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Message about a bottle

Wurde Wein früher in Schläuchen aus Tierhaut oder Fässern gelagert, setzte sich mit Erfindung der Glasflasche im 17. Jahrhundert das bis heute gängigste Behältnis durch. Allein schon wegen seiner chemischen Neutralität ist Glas am besten geeignet für die Aufbewahrung von Flüssigkeiten. Heute gibt es die Burgunderflasche, die Bordeauxflasche, die Schlegelflasche, die Sektflasche und den typisch fränkischen Bocksbeutel.

Es gibt klare, grüne und braune, zuweilen auch blaue Flaschen. Dabei ist die Farbe keinesfalls ein rein optisches Unterscheidungsmerkmal: Rotweine profitieren von dunklem Glas, das die UV-Strahlung verringert, denn ein Zuviel an Licht beschleunigt den Reifungsprozess. Beim Rosé sieht die Sache buchstäblich ganz anders aus: Er wird jung getrunken und das charakteristische Leuchten des Rebensaftes soll schon in der Flasche wirken.

Früher konnte man bereits anhand der Flaschenform die Region ablesen, aus der der Wein stammt. Die Burgunderflasche gibt es seit dem 19. Jahrhundert: Bauchig und seitlich geschwungen war sie für Glasbläser einfach zu produzieren. Sie hat im Gegensatz zur Bordeauxflasche „hängende Schultern“. Im Burgund wurde sie erstmals eingesetzt und erhielt daher auch ihren Namen. Sie ist meist grün oder klar und auch die klassische Form für Weine von der Rhône oder Loire. In Burgunderflaschen werden Spätburgunder und Chardonnay und in Deutschland Grau- und Weißburgunder abgefüllt.

Die Sekt- oder Champagnerflasche erinnert in der Form etwas an die aus dem Burgund. Ihr Glas ist allerdings dicker, um dem Druck der Kohlesäure etwas entgegensetzen zu können. Auch die Mulde am Flaschenboden, die Culot de Bouteille, verteilt den Druck gleichmäßig im Gefäß.

Die Bordeauxflasche wurde eigens dazu entwickelt, um sich von den Kollegen aus dem Burgund abzuheben. Auffallend sind die „breiten Schultern“ der Flasche, die direkt unterhalb des Flaschenhalses ansetzen. Diskutiert wird, ob diese Ausbuchtungen einen bestimmten Sinn haben, etwa um etwaige Sedimente beim Dekantieren besser zurückzuhalten. Hierfür eignet sich aber auch der leicht gewölbte Boden. Tatsächlich ist die Bordeauxflasche die Form schlechthin für trockene Rotweine. Diese Bouteillen gibt es meist in grün und klar. Zudem haben sie gegenüber allen anderen Formen den großen Vorteil der besseren Stapelbarkeit, was sie auch für längere Lagerung empfiehlt. Daher ist die Bordeauxflasche heute überall auf dem Globus zu finden: nicht nur in ihrem Ursprungsland Frankreich, sondern auch bei Weinen aus Australien, Südafrika, Chile und den USA. Vorgeschrieben ist sie in den meisten Appellationen im Bordeaux sowie in der italienischen Rotweinprovinz Brunello di Montalcino.

Die Riesling- oder Schlegelflasche stammt ursprünglich aus Deutschland. Ihre Spuren führen an die Mosel und ins Elsass. Weine von dort werden heute unabhängig von der Traubensorte und Farbe ausschließlich in Schlegelflaschen abgefüllt. Auch in Deutschland und den Nachbarländern Schweiz und Österreich ist sie die am häufigsten verwendete Flaschenform. Und das hat historische Gründe: Transportiert wurde der Wein auf dem Rhein und die darauf fahrenden Flussschiffe verfügten nur über geringen Stauraum; die schlanke Schlegelflasche war daher platzsparend zu laden. Früher konnte man Weine aus Deutschland bereits an der Flaschenfarbe erkennen: Riesling vom Rhein kam oft in braunen Bouteillen daher, Moselweine eher in grünen. Es existieren noch zwei regionale Varianten: die elegant geschwungene „Sachsenkeule“ für Weine aus einem der kleinsten und östlichsten deutschen Weinbaugebiete und die etwas höhere „Rheingauer Flöte“.

Eine besondere Flaschenform ist der fränkische Bocksbeutel. In den 1720er-Jahren beschloss man, Weinen aus dem Würzburger Bürgerspital durch eine besondere „Verpackung“, sprich Flaschenform ein Alleinstellungsmerkmal zu geben. Diese erinnert an eine Feldflasche, die aus praktischen Gründen eng am Körper getragen werden kann. Der Name geht auf das niederdeutsche Booksbüdel (Bücherbeutel) oder Boksbudel (Ziegenhoden) zurück. Seit 2015 ist übriges eine von Designer Peter Schmidt neu gestaltete Bocksbeutelform auf dem Markt: Beauftragt vom Fränkischen Weinbauverband behielt er die bauchige Form bei, machte jedoch die Kanten eckiger; das Design gewann unter anderem den Deutschen Verpackungspreis in Gold. Laut Gesetz darf in einem Bocksbeutel nur Qualitätswein mit mindestens 72 Grad Oechsle abgefüllt werden. 1983 war es außerdem zu einem Gerichtsstreit gekommen: Die fränkischen Winzer verlangten für den Bocksbeutel Markenschutz, was jedoch vom EuGH abgelehnt wurde. So finden sich auch Weine aus Portugal in Bocksbeuteln. Und auch badische Weine, meist hochwertige Rieslinge, werden derart abgefüllt. Aus Franken sind es in der Regel Silvaner.

Als Altbundeskanzler Helmut Kohl auf einer Pressekonferenz am 31. August 1984 seinen Regierungsstil erklärte, fiel der berühmte Satz: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“ In abgewandelter Form könnte man das auch auf die Form der Weinflaschen anwenden, denn der Hauswinzer des Autors füllt zum Beispiel seine hervorragenden Weiß- und Grauburgunder in klaren Bordeauxflaschen ab. Insofern haben die Flaschenformen mit Ausnahme der Bouteillen für Schaumweine vor allem historische Ursprünge. Denn entscheiden ist dann ja doch, was oben rauskommt …

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