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Hans Liberg: Viagrazeiten von Vivaldi und Bachs Matthäuspassion in der Karaoke-Version

Darf man über Bach, Beethoven und andere Heroen der heren Kompositionskunst scherzen? „Klassische Musik ist nicht witzig“, stellt der holländische Kabarettist Hans Liberg klar. Doch mag man ihm das nicht so recht abnehmen, setzt er doch schelmisch nach: „Witzig ist, was man daraus machen kann.“

Zu einem Potpourri klassischer Melodien schreitet der Musiker auf die Bühne. Mit „Freude schöner Götterfunken“ und „Gloria in excelsis Deo“ heizt er das Publikum zum rhythmischen Beifall an und fragt dann trocken in die Runde: „Hassen Sie es auch so, wenn mitgeklatscht wird?“ Es sind die vielen Holzwege, auf denen Liberg seine Fans liebevoll leimt. Da intoniert er ein paar Takte bekannter Klassiker und bittet das Publikum, das Stück weiter zu singen. Und immer wieder fällt man auf ihn herein: Nein, es ist nichts Bachs Tocatta, sondern das Concerto d’aranjuez von Rodrigo. Oder doch eher „Hit the road jack“ von Ray Charles? „Sie hören Sachen, die ich nicht spiele“, feixt Liberg.

Respekt hat er vor der Klassik, keine Frage – er stellt ihn nur nicht unter Beweis. Ohne Erbarmen wird da das „Adagio“ von Samuel Barber zum Diskothekengewummer, intoniert der Musikclown Vivaldis „Viagrazeiten“ oder „Lorne Greene von Richard Wagner“. Mozarts Musik wird auf einen Tonlauf von fünf Noten reduziert, das Klingeln eines Nokia-Handys bei Chopin geortet, Pop-Melodien in klassische gemixt und das Musikgeschäft auf den Kommerz reduziert: „Die großen Komponisten haben immer mit wenigen kleinen Motiven gearbeitet – mehr will der Kunde nicht.“

Und woher kommen die barocken Verzierungen? Die Herren Bach & Co. haben laut Liberg gesoffen wie die Löcher und daher beim Notieren gezittert! Mit wallender Perücke gibt er denn auch den Händel und fiedelt auf einem E-Bass in Form einer riesigen Krabbe („Viola da Gamba“), präsentiert die Unterschiede zwischen katholischer und protestantischer Orgelmusik und spielt auf der Königin der Instrumente Schöpfung und Sündenfall nach. Liberg brennt ein grandioses Feuerwerk an geistvollen Gags und gnadenlosen Kalauern ab.

Klassische Musik mag nicht witzig sein – Hans Libergs Interpretationen von Beethovens „Elise“ („Ein Lastwagen beim Rückwärtsfahren“) oder Bachs Matthäuspassion in einer Karaoke-Version sind aber zum Brüllen komisch. Das größte Lob kommt nach der Show von einer begeisterten Zuschauerin: „So einen hätte ich mir als Musiklehrer gewünscht!“

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