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Ja und Amen!

MAINZ (22. März 2013). Dass Andreas Rebers Teile seiner Programme immer wieder in seinen aktuellen Spielplan einbaut, stört nicht im Geringsten, denn was richtig gut ist, hört man gerne auch ein zweites und drittes Mal. In „Predigt erledigt! – Ich regel das“ tritt „Reverend Rebers“ nun seine ganz persönliche Missionarsstellung an und liest dem Volk die Leviten: wie üblich mit scharfem Biss, bitterbösem Witz und herrlich hinterhältigem Humor.

Als Religionsstifter der „schlesischen Bitocken“, einer Gruppe aus „Teilzeitmoslems, Gelegenheitsjuden und Freizeitchristen“, ist er genauso unfehlbar wie der neu gewählte Papst, zu dem ihm noch nicht allzu viel einfällt. Ohnehin versteht er sich nicht als Kritiker Roms. Manches würde dort als „unnatürlich“ gegeißelt: „Das einzig Unnatürliche bei den Katholiken ist das Zölibat“, kanzelt er kurz und knapp ab.

Der Prophet lässt seinen Blick lieber weiter schweifen: zu den Salafisten („Religiöse Nazis, Faschisten und Arschlöcher!“) in deutschen Fußgängerzonen, die den Koran verschenken. „Lies!“, zitiert Rebers denn auch deren plakative Aufforderung und weist darauf hin, dass das ja auch ein englischer Plural ist.

Vor dem drohenden Mob in eine nahe Metzgerei geflüchtet kann „Reverend Rebers“ sich nun mit den Problemen vor der eigenen Haustür befassen. Und da begegnet einem – natürlich und Gott sei Dank – auch wieder Nachbarin Sabine Hammer, geschiedene Sichel. Diese Figur („Lehrerin, alleinerziehend und Vegetarierin – das volle Programm also.“) hat Rebers wunderbar spitz karikiert, um die Gesinnungsethik kräftig gegen den Strich zu bürsten.

Im antiken Duktus der Koransure und alttestamentarischen Versen stellt Rebers die Frau („Weib, scharre nicht – wir haben Parkett!“) in den Senkel und sich damit provokant an den rechten Rand der Intoleranz. Von dort waltet er als Scharfrichter und „Blockwart Gottes“ gegen alles, was sich bei 3 noch im linken Spektrum aufhält: „Macht Euch die Erde Untertan – von heil lassen war nicht die Rede“, verdammt der Prediger: „Umweltschutz ist also Gotteslästerung.“ Seine Charakterisierung der Grünen im schnarrenden Ton Hitlers ist genauso kraftvoll wie einst Charlie Chaplins Parodie in „Der große Diktator“: „Auf Parteitagen wird noch immer gestrickt – aber nie etwas fertig.“

Mit seiner grellen Lichtgestalt beleuchtet „Reverend Rebers“ die Lächerlichkeit jedweden Fundamentalismus‘ und bedient sich munter der Klischees von heute, „den Utopien von gestern“: Biowildlachs und Holzofenbrot sind für ihn die gleichen Widersprüche wie die Bemühungen der deutschen Friedensbewegung, die sich die Kriege aussuche, gegen die sie demonstriere. Ob gesungen oder gepredigt: Der provokante Aberwitz des deutlichen Wortes adelt Andreas Rebers als Bühnenkünstler, zu dessen perfidem Hintersinn man gerne ein „Ja und Amen“ lacht.

Weitere Informationen und Termine gibt es im Internet unter http://www.andreasrebers.de.

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