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Kurpfälzische Dialektik

MAINZ (5. Mai 2018). Für ihn sei es immer etwas ganz Besonderes, im Unterhaus zu spielen, erklärt Arnim Töpel zu Beginn. Gleiches dürfte auch das Publikum empfinden, denn es ist schon länger her, dass der Musik- und Mundartkabarettist Mainz besucht hat. 18 Jahre lang steht er nun schon auf der Bühne und hat hier sechs Soloprogramme gespielt.

2012 entdeckte er eine weitere Leidenschaft: das Bücherschreiben. Seither verfasst er jedes Jahr ein neues, darunter eine Biografie über den Radrennsportler Günter Haritz, ein Kinderbuch und mehrere Mundartkrimis. Denn eines stört ihn: „In regionalen Fernsehkrimis spricht keiner Dialekt. Und wenn es doch mal einer tut, dann kann er es nicht.“

Töpel kann es, das Kurpfälzisch. Obgleich als Kind Berliner Eltern in Heidelberg geboren, die eben Hochdeutsch sprachen, hat er sich das Idiom nach und nach angeeignet und spricht es mittlerweile fließend. „Nur für kurze Zeit – alles gloffe?“ heißt sein aktuelles Programm, das er im Unterhaus spielt. Es ist ein Best-of aus alten und neuen Nummern. Aber weil Töpel eben so lange nicht mehr hier war, wirkt nichts wie aufgewärmt.

Ständig wechselt der Künstler zwischen Klavier und Mikrofonständer, zwischen Hochdeutsch und Dialekt. Lange Zeit konnte er diese „Landessprache“ übrigens nicht so gut babbeln wie heute, doch irgendwann habe sich eine innere Stimme gemeldet: „der Günda“, denn Günther war früher sein Spitzname, den er auch seinem Kommissar beispielsweise im Krimi „De Schorle-Peda“ gegeben hat. Und seitdem parliert Töpel eben auch auf kurpfälzisch.

Durch den Singsang der Sprache gewinnen die Geschichten, die der Kabarettist erzählt, an Kontur. Da will ein Kurpfälzer eine Bekanntschaftsanzeige aufgeben und scheitert schon an deren Formulierung, denn Hobbys wie Fußball, Skat und Hochdruckreiniger seien nicht unbedingt zielführend, meint der Kundenberater der „Zeidung“. Und so beschließt der Jäger aus Kurpfalz: „Alla gut – behalt‘ isch halt mei Gertrud“.

So musikalisch der Dialekt klingt, drückt sich Töpel auch am Klavier (leider nur ein E-Piano) aus. Begleitet vom für ihn typischen, hart akzentuierten Anschlag singt er den Blues, wobei das auch schon mal a cappella vonstattengeht und der Kahlköpfige seine Platte als Percussion einsetzt. Dieses Kabarett ist sicherlich nicht so massentauglich wie manch landläufige Comedy, aber es ist handgemacht – und daher authentisch.

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