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Windsbacher Knabenchor erhält Rheingau Musikpreis 2007 und neuen Förderpreis der Stiftung des Festivals

Doppelte Freude in Mittelfranken: Der Windsbacher Knabenchor und sein Künstlerischer Leiter Karl-Friedrich Beringer erhielten nicht nur den diesjährigen Rheingau Musikpreis des gleichnamigen Festivals, sondern auch den neu geschaffenen Förderpreis der Stiftung des Rheingau Musik Festivals. Beide Preise sind mit je 10.000 Euro dotiert.

Fast wirkt es ein bisschen unheimlich: Auf den Tag genau vor 30 Jahren, also am 14. Dezember 1977, stand Karl-Friedrich Beringer erstmals vor dem Windsbacher Knabenchor – als Proband um die Nachfolge des im Frühjahr 2007 verstorbenen Gründers Hans Thamm. Jetzt wurden er und „sein“ Chor mit dem 14. Rheingau Musikpreis ausgezeichnet, der seit 1994 an Künstler, Komponisten und Musikwissenschaftler oder Institutionen in Anerkennung ihres musikalischen Gesamtschaffens verliehen wird. Frühere Preisträger waren unter anderem Gidon Kremer, das Artemis Quartett oder die Gesellschaft für Musikphysiologie und
Musikermedizin e.V. sowie 2006 der Dirigent Hugh Wolf.

Nach dem Votum der Jury, der neben Festivalintendant Michael Herrmann auch sein Kollege vom Schleswig-Holstein-Musikfestival Rolf Beck, Walter Fink als Vorstandsmitglied des Rheingau Musik Festival e.V., Dr. Leo-Karl Gerhartz (ehemaliger Programmbereichsleiter Musik des Hessischen Rundfunks) und der Vorsitzende der Geschäftsleitung von Schott Musik Int., Dr. Peter Hanser-Strecker angehören, erhalten die Windsbacher den diesjährigen Preis für ihre Verdienste im gegenwärtigen Musikleben.

„Junge Menschen für Musik zu begeistern ist ein zentrales Anliegen des Windsbacher Knabenchores. Neben der chorischen Ausbildung durch Karl-Friedrich Beringer werden die Choristen im angeschlossenen Internat zu umfassend gebildeten und musisch-kulturell interessierten Menschen erzogen“, heißt es in der Jury-Begründung: „Der Windsbacher Knabenchor gilt heute als führendes Ensemble seiner Art. Seine zu Recht gerühmte Disziplin und überwältigende Stimmkultur hat der Chor im Rahmen seiner internationalen Konzerttätigkeit in den vergangenen Jahren auch bei vielen Konzerten des Rheingau Musik Festivals unter Beweis gestellt.“

In der Tat war der Windsbacher Knabenchor unter Karl-Friedrich Beringer eines der ersten Ensembles, die im Rahmen des Festivals auftraten. In seiner Laudatio nannte Intendant Michael Herrmann den Chor einen „Leuchtturm im Musikleben“. Hier würden mit disziplinierter Begeisterung und engagierter Hingabe musikalische Erlebnisse der Extraklasse erarbeitet, „und zwar von Kindern und Jugendlichen, also einer Generation, der man oft nachsagt, sie könne weder stillsitzen noch sich konzentrieren“, unterstrich Herrmann.

Hier aber passiere Außergewöhnliches: „Jedes einzelne Chormitglied kommuniziert ständig mit dem Dirigenten und umgekehrt – wer beobachtet, wie diese jungen Menschen an ihrem Dirigenten hängen und welch beglückende Musik sie dabei machen, möchte sich fast wünschen, auch mit dabei zu sein.“

Herrmann dankte jedoch nicht nur dem Chor und seinem Dirigenten, sondern auch allen, die hinter den Kulissen in Windsbach dazu beitrügen, die Qualität des Chores zu halten und zu steigern; es sei wichtig, Kinder und Jugendliche mit den großen Kunstwerken der abendländischen Musiktradition und Moderne bekannt zu machen.

Dass dies in Windsbach vorbildlich gelänge, zeige auch, wie intensiv und überzeugend sich die jungen Sänger mit der Wechselwirkung von Musik und Text auseinandersetzten.

An den Dirigenten gewandt erinnerte sich Herrmann daran, wie schnell die musikalische Begeisterung von Beringer auf dessen Gesprächspartner überspringe: „Karl-Friedrich ist ein Feuerkopf“, sagte der Intendant im Hinblick auf den oft temperamentvollen Stil und Umgang Beringers mit seinem Chor. Wer von ihm „musikalisch infiziert werde, komme oft nicht mehr davon los“, freute sich Herrmann über das Resultat der „werteorientierten Erziehung“ und dem „Arbeiten von der Basis bis zum Konzert“.

In seinen Worten des Dankes gab Karl-Friedrich Beringer die Lorbeeren an seinen Chor weiter: „Wenn wir nicht Kinder und Jugendliche hätten, die selbst eine so große Begeisterung für die Musik mitbringen, könnte ich so etwas gar nicht machen.“ In Politik und Kirche werde immer davon gesprochen, dass Bildung wichtig und die Kinder die Zukunft seien – in Windsbach werde diese Forderung mit Leben gefüllt. Und zu seinen Sängern gab das wohl größte Lob eines großen Dirigenten: „Ohne Euch und die, die vor Euch im Windsbacher Knabenchor gesungen haben, wäre ich nichts – danke!“

Den Dank des Chores drückte dieser natürlich im gesungenen Wort aus: mit Adventsmotetten und Weihnachtsliedern, die man nur wenige Stunden später in einem Konzert in der Darmstädter Stadtkirche hören konnte – „business as usual“ eben für einen der besten und daher auch viel gefragten Knabenchöre der Welt.

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