» Kleinkunst

Das „Guteste“, nicht das Beste

MAINZ (18. April 2024). Vor 30 Jahren kreierte der Radiomoderator Robert Treutel seine Figur des Bodo Bach, die sich durch Scherzanrufe auf dem Sender Hit Radio FFH („Ich hätt da gern emal e Problem“) bald einer wachsenden Fangruppe erfreute. 1983 begann der Komiker beim WDR, 2001 und 2002 gab es auf SAT1 eine eigene Fernsehshow. Danach tourte Bach auch mit eigenen Programmen durch die Republik. Und wie viele erfolgreiche Kollegen erlag auch er der Versuchung eines Best-of-Programms: „Das Guteste aus 20 Jahren“ heißt es.

Der Abend im Unterhaus lässt einen durchaus etwas ratlos zurück: Künstler und Publikum sind bestens gelaunt, Bach braucht nur den Mund aufzumachen, und schon fängt jemand irgendwo an zu kichern, was sich wie ein Lauffeuer ausbreitet. Dabei macht der Comedian nach eigenem Bekunden doch nur Blödsinn. Soweit kein Widerspruch. Das Unterhaus, dessen ist er sich bewusst, sei mitunter sehr viel Gehaltvolleres gewohnt: „Hier spielen sonst nur helle Köppe“, betont der Hesse: „Und ich jetzt auch.“

Die gute Stimmung ist also greifbar. Doch wo hat sie ihren Ursprung außer im hessisch-frechen Mundwerk des Künstlers? Denn was Bach da so den lieben langen Abend erzählt, erzielt auf der nach unten offenen Niveauskala nicht gerade hohe Werte. Nur Zwei Beispiele: Freund Lutz und seine Frau Marianne – laut Bach seit 20 Jahren Content-Lieferanten seiner Geschichten – tanzen, sie im schulterfreien gelben Kleid; und wie er sie da so übers Parkett schwofen sieht, fällt ihm ein, dass er morgen ja noch die Tonne für den Plastikmüll rausstellen muss! Natürlich kriegen auch Veganer was ab: nämlich den Tischschmuck im Restaurant, an dem sie offenbar genüsslich als „Gruß aus der Küche“ mümmeln. Fips Asmussen und die Köln-Düsseldorfer-Karnevals-Connection lassen grüßen.

Beim mittlerweile 66-Jährigen geht es um Mittelspurschleicher und Sportskanonen, Weinwanderungen und natürlich das Alter. Kurzer Grund für aufrichtigen Applaus: Bach ruft alle Männer im Publikum auf, regelmäßig zur Vorsorge zu gehen, das sei wichtig. Ansonsten Obacht bei der Tablettenwahl: Abführmittel und Schlaftabletten nie gleichzeitig einnehmen. Glücklicherweise litten Politiker kaum an Beschwerden, denn die hätten ihr Lebtag ja nicht körperlich gearbeitet. Nun ja.

Zudem erfährt man, dass die Rente mit 67 nicht nur für Dachdecker eine Herausforderung ist, sondern auch für Artisten (wegen Inkontinenz) und Stripperinnen: „Also immer auch für beide Seiten.“ Letzteres weiß Bach von seiner Nachbarin: Die Doris aus Chemnitz tanzt in Offenbach in der „Roten Laterne“ nämlich an der Stange und mit ihr trifft er sich im Café an der Ecke öfters zum Frühstück: „Auf eine Morgenlatte.“ Aber selbst hier komme es zuweilen zur Materialermüdung.

Womöglich sind es ja besonders schwere Zeiten, die es seichten Comedians eher leicht machen: Ohren auf und Hirn auf Durchzug, dann treffen alle Gags mitten aufs Zwerchfell. Interessant ist dabei Bachs Definition von gutem Witz, denn natürlich weiß er um den Grenzwert manch seiner Gags: „Man wirft mit Torten oder kriegt selber eine ins Gesicht.“ Wer sich von ihm getroffen fühle und nicht lachen könne, habe eben keinen Humor. Womit er sicherlich eher Recht hat, dürfte die Anmerkung am Ende des ersten Teils sein: „Jetzt kommt das Beste meines Programms: die Pause.“ Das „Guteste“ ist eben doch kein Superlativ.

zurück