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Und es hat Xing gemacht

MAINZ (30. September 2010). Eines sieht auch die Künstlerin ein: „Sexy ist was anderes.“ So heißt nicht nur Anka Zinks neues Programm, das gilt auch für ihren kamerabewehrten Helm, mit dem sie ins Publikum linst: „Das ist für Google Inside.“ Nach „Streetview“ ginge es jetzt in die gute Stube – also auch ins Unterhaus. Doch schwarze Balken liegen bereits aus, um sein Antlitz zu verhüllen.

Und schon ist Anka Zink ebenfalls mittendrin: in den neuen Medien. Sie, für die das Fax der erste Quantensprung war, paddelt munter im Sog der kommunikativen Innovationen und rät dabei zu einer gewissen Gelassenheit, auch wenn das, was früher knutschen war, heute twittern sei: „Manche stellen sich bei beidem gleich blöd an.“

Internet und Handy, Kameras und Datenautobahn – Zink ortet den analogen Mensch inmitten der digitalen Welt und empfiehlt eine Paartherapie. Rauben also lustige Clips auf Youtube, das Telefonieren mit Skype und das Navigationsgerät dem Leben seine letzten Geheimnisse? Die Kabarettistin hinterfragt mit tiefsinnigem Witz und blickt der Privatsphäre hinterher, die auf der nachts von Ladegeräten und Standby-Dioden hell erleuchteten Startbahn vom Bett in die Küche in weite Ferne abhebt. „Bei Dir piept’s“, ist demnach auch keine Beleidigung mehr, sondern eine Information, erinnert sich Zink an händische Faltpläne in Zeiten bockiger Kartenlesegeräte.

Diese digitale Nabelschau trägt, weil sich jeder im Saal – einschließlich der Künstlerin – dabei ertappt, doch immer um den technischen Fortschritt zu wissen. Doch Zink sagt eben auch, wie albern es aussieht, mit Headset plappernd durch die Stadt zu laufen und wie seltsam es ist, wenn das ganze soziale Leben nur noch im virtuellen Füttern kranker Kühe auf Facebook besteht. Außerdem verschieben sich die Werte: „Ein Musikvideo runterladen und weiterschicken, also teilen, ist verboten – dabei ist doch gerade das eine christliche Tugend.“

Den Höhepunkt sprachlicher Formulierkunst erreicht Zink in der Reduktion aufs Wesentliche, indem sie den Sinn des Twitterns definiert: „Das ist was für Leute, die das auch machen.“ Und so hört man sie im Dschungel aus Telefontarifen, Flatrates, PINs, PUKs und TANs mit der verbalen Machete eine Schneise schlagen, in die humorgetränktes Licht sickert und einen anderen Trend illuminiert: den der Entschleunigung. Ihn zieht Zink dem „Körperteil Handy“ vor, von dem sie mit Recht sagt: „Sexy ist was anderes.“

Termine und Informationen gibt es unter http://www.ankazink.de.

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