen Roman geschrieben: „Die Nachhaltigen“ – eine tolle Satire auf Naturschutz und Rassismus (ganz grob gesagt). Den sollte man lesen! Und nach der Lektüre fragt man sich dann vielleicht, was dieser Mensch denn noch so geschrieben hat? Neben seiner Mitautorenschaft am ironischen Bändchen „Auf ein Gläschen mit Helmut Schmidt“ ein Sachbuch: „Deutschland, deine Götter – eine Reise zu Kirchen, Tempeln, Hexenhäusern“. Um diese faszinierende Publikation geht es hier.
Anrührender Dreiklang
Wie schön, wenn man mal mehr bekommt, als auf der Verpackung angegeben ist: Nur hinten auf der CD mit Luigi Cherubinis C-Moll-Requiem erfährt man, dass neben dem wohl bekanntesten Werk des Komponisten auch sein „Marche funèbre“ und vor allem der „Chant sur la mort de Joseph Haydn“ zu hören sind.
Alte Lieder neu gehört
Man hört und spürt, dass diese CD für die Sängerinnen des Ensembles Schwesterhochfünf – Monika, Agnes, Franziska, Maria und Cordula Tschuschke – mehr ist als eine weitere (ihre dritte) Produktion: Zu hören sind keine Weihnachts-, sondern Adventslieder, das wird im Booklet betont.
Nichts als waberndes Tremolieren
Wenn einem eine CD mit Dirigent Hervé Niquet auf den Schreibtisch kommt, war die Vorfreude bisher groß, hat er einen doch noch vor kurzem live mit seinem Le Concert Spirituel derart in den Bann geschlagen, dass dem Kritiker schier die Lobesworte fehlten. Statt großer Barockmeister aus Italien gibt es nun Romantik pur: Mendelssohn mit dem Flemish Radio Choir. Doch wie ernüchtert ist man nach nur wenigen Sekunden!
Mitten drin im Resonanzraum
Man ist ja stets geneigt, bei einer CD-Aufnahme zuvorderst Güte und Originalität der Interpretation zu würdigen. Dabei findet (wenn es nicht gerade rauscht und knistert) die gerade für die Produktion doch so unglaublich wichtige Arbeit der Tonmeister nur selten Beachtung. Auf der CD „Altri Canti d’Amor“, eingespielt vom Ensemble L’Estro d’Orfeo, ist das anders.
Kräftezehrend, aber lohnenswert
Zweifelsohne schwere Kost, die einem Frieder Bernius hier „zumutet“. Aber wenn, dann bitte so: Das Requiem von György Ligeti in direkter und logischer Kombination mit seinem als Fortsetzung des Fragment Gebliebenen konzipierten „Lux aeterna“ für 16-stimmigen Chor – eine Herausforderung, gewiss. Und keine, die man so eben mal einfach meistert.
Sexy Telemann
Das Telemann-Jahr 2017 ist willkommener Anlass für Konzertreihen und natürlich auch (um das hoffentlich geweckte Interesse in die kommenden Jahrzehnte hinüberzuretten – schließlich dauert es bis zum nächsten runden Gedenken 50 Jahre) für CD-Einspielungen. Eine davon stammt vom Frankfurter Neumeyer Consort und widmet sich (als SWR-Coproduktion erschienen bei Christophorus) dem Sujet der Ouvertüre.
Singet dem Herrn ein neues Lied [sic!]
Schon der Titel erzeugt Spannung: „Cantate Domino canticum novum“, die lateinische Übersetzung des deutschen Psalmworts „Singet dem Herrn ein neues Lied“ – kommen dem Vokalmusik-Liebhaber hier wahrscheinlich eher die Motetten von Johann Sebastian Bach oder Heinrich Schütz in den Sinn, widmet sich die vierte CD des Kammerchors „I Vocalisti“ jedoch ausschließlich der Chormusik des 20. und 21. Jahrhunderts.
Transparenz ist nicht alles
Heinz Erhardt sagte seinerzeit immer: „Noch ’n Gedicht.“ Und scheinbar orientiert sich vor allem die „Ernste Musik“ an dem großen Komiker, wenn es um Einspielungen gerade der oratorischen Werke Johann Sebastian Bachs geht: Noch ‘ne Passion, noch ‘ne h-moll-Messe, noch ’n Weihnachtsoratorium.
Klangvolle Marien-Biografie
Weit über 3.000 Werke hat Antonio Caldara (1670-1736) als Komponist des venezianischen Spätbarocks komponiert. Die Vokalakademie Berlin unter der Leitung von Frank Markowitsch hat aus diesem reichen Œuvre nun für das Programm „Salve Regina“ Musik zum Lob der Maria destilliert.
Nachdenken und lauthals lachen
Allein vom Titel her ist der Veröffentlichungs-Zeitpunkt für die neue CD von Lars Reichow eine absolute Punktlandung, denn der Silberling heißt wie das aktuelle Live-Programm, aufgenommen während des diesjährigen Da-capo-Festivals im Alzeyer Schlosshof: „Freiheit!“. Die lässt sich der Mainzer nicht nehmen.
Hohe Töne mit Tiefgang
Der Albumtitel könnte sich als selbsterfüllende Prophezeiung erweisen: Die neue CD der Kölner A cappella-Gruppe Wise Guys heißt „läuft bei euch“. Und sie hat tatsächlich das Zeug dazu. Nach „Achterbahn“ erweist sich die aktuelle Formation als buchstäblich stimmig, so dass auch die 16 Titel des neuen Silberlings überzeugen.
Klangjuwelen des Frühbarock
Keine Chance: Nachdem die 15 Motetten von Johann Staden (1581-1634) – eine Weltersteinspielung seiner „Kirchenmusik I“ durch den Windsbacher Knabenchor – verklungen sind, findet man kaum Worte, um das eben Gehörte zu beschreiben.
Psalmen im christlich-hebräischen Dialog
Es ist ein Glücksfall, wenn man auf einer CD nicht nur gute Musik hört oder tolle Künstler erlebt, sondern auch etwas Neues kennenlernt, vielleicht ja überhaupt etwas lernt. „Psalmus“, der aktuelle Tonträger des Deutschen Kammerchors ist eine solche CD.
Klang und Raum in bestechender Einheit
Wer Hans Leo Hassler (1564-1612) einzig mit seinem Madrigalschaffen in Verbindung bringt, dürfte viel verpassen: Der Komponist schrieb auch wunderbare, sakrale Vokalwerke. Einen repräsentativen Querschnitt stellt jetzt die aktuelle CD der Mainzer Dommusik vor.
Lust auf Lyrik!
Marco Tschirpke ist nicht erst jetzt unter die Poeten gegangen – da ist er ja schon längst angekommen und heimisch. Nun aber liegt ein erster Gedichtband vor. Man findet ihn in der Post. Und legt ihn beiseite: Anderes steht zuvor an. Irgendwann aber nimmt man das Buch zur Hand. Und kann nicht mehr davon lassen. Wunderbar!
Wise Guys sind wieder da!
Ob „Achterbahn“ nun die „zweifelsohne bisher beste Wise Guys-Platte“ ist, wie es in der Presseerklärung heißt, muss jeder Hörer selbst entscheiden. Fakt ist aber: Die neue Scheibe der Kölner A cappella-Profis ist nach dem eher fragwürdigen Instrumental-Versuch „Zwei Welten“ aus dem Jahr 2012 wieder mal richtig gelungen und macht Spaß!
Durchtrainierter Klangkörper
„Light and Love“: Das Sonux Ensemble aus 14 Tenören und 17 Bässen, die Streicher des Sirius Quartetts, Saxophonist Stefan Kuchel sowie Chorleiter Hans-Joachim Lustig nehmen die Hörer dieser CD mit in die faszinierende Welt neuer und neuester Vokalmusik für Männerchor.
Wie im Himmel
Zuweilen fällt die Besprechung einer CD schwer, weil das Gehörte einem erst mal Atem und Worte gleichermaßen raubt: Der dritte Tonträger des Ensembles Sjaella aus Leipzig gehört zweifelsohne dazu und man muss sich nach dem letzten Stück regelrecht fassen.
Gemüths Ergetzung pur
Wer die Musik Johann Sebastian Bachs liebt, wird immer wieder bei bestimmten Werken des Thomaskantors innehalten. Wahrscheinlich finden sich in der heimischen Audiothek gleich mehrere Einspielungen der h-moll-Messe, der Passionen, des Weihnachtsoratoriums, der „Kunst der Fuge“, des „Musikalischen Opfers“ – und natürlich: der Goldberg-Variationen.
Album zum Lauthören
Stefan Gwildis ist der König der „deutschen Soulmusik“, der er mit gekonnten Coverversionen seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt hat. Da ist der Schritt zum Jazz nicht weit – und mit der NDR-Bigband unter Leitung von Jörg Achim Keller jetzt äußerst hörenswert gelungen. „Das mit dem Glücklichsein“ hört man am besten nicht zu leise.
Leise Statements, unüberhörbar
Drei Jahre nach „Mairegen“ meldet sich Reinhard Mey zurück: „Dann mach’s gut“ lautet der Titel – das entsprechende Lied auf dem 17 Tracks umfassenden Album ist ergreifend emotional und erinnert an Meys Sohn Maximilian, der seit Jahren im Wachkoma liegt. Überhaupt nimmt die Erinnerung des mittlerweile 70 Jahre alt gewordenen Barden großen Platz ein.
Hippies, Hamster und Heuschrecken
Marina Lewyckas neuer Roman „Die moderne Welt unter Berücksichtigung diverser Kleintiere“ ist eine bissige Abrechnung mit der 68er-Generazion und der heutigen Finanzwelt – eine urkomische und nachdenkliche Geschichte um Ideale und ihren lukrativen Verkauf in Zeiten der Krise.
Wer beeinflusste Bach?
Dass Johann Sebastian Bach die Musik nach ihm wie kaum ein anderer geprägt hat, ist kein Geheimnis. Aber wer beeinflusste ihn? „Walther, Westhoff, Bach“ – schon der Titel der CD von Uta Pape (Violine) mit Klaus Mader (Therobe), Olaf Reimers (Barockvioloncello) und Wolf-Eckart Dietrich (Cembalo) gibt bereits eine Antwort.
Kostbare Geschenke
Mit seiner Einspielung von Motetten William Byrds (ca. 1543-1623) eröffnet das Vienna Vocal Consort fraglos Klangwelten von unergründlicher Schönheit und straft diese Aussage mit jedem Ton, der sich in vollkommener Harmonie zum Ganzen fügt, sogleich Lügen, denn es taucht tief in diese Musik um sie eben zu ergründen.
„Sjaella“ heißt Seele
Die Einspielung von Motetten aus der Feder von Hugo Distler mit „Sjaella“ und dem „Ensemble Nobiles“ vereint neben dem Totentanz zehn weitere Motetten des 1942 gestorbenen Komponisten – in unvergleichlich intensiver Klangschönheit, klug und mit Herz musiziert.
Ich bin erst recht kein Ohrwurm
Mit dem im Frühjahr erschienenen Album „Zwei Welten“ betraten die Wise Guys ein Stück weit Neuland, denn diese CD war bislang nur die halbe Miete: Im Herbst sollte das Pendant auf den Markt, mit dem die fünf A cappella-Künstler nach eigenen Worten einen lang gehegten Traum realisieren und die meisten Lieder des Albums nochmals mit professioneller Instrumentalisierung einsingen. Das liegt jetzt vor.
Jauchzet, frohlocket!
„Tönet ihr Pauken!“, so ließ Karl-Friedrich Beringer, bis Ende 2011 Künstlerischer Leiter des Windsbacher Knabenchores, „seine“ Weihnachtsoratorien aus Bachs Feder stets beginnen: während unzähliger Aufführungen, in der Einspielung aus dem Jahr 1991 und auch auf der aktuellen CD mit diesem Werk. Bei Sony ist jetzt ein Livemitschnitt der letzten drei Konzerte der Windsbacher unter Beringers Leitung erschienen.
Ein behutsam packender Erzähler
Von Johann Wolfgang Goethe stammt die Charakterisierung der Novelle, nach der sie „eine sich ereignete unerhörte Begebenheit“ ist. Ihr folgt Bruno Jonas mit seinen Erzählungen „Bis zum Hals“. Er wolle kein weiteres Buch abliefern, in dem alle ihr Fett abbekämen, sinniert der Kabarettist im Nachwort. Stattdessen meldet er sich auf 238 durchweg gut geschriebenen Seiten zu Wort – mit leisen Tönen und damit umso stimmgewaltiger.
Bach pur
Die letzte CD-Produktion des Windsbacher Knabenchores unter seinem Dirigenten Karl-Friedrich Beringer widmet sich dem Kantatenwerk Johann Sebastian Bachs und hat einen eklatanten Makel: Sie enthält leider nur vier der 199 BVW-Nummern dieses Genres. Mit diesen – Nr. 1, 48, 78 und 140 – jedoch präsentieren die Sänger gemeinsam mit den Deutschen Kammer Virtuosen Berlin und einem Solisten-Quartett der Spitzenklasse nicht mehr und nicht weniger als: Bach pur.
Sein Handwerk hat doppelten Boden
Marco Tschirpke begeistert das Publikum seit langem mit seinen nur scheinbar zuweilen kruden Gedankengängen, die er im Licht des Geistesblitzes in Verse schmiedet und Melodien fasst. Drei Tonträger mit „Lapsusliedern“ sind bereits erschienen, das vierte folgt aktuell und besticht einmal mehr durch den trockenen Humor, dessen Doppelbödigkeit und Hintersinn bei jedem Hören neue Finessen offenbart.
Entschleunigungsmusik
Manchmal ist es reiner Zufall, dass man auf eine bestimmte Musik stößt: Bei „The River“ mit dem Pianisten Ketil Bjørnstad und dem Cellisten David Darling verhielt es sich so, als sie einem in der Jazz-Abteilung eines CD-Geschäfts auffiel. Zum einen bestach das kühl gestaltete Booklet in Blau und Weiß, zum anderen die für Jazz ungewöhnliche Instrumentierung.
Der Klang der Stille
Die Stille ist der Gegensatz zum Lauten, zum Laut, auch zur Musik – so schön sie auch klingen mag. Die vorliegende Einspielung des Requiems von Tomás Luis de Victoria aber, mit der auch des 400. Todestags des um 1548 geborenen Komponisten gedacht werden soll, durchbricht diese Grenze: Die Stille nach dieser Musik ist eine geradezu linear empfindbare Weiterführung der vorher gesungenen Bitte um die ewige Ruhe.
Erfrischende Brauchtumspflege
Dass ein Knabenchor auch Volkslieder singt, ist nicht unbedingt erwähnenswert. Wohl aber, wie er es tut. Der Windsbacher Knabenchor legt unter der Leitung von Karl-Friedrich Beringer und Instrumentalisten des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin (DSO) jetzt eine Aufnahme vor, deren schlichter Titel „Deutsche Volkslieder“ Programm ist: exemplarische Auffassung, Verinnerlichung und Wiedergabe vokalen „Volkseigentums“, das es zu bewahren und zu pflegen gilt.
Neue Wege zu Bachs Markus-Passion?
Johann Sebastian Bachs Passionen des Johannes und Matthäus sind unverrückbar fester Bestandteil des vorösterlichen Konzertgeschehens unserer Tage und Programme aller namhaften Labels. Und doch bleibt die Frage: Was ist mit den Evangelien des Markus und Lukas? Eingespielt sind – rekonstruierte – Vertonungen beider Texte, darunter bemerkenswerte Annäherungsversuche unter den Leitungen von Ton Koopman oder Roy Goodman. Eine weitere „Markus-Passion“ legte jetzt das Ensemble amarcord vor – und geht damit einen neuen, interessanten Weg.
Kunstvolles Glaubensbekenntnis
Auch wenn Schubert seine geistliche Musik wohl nicht primär als Ausdruck seines persönlichen Glaubens schuf, rührt die Einspielung seiner As-Dur-Messe mit dem Windsbacher Knabenchor und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin doch wie ein tiefes Bekenntnis an. Einen ausgesprochenen Auftrag für dieses Werk hatte der Komponist nämlich nicht. Stattdessen lernt der Hörer hier einen privaten Schubert kennen, der seine religiösen Gedanken musikalisch formuliert.
Nabelschau im Mairegen
14 neue Lieder hat der „Bunte Hund“ wieder geschrieben und sie für sein 25. Studioalbum auf Tonträger gebannt: „Mairegen“ heißt die neue CD von Liedermacher Reinhard Mey. Sie ist ruhiger, introvertierter und intimer als die Vorgängerplatten.
„Neue Helden“ von den alten Hasen
Je älter die EAV (Erste Allgemeine Verunsicherung) wird, desto schärfer profiliert sich die österreichische Band um Klaus Eberhartinger und Klaus Spitzer als Kommentator, der es nicht mehr bei kritischen Untertönen belässt, sondern seine Stimme immer deutlicher und lauter erhebt. Die aktuelle CD „Neue Helden“ ist absolut auf der Höhe der Zeit und ein passabler Beweis mehr für die sprachgewandte Wachheit dieser Alpenrocker.
Mit dem Wahnsinn an die Börse
Der Kabarettist Hagen Rether merkte jüngst an, dass die Gier der Anleger die der Investmentbanker erst geweckt habe. Doch da ist noch etwas: Das Streben nach Macht, um Einfluss nehmen zu können – ein Eifer, der von den Protagonisten nicht selten euphemistisch als Gestaltungswille bezeichnet wird. Katharina Münk ist mit ihrem Roman „Die Insassen“ eine satirische Parabel gelungen, die eben jenes Phänomen unterhaltsam aufnimmt.
Vokaler Adventskalender
Für alle, denen Bing Crosbys „White Christmas“ zum Ohr raushängt und die ihre Vorweihnachtszeit auch abseits von klingelingenden Schneeglöckchen, rotnasigen Rentieren und stillen Nächten musikalisch unterlegen wollen, bietet die A cappella-Band Viva Voce mit „Wir schenken uns nix“ eine äußerst gelungene Alternative.
Trost statt Trauer
Das Mozart-Requiem gehört mit Bachs Matthäuspassion und Händels Messias sicherlich zu den am meisten auf Tonträger gebannten Oratorien. Alle drei kommen auf über hundert „Treffer“, sucht man in einschlägigen Klassik-Katalogen danach. Hier also von „Neueinspielungen“ zu sprechen, hat mittlerweile etwas ungewollt Komisches. Und doch schafft es gerade das Mozart-Requiem des Windsbacher Knabenchores unter Karl-Friedrich Beringer, jene Musik in neuem Licht erscheinen zu lassen – und das wortwörtlich.
Händels Cembalo-Suiten auf einem Steinway D?
Ragna Schirmer hat – pünktlich zum Händel-Jahr 2009 – auf drei CDs die Cembalo-Suiten des Hallenser Tonsetzers eingespielt. Dass der Gehalt dieser Meldung über die reine Information hinausgeht, liegt an dem Wagnis, sich diesen Werken eben nicht auf dem Cembalo, sondern auf dem modernen Konzertflügel zu nähern.
Der neue Strunk: Antiheld im Freizeitstress
In seinem neuen Roman „Fleckenteufel“ kleidet sich Strunk in Psyche und Physis von Thorsten Bruhn, einem in pubertären Irrungen und Wirrungen gefangenen 16-Jährigen. Der Mikrokosmos einer evangelischen Gemeindefreizeit ist diesmal der Nährboden für die Geschichten, die Heinz Strunk mit der ihm eigenen Direktheit minutiös schildert.
Alliage Quintett: Barock meets Saxophone
Bach und Vivaldi? Immer doch gerne! Aber mit Saxophon? Im Quartett mit Klavier? Die CD „Masquerade“ des Kölner Alliage Quintetts verwirrt ihre Hörer mit musikalischem Mummenschanz allerhöchster Güte.
„Jesus liebt mich“ oder Showdown in Malente
Nach „Mieses Karma“, in dem der erfolgreiche Drehbuchautor David Safier („Mein Leben & Ich“) eine Fernsehmoderatorin von einem aus einer Weltraumstation herabstürzenden Waschbecken erschlagen so manche Station der Wiedergeburt durchleben lässt, widmet er sich in seinem neuen Roman „Jesus liebt mich“ einer weitaus weniger gesegneten Protagonistin: Marie im ostholsteinischen Malente.
„Elias“ duldet keinen Widerspruch
Als Felix Mendelssohn-Bartholdy seinen „Elias“ am 26. August 1846 im englischen Birmingham uraufführte, erntete er Stürme der Begeisterung. Ob es der aktuellen Einspielung mit dem Windsbacher Knabenchor und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (DSO) unter Karl-Friedrich Beringer gelingt, ähnlichen Jubel hervorzurufen? Das Zeug dazu hat die Sony-Produktion allemal.
Brauchbares Material: Holmqvists „Die Entbehrlichen“
„Die Entbehrlichen“ heißt der jüngste Roman der schwedischen Autorin Ninni Holmqvist, der ein Zukunftsszenario malt, in dem die Menschen in „Benötigte“ und eben „Entbehrliche“ eingeteilt werden.
Frohe Kunde: „Noël“ mit dem Bachchor Mainz
Das Weihnachtsoratorium? Ist von Bach. Und zwar Johann Sebastian. Meistens jedenfalls. Dass das gleichnamige Werk des Franzosen Camille Saint-Saëns sein Schattendasein zu Unrecht führen kann, zeigt die Neueinspielung des Bachchors Mainz unter Ralf Otto: „Noël“ ist ein klingendes Kompendium mit Werken der französischen Romantik zum Weihnachtsfest.
Andreas Scholl singt „Crystal Tears“
John Dowland gehört zum festen Repertoire des deutschen Countertenors Andreas Scholl. Mit seinem aktuellen Album „Crystal Tears“ widmet er sich gemeinsam mit Julian Behr (Laute) und dem Baseler Concerto die Viole den „Consort Songs“.
Spielfreude pur: „Le Quattro Stagioni“ mit „Red Priest“
Vivaldis „Le Quattro Stagioni“, besser bekannt als schlicht „Die vier Jahreszeiten“, gehören wohl mit zu den am meisten musizierten und daher auch bekanntesten Barockwerken. Kein Wunder, dass es davon unzählige Einspielungen gibt. Und daher fast eines, wenn das Ensemble „Red Priest“ diesem Stück eine so noch nie gehörte Note abgewinnt.
A cappella vom Feinsten: Wise Guys präsentieren „frei!“
Musste man sich in das Vorgänger-Album „radio“ erst einmal rein hören, um wirklich, allerdings dann auch nachhaltig Geschmack daran zu finden, gelingt der Kölner A cappella-Gruppe Wise Guys mit „frei!“ sofort der Sprung in das Herz des Hörers: „Ja, wir sind wieder da!“ beginnt der Refrain des ersten Songs und man will gleich mitsingen: „Na endlich!“
Geschichte des Pop muss neu geschrieben werden!
Songs zu covern ist eigentlich keine Kunst, denn zumindest bei bekannten Liedern macht der Wiedererkennungswert manch mangelnde Qualität sicher wett. Schwieriger ist es sicherlich, möglichst nahe an das Original zu kommen, etwas von seinem Esprit aufzunehmen und wieder zu geben. Doch was ist, wenn das zu Covernde eigentlich ureigenstes geistiges Gut ist? Wie zum Beispiel im Fall der polnischen Familie Popolski, deren musikalische Qualität man laut Eigenwerbung „eigentlich nur mit den ‚Jackson Five‛, den Brüdern Gibb oder der Musikerfamilie Bach vergleichen kann“…
E- und U-Musik mit der Berliner „Lautten Compagney“
Wie fließend der Übergang von der ernsten zur unterhaltenden Musik sein kann, zeigt sich wohl nirgends so deutlich wie in der Tanzmusik der Renaissance. Und wie perfekt, ja packend man diese spielen kann, beweist die CD „Chirping of the nightingale – Mr. Playford’s English Dancing Master“ mit der Berliner „Lautten Compagney“.
Reinhard Mey ist ein „Bunter Hund“
„Ich bin ein bunter Hund“, singt Reinhard Mey auf seinem 24. Album und beschreibt sich somit treffend selbst. Doch die aktuelle CD ist weit mehr als eine autobiographische Nabelschau: Gewohnt geht der Liedermacher mit den Zeichen der Zeit ins Gericht – mal schmunzelnd, mal nachdenklich, mal anklagend und melancholisch, aber immer „typisch Mey“.
Boreout – ein neues Phänomen in der Arbeitswelt
Hektik und Stress in der Arbeit, das Gefühl des Ausgebranntseins, worunter auch das Privatleben leidet – jeder kennt das Gefühl des Burnout aus eigener Erfahrung oder der eines Kollegen oder Bekannten. Doch so unglaublich es klingt – es gibt auch das Gegenteil: den Boreout, eine Erkrankung durch Desinteresse und Langeweile – resultierend aus Unterforderung.