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Kabarettistisches Savoir-vivre

MAINZ (20. September 2016). Fraglos hat sich der der Franzose Emmanuel Peterfalvi alias Alfons in die Herzen seines Publikums gespielt: Im Unterhaus brandet ihm fast schon liebevoller Applaus entgegen, so dass man kaum glauben mag, dass zu seinem Debüt auf der kleinen Bühne vor Jahren nur acht Zuschauer gekommen waren. Mittlerweile ist „der Reporter mit dem Puschelmikrofon“ mit Fernseh-Shows und im Radio präsent – eine wunderbar deutsch-französische Freundschaft also.

Seine Umfragen und Reportagen sind mittlerweile legendär, weil ihr Humor oft investigativer und entlarvender wirkt als das klassische Handwerk des TV-Journalisten. In seinem aktuellen Programm „Das Geheimnis meiner Schönheit“ geht Alfons mit den lustigen Video-Einspielern jedoch sparsamer um als bisher. Gut so, denn auf seine Kosten kommt man an einem Bühnenabend mit diesem sympathischen Gallier mittlerweile sogar eher durch die Geschichten, die er erzählt.

Wie Alfons dazu kam, davon berichtet „Das Geheimnis meiner Schönheit“, angereichert mit aktuellen Seitenhieben auf Merkel, Hollande und Sarkozy. Deutsche Gründlichkeit und französisches Laissez-faire – der liebevolle Akzent mariniert jeden Gag derart gründlich, dass einem selbst der oberflächliche Kalauer als pikante Pointe mundet: kabarettistisches Savoir-vivre mit perfektem Timing.

Für „Das Geheimnis meiner Schönheit“ erinnert sich Alfons an seine Kindheit und malt mit wenigen, aber intensiven Pinselstrichen eine detaillierte Szenerie, die schnell die leichtfüßige Eleganz einer französischen Tragikomödie bekommt. Schon als Neunjähriger hatte Emmanuel in einem Fernsehsender Medienluft geschnuppert und ahnte, wohin ihn sein Weg einmal führen sollte. Doch die Pariser Luft verursacht bei ihm Asthma.

Als der Knabe zur Gesundung auf einen Bauernhof in die Provence geschickt wird, leidet er anfangs unter der ländlichen Tristesse. Doch dann lernt er Opa Augustin kennen. Und mit ihm die tiefen Geheimnisse des Lebens. Der Zuschauer ist hautnah dabei, als Emmanuel verbotenerweise Traktor fährt, mit Augustin den Pfarrer ärgert, auf dem Dorfplatz Boule spielt und nachts den Sternenhimmel bewundert. Bevor der großväterliche Freund zu Grabe getragen wird, hat er Emmanuel einen Rat gegeben: „Werde, der Du bist.“

Dieser Weg führte Peterfalvi vom Kabelträger und Kameraassistenten über sein Ingenieurs-Studium und den Betrieb eines Piratensenders in Paris bis hin zum eigenwilligen Satiriker, der durch einfaches Abbilden die Wirklichkeit seinen Job machen lässt: Alfons‘ Reportage über ein reales Seniorenseminar der Bahn zum richtigen Umgang mit Fahrkartenautomaten hätte Loriot wahrscheinlich als übertrieben abgelehnt. Mittlerweile verzaubert „der Reporter mit dem Puschelmikrofon“ sein Auditorium aber auch als wundervoller Geschichtenerzähler – ein unterhaltsamer wie anrührender Werdegang.

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