Magische Momente voller Poesie
MAINZ (27. April 2024). Der Zauberkünstler Christoph Demian geht zuweilen auf Reisen, um auf Kreuzfahrtschiffen aufzutreten. Doch hier im Unterhaus fühlt er sich am wohlsten. Die Intimität der kleinen Bühne lässt Großes entstehen und Demian vermag es, sein Publikum buchstäblich zu verzaubern. Er werde oft gefragt, wann er mit der Magie angefangen habe, wobei das für ihn der falsche Ansatzpunkt ist: Viel entscheidender sei doch, wann (und vielleicht ja auch warum) so viele Erwachsene aufgehört hätten zu zaubern.
Natürlich gibt es Kartentricks zu sehen, Münzen wandern unsichtbar von Hand zu Hand, Bälle vermehren sich und eine Dame, die von Demian für dieses Kunststück auf die Bühne gebeten wird, ist sichtbar verblüfft, als sie die Hand öffnet und statt der erwarteten zwei gleich mehrere Kugeln sichtbar werden. Wobei Demian natürlich nicht wirklich zaubern kann. Oder doch? „Je intelligenter ein Mensch ist, umso leichter lässt er sich hinters Licht führen“, beteuert der Magier, der aber auch gerne zugibt, seinem Publikum gegenüber nur zu flunkern.
Demian, der auch durch die Unterhaus-Reihe „Poesie und Wahnsinn“ führt, erzählt Geschichten, ist dabei nicht nur unglaublich sympathisch, sondern auch authentisch witzig und charmant. So erliegt man nur zu gerne der Fantasie, der Mann könne wirklich zaubern, denn er beherrscht sein Handwerk perfekt. Da wird ein harter Golfball zum rohen Ei, ein angezündeter Papierstreifen materialisiert sich zur Brille, eine Ketchup-Flasche verschwindet – Demians Fingerfertigkeit im Spiel mit der Vorspiegelung ist schlicht brillant.
Am besten funktioniert das natürlich, wenn Menschen aus dem Publikum beteiligt sind: Eine Dame lässt den Zauberer aus einem Buch zitieren, indem sie Seitenzahl und Abschnitt vorgibt. Eine andere schreibt einen Songtitel auf, was weder Demian noch sein musikalischer Sidekick, der wunderbare Gitarrist Imran Khan, lesen können, und der Musiker stimmt dann genau dieses Lied an. Zuvor steht ein Paar auf der Bühne und Demian schafft es, der Frau zu suggerieren, er habe sie an der Schulter oder der Nase berührt – dabei war es der Mann, der an diese Stellen getippt bekam.
Dass es Absprachen zwischen Demian und diesen Menschen gibt, könnte natürlich sein, wäre aber, falls es auffliegt, so unglaublich rufschädigend, dass man schnell aufhört, sich Gedanken zu machen, wie der eine oder andere Trick funktioniert. Nein, lieber genießt man die vielfache Illusion des Augenblicks, einen Abend voller Poesie und ja: durchaus magische Momente.