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Showdown an Papas Sarg

MAINZ (15. März 2018). Freunde kann man sich bekanntlich aussuchen, doch an diesem Abend geht es um das, was das Schicksal einem buchstäblich an die Wiege stellt: die Familie. „Erich“ heißt das Theaterstück der beiden österreichischen Kabarettisten Robert Blöchl und Roland Penzinger. Zusammen sind sie das Duo „BlöZinger“ und spielen erstmalig im Unterhaus. Endlich, könnte man auch sagen.

Der Namenspatron des Abends hat das Zeitliche gesegnet, davor aber zwei Söhne in die Welt gesetzt: Simon (Penzinger) und Jakob (Blöchl), der eine Lebe-, der andere Biedermann. Ihre getrennten Wege kreuzen sich nun nach Jahren, es gibt viel aufzuarbeiten. Dabei ist man nicht unter sich: In insgesamt zwölf Rollen schlüpft das Duo, wobei die seltsamen Onkel und Tanten als Passagiere mit im „Ferrari in außerordentlicher Tarnung“ (Fiat) und weiteren Wagen sitzen. Zwei Stühle sind dabei die einzigen Requisiten.

Schnell nimmt das Roadmovie an Fahrt auf, um von einem komödiantischen Höhepunkt zum anderen zu rasen, darunter eine Verfolgungsjagd mit 30 Stundenkilometern. Mit hingegen ungebremster Spielfreude, auf die „BlöZinger“ eine gehörige Portion selbstironischen Sarkasmus packt, wird der Mikrokosmos Familie ausgeleuchtet. Und vielleicht durchzuckt manchen Zuschauer dabei jähe Selbsterkenntnis, um vor dem inneren Auge rasch die eigene Sippe auf Gemeinsamkeiten mit Erichs Verwandtschaft abzuscannen. „Meinen Sie, Ihre Familie ist normal?“, hatte Blöchl noch zu Beginn gefragt – Erichs ist es auf jeden Fall nicht.

Was haben die beiden Polizisten Stephan und Harry damit zu tun? Aha: Sie observieren Onkel Alfons, der seine Freiheit nur auf Bewährung genießt. Die beste Rolle ist die des tumben Gaunerkollegen Caruso (Blöchl): Sein Grunzen bringt die Lachmuskeln fast zum Reißen. Hier wird ganz großes Kino geboten – und zwar für den Kopf: „Erich“ stimuliert die Imaginationskräfte des Publikums enorm, kleine Running-Gags peppen die Handlung zusätzlich auf.

Die beiden Erzkomödianten von „BlöZinger“ legen dabei schauspielerisches Talent mit fein grimassierter Mimik an den Tag: Simons Zunge flattert im Fahrtwind, man brettert durch ein Schlagloch oder kämpft gegen die Lüftung – nicht nur diese Bilder begleiten einen in die Nacht.

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