Und ‘ne Buddel voll Rum!
Wenn man sich einen Rum eingießt, dann schwingt da immer etwas von Seefahrerromantik mit – egal, ob man den „Guten Pott“ aus Flensburg für einen „steifen Grog“, also heißes Wasser mit Rum und Kandiszucker nimmt, oder das flüssige „braune Gold“ pur genießt. Schon auf dem Etikett mancher Marke (wie zum Beispiel der bekannten „Captain Morgan“) blickt man einem Seeräuber ins Gesicht – eine andere, ebenfalls sehr schmackhafte Sorte trägt sogar den Namen dieser „Berufsbezeichnung“, wenn auch abenteuerlich geschrieben: Pyrat. Wie man die Flasche auch dreht und wendet: Neben Rum kommt auch stets der Geist der Karibik heraus.
Das liegt natürlich an der Herkunft des Getränks: Als man im 17. Jahrhundert die östlichen Inseln der Karibik kolonisiert hatte, baute man dort auch Zuckerrohr an, denn in Europa waren süße Speisen beliebt geworden und die Nachfrage nach Zucker wuchs – wie die Plantagen auf den besagten Inseln. Dort begann man alsbald auch mit der Destillation von Alkohol, sprich: mit der Rumproduktion. Ihre Anfänge nahm diese wahrscheinlich in Brasilien, wo der für die Destillation nötige Rohrzucker von spanischen und portugiesischen Eroberern angebaut und von dort in die Karibik exportiert wurde.
Apropos: Um die heimischen Märkte zu schützen, verboten die Großmächte den Export, weswegen die Plantagenbetreiber auf ihren Fässern sitzen blieben. Das lockte Piraten an, woraufhin die Royal Navy, die hier für den „Küstenschutz“ zu sorgen hatte, ein dankbarer Abnehmer des Rums wurde: Im Jahr 1650 gehörte ein halber Liter Rum zur Ration eines Seemanns – pro Tag! Dabei handelte es sich um einen Blend aus Rums verschiedener Inseln.
Allerdings beschloss die Admiralität, das beliebte Getränk zu verdünnen und tapferen Soldaten eine Belohnung in Form von Zucker und Zitronensaft zukommen zu lassen, was man augenzwinkernd als Geburtsstunde des ersten Longdrinks bezeichnen könnte. Zwar wurde die ausgeschenkte Menge über die Jahre immer kleiner, doch hielt sich der Brauch und erst 1970 wurde auf einem englischen Kriegsschiff die letzte Ration Rum ausgeschenkt.
Zuckerrohr wird heute in den gesamten Tropen angebaut, weswegen Rum nicht mehr nur aus der Karibik, sondern unter anderem auch von Mauritius oder den Seychellen kommt. Jedes Land hat seine regionalen Produzenten: Aus Guatemala kommt mit dem Zacapa-Rum eine der bekanntesten Marken überhaupt, aus Nicaragua stammt Flor de Cana und selbst aus Indien wird mit dem Old Munk Rum eine der absatzstärksten Spirituosen ihrer Art exportiert. Aus eingeführter Melasse und jungem Alkohol, der dann vor Ort reift, wird mittlerweile auch in Europa Rum produziert. Probieren geht hier über Studieren – und spannende wie schmackhafte Entdeckungen sind garantiert!
Bei der Rumherstellung wird Zucker aus Zuckerrohr fermentiert. Optisch erinnert die Pflanze an Schilf oder Bambus, handelt es sich dabei doch ebenfalls um ein Gras. Nach der Ernte werden die Zuckerrohr-Stängel gewaschen, zerkleinert und ausgepresst, wodurch man dem faserigen Zuckerbrei der Zuckerrohrsaft entzieht, der dann vergoren wird. Der dabei entstandene Alkohol wird dann mittels Destillation konzentriert und durchläuft schließlich in Fässern einen Reifeprozess. Die Lagerung hat dabei nicht unerheblichen Einfluss auf die Qualität des Endprodukts, die Beschaffenheit der Holzfässer auf Geschmack und Aroma. Hierfür werden zuweilen auch natürliche Zusätze wie Kokosnuss-Stücke, ausgewählte Kräuter aus dem Regenwald oder Karamell verwendet. Dem „Spiced Rum“ fügt man Gewürze hinzu, für Rum-Liköre kommen Fruchtsäfte oder Honig zum Einsatz.
Rum gibt es in verschiedenen Farbnuancen: Junger Rum ist farblos und klar; wird das Getränk in Eichenfässern gelagert, erhält es aufgrund der Tannine im Holz goldene Farbnuancen, die sich nach mehreren Jahren in ein dunkles Braun verdichten können. Da dem (fast) fertigen Rum zur Reduzierung des Alkoholgehalts normalerweise Wasser hinzugegeben wird, „verwässert“ sich auch die Farbe. Durch Zugabe von Karamell oder karamellisiertem Zucker wird dann der Farbton wiederum intensiviert. Heller oder weißer Rum wird in Edelstahltanks ausgebaut oder mit Karbon gefiltert. Dabei werden auch Schadstoffe und Unreinheiten eliminiert, was die Gefahr von Kopfschmerzen am nächsten Morgen erheblich verringert…