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Lachen gegen die Krise

MAINZ – Arnulf Rating hält sich nicht mit einleitendem Geplänkel auf, sondern geht sofort in medias res. Denn in diesem Kabarettisten brodelt es: Regierung, Wirtschaft, Krise – alles hängt für ihn zusammen. Und da alles auch zusammenbricht, liegt es an ihm ein Hoffnungssignal zu setzen: „Aufwärts!“ heißt sein aktuelles Programm.

So ganz scheint Rating aber seinem Optimismus selbst nicht über den Weg zu trauen. Gewohnt persönlichkeitsgespalten – in bester Erinnerung ist noch die „Ich-AG“ aus dem Programm „Alles prima“, in der er Aufsichts- und Betriebsrat in einer Person war – geht Rating auch diesmal zu Werke und verkörpert gleich mehrere Charaktere: den flippigen Typus, der die Bürger per Bonuscard an die Urne locken will und den Wähler als Kunden sieht, den Frustrierten, der angesichts der Krise die eigene erlebt, den Spötter und natürlich auch Schwester Hedwig, die im Wartezimmer von Hausarzt Dr. Mabuse das Gesundheitswesen kuriert.

Zuweilen scheint das Programm allerdings etwas undurchsichtig und Rating selbst ein bisschen wie im Nebel nach den Pointen zu stochern. Doch gibt es die Begründung postwendend: In einem Land, in dem sogar Pofallas zu Ministern gemacht würden, sei selbst das Kabarett am Ende. Doch Kraft hat der Wahlberliner noch genug, um gegen Politiker wie „Schröders Machtschattengewächs“ Steinmeier und Westerwelle, den „Hassprediger des Neoliberalismus“ zu wettern: „In der Regel werden diejenigen, mit denen in der Schule keiner spielen wollte, Politiker.“

Manches im Programm „Aufwärts“ ist auch zu flach, wie die Nummer mit dem dödeligen Beamten, manches wiederum genau beobachtet und analysiert: die Ähnlichkeit der Parteiprogramme, die enge Koalition mit dem Sachzwang, die Mitarbeit der Lobby („Jedes Hotel hat eine eigene…“) oder Kanzlerin Merkel, die bis vor 20 Jahren nicht gewusst hätte, wie eine Banane aussieht und jetzt die Republik danach geformt hätte.

Zur Höchstform läuft Rating aber in seiner Königsdisziplin der Presseschau auf: Durch die Medienlandschaft schlendernd klaubt er die Schlagzeilen einer deutschen Tageszeitung vom Boulevard und macht sich sein Bild auf das, was einem der Blätterwald mit den großen Buchstaben täglich in Ohr und Auge rauscht. Information und Bildung, so ein Fazit Ratings, sei eine gute Möglichkeit, damit es wieder aufwärts gehe. Manchmal kann Kabarett auch sein Scherflein dazu beitragen.

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