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Prickelndes Savoir-vivre im Glas

Es muss nicht immer Kaviar sein, wusste schon Johannes Mario Simmel. Und nichts gegen Champagner, doch geht dessen Genuss ja doch irgendwann ins Geld. Die (nicht nur preisgünstigere) Alternative heißt: Crémant.

Auch der Crémant kam früher aus der Champagne: So nannte man die Schaumweine, die statt der üblichen fünf bis sechs bar Druck nur etwa drei aufwiesen. Dadurch wurde der Crémant de Champagne gefügiger am Gaumen und hatte eine besonders feine Perlage. Das zeichnet den Crémant auch heute aus. Ende der 1980er-Jahre wurde die Bezeichnung Crémant dann für alle französischen Schaumweine eingeführt, die nicht aus der Champagne kamen. Die Auszeichnung „Méthode champenoise“ blieb somit dieser Region vorbehalten.

Der Begriff Crémant kommt übrigens vom französischen Wort cremeux. Und das heißt übersetzt cremig, zart. Seine Farbe ist in der Regel ein sattes Gelb, der Geschmack mild-fruchtig. Das Aromenspiel bewegt sich zwischen A wie Apfel und Z wie Zitrusfrucht, man schmeckt Pfirsich und Aprikose sowie Honignoten. Crémant eignet sich sowohl als Aperitif als auch zu Speisen wie Fisch oder einer Käseauswahl mit Ziegen- und Blauschimmelkäse. Als Trinktemperatur sind sechs bis acht Grad Celsius ideal.

Auch Crémant entsteht in traditioneller Flaschengärung, die hier jedoch Méthode Classique bzw. Méthode Traditionnelle heißt. Weitere Vorgaben sind: Handlese, aus 150 Kilogramm Beeren dürfen nicht mehr als 100 Liter Saft gewonnen werden und der Schwefeldioxidgehalt darf 150 Milligramm pro Liter nicht überschreiten. Seine Lagerung muss mindestens zwölf Monate und davon neun auf der Hefe betragen. Außerdem müssen die Grundweine eines französischen Crémants aus einer der acht zugelassenen Regionen Elsass, Bordeaux, Burgund, Rhône, Jura, Languedoc, Loire und Savoyen stammen.

Der Begriff ist allerdings nicht herkunftsgeschützt: Auch in Luxemburg wird seit 1991 Crémant produziert; Länder wie Belgien (Crémant de Wallonie) und Deutschland (meist im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Luxemburg) folgten. Muss sich der Champagner mit den Grenzen seiner Region abfinden (verwendet werden fast ausschließlich Chardonnay, Pinot Meunier sowie Pinot Noir), profitiert der Crémant also durchaus von der üppigen Vielfalt an den Rebsorten Frankreichs.

Zu den bekanntesten Regionen gehören Crémant de Limoux (meist aus der Traubensorte Mauzac, Chardonnay und Chenin Blanc gekeltert), Crémant de Loire (enthält vor allem Chenin Blanc, aber auch andere in den Regionen Anjou, Touraine und Saumur angebaute Sorten), Crémant de Die (Clairette sowie Muscat Blanc und Aligoté), Crémant de Bourgogne (aus den im Burgund wachsenden Sorten Chardonnay, Pinot Blanc, Pinot Gris und Aligoté) sowie Crémant d’Alsace (zugelassen sind hier Riesling, Auxerrois, Chardonnay, Pinot Gris, Pinot Noir und Pinot Blanc). Die Gesamtanbaufläche für Crémant beträgt in Frankreich mehr als 11.000 Hektar.

Statt nun jede Region und ihre geschmacklichen Eigenheiten aufzuzählen, soll ein Sprichwort reichen: Probieren geht über studieren – und schreiben. Allerdings bin ich noch eine Information schuldig: Wie schmeckt die erworbene Sekt-Alternative denn nun? Sehr gut – und das nicht nur am Preis-Leistungs-Verhältnis gemessen. Es ist ein Crémant de Loire brut, gekeltert aus den Rebsorten Chenin Banc, Chardonnay sowie Cabernet Franc. Im Glas gefällt er mit gelbfruchtigen und mineralischen Noten, das Mousseux ist fein, der Duft blumig und harmonisch. À votre santé !

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