Wohlklang und Provokation: Das Ensemble Villa Musica präsentiert seine Bläservirtuosen
„Bläservirtuosen“ lautete der schlichte Titel dieses Kammerkonzerts. Und beide Begriffe wurden umgesetzt: Mit Jean-Claude Gérard (Flöte), Ingo Goritzki (Oboe) und Ulf Rodenhäuser (Klarinette) präsentierte sich das Ensemble Villa Musica begleitet von Pianist Kalle Randula bestens aufgelegt und mit einem interessanten Programm aus Wohlklang und Provokation.
Thema waren Werke französischer Komponisten von der Belle époque bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg.
Der erste Teil des Konzerts begann durchaus harmonisch: Mit der Sonatine en trio D-Dur op. 85 für Flöte, Klarinette und Klavier von Florence Schmitt (1870-1958) traten die Bläser in teils metrischer Parallelführung sowohl untereinander als auch mit dem Flügel in lebhafte Dialoge. Das zwischen 1924 und 1935 komponierte Werk atmet spürbar den Geist des wieder entdeckten Barock.
Camille Saint-Saëns‘ (1835-1921) Oboensonate (op. 166) ließ das Spiel Ingo Goritzkis im einleitenden Andantino federleicht auf den wellenartig ineinanderfließenden Klängen des Klaviers schweben und hieß ihn im Allegretto auf dem Akkordfächer Randulas pittoreske Miniaturen spielen.
Mit rundem und feminin-weichem Klang begleitete Ulf Rodenhäuser im Andante und Allegro von Ernest Chausson (1855-1899) die Klänge des Klaviers, bevor Jean-Claude Gérard mit Albert Roussels (1869-1937) Joueurs de flûte mit Pan, Tityre oder dem barocken Monsieur de la Péjaudie einige seiner „Kollegen“ vorstellte und dabei einen verträumten Pan, sprunghaft und rastlos den griechischen Schäfer oder sphärisch und schwer fassbar den Orientalen mimte.
„Nach so viel schönem Wohlklang kommt jetzt der Protest“, „warnte“ Ulf Rodenhäuser zu Beginn des zweiten Teils das Publikum vor der Sonate op. 47 von Darius Milhaud (1892-1974). Immerhin sorgte seine Musik weiland mitunter für laute Proteste während der Konzerte.
Das 1921 im benachbarten Wiesbaden uraufgeführte Werk für Klavier und drei Bläser stellt ein bizarres Tongebilde dar, dessen Harmonie in der Grundtonart a-moll ständigem „Störfeuer“ der einzelnen Instrumente ausgesetzt ist. Kein Geringerer als Camille Saint-Saëns geißelte Milhauds Werke einst als „Katzenmusik“. Das Bläsertrio fühlte sich zwar in die ineinander verwobenen und sich doch widersprechenden Klänge ein, schoss jedoch in der Dynamik weit übers Ziel hinaus und spielte für den Kammermusiksaal der Villa Musica schlichtweg zu laut.
Nach diesem provokanten Werk fanden die Künstler aber schnell wieder zum anfangs gepflegten „schönen Wohlklang“: Maurice Ravels (1875-1937) Pièce en forme de Habanéra für Oboe und Klavier sowie ein äußerst elegantes „Syrinx“ und die Première Rhapsodie von Claude Debussy (1862-1918) boten den drei Bläsern die bestens genutzte Gelegenheit, ihr solistisches Können unter Beweis zu stellen.
Den Abschluss bildete Camille Saint-Saëns‘ „Caprice sur des airs danois et russes“, womit die Musiker im Tutti mal melancholisch, mal spielerisch keck sowohl die geradezu sinfonisch anmutenden als auch die volksliedhaft variierten Partien lebhaft umsetzten.