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Deutscher Kleinkunstpreis 2024

MAINZ (7.Dezember 2023). Als am Wochenende die Jury die Trägerinnen und Träger des 52. Deutschen Kleinkunstpreises ermittelte, trieb sie ein Feueralarm aus den Räumen des Mainzer AC-Hotels. Die angerückte Feuerwehr entdeckte jedoch nirgends Flammen, weswegen man annehmen könnte, dass die Jury zu heiß diskutiert hatte – ein schönes Sinnbild für die Arbeit der Kabarettspezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich alljährlich zusammenfinden, um die wichtigste und älteste Auszeichnung des Genres zu verleihen. Dabei geht es stets kontrovers, aber immer auch konstruktiv zu.

Über 70 Namen standen in diesem Jahr für den mit je 5000 Euro dotierten Preis in den Sparten Kabarett, Musik, Kleinkunst, Stand up, Förder- und Ehrenpreis zur Diskussion: Jedes Jurymitglied hat nicht nur seine Favoriten, sondern das Jahr über auch das Treiben auf den deutschsprachigen Kleinkunstbühnen im Blick. Und so ist die Sitzung stets auch ein argumentatives Schaulaufen, bei dem jeder immer wieder neue Künstler kennenlernt, die es zu sehen und beobachten gilt. Bekanntgegeben werden jedoch immer nur die letztendlich Ausgezeichneten, Nominierte bleiben bewusst ungenannt.

Für 2024 hat die Jury folgende Preisträger ermittelt: Moritz Neumeier in der Sparte Kabarett, Fortuna Ehrenfeld (Musik), Friedemann Weise (Kleinkunst), Hazel Brugger (Stand up), Malarina (Förderpreis der Stadt Mainz) und das Schweizer Clownduo Ursus & Nadeschkin (Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz). Verliehen werden die Preise am 11. Juni in Mainz, wobei der Kabarettist Tobias Mann wieder die Moderation übernimmt. Jede Künstlerin und jeder Künstler muss hier auftreten, so schreiben es die Statuten vor. Dabei haben manche diese Erfahrung bereits gemacht: 2017, dem Jahr, in dem Mann den Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett erhielt, bekam Hazel Brugger den Förderpreis, Ursus & Nadeschkin wurden 2002 für Kleinkunst ausgezeichnet.

Die Jury begründet jede ihrer Entscheidungen ausführlich, was in ganzer Länge auf der Homepage des Mainzer Unterhauses, das den Preis vergibt, zu lesen ist. Hier ein paar Auszüge: Moritz Neumeier habe sich „einen pointierten, einzigartig ungeschliffenen Blick auf das Leben erhalten: gesellschaftsrelevant und politisch, mal intim und individuell, aber immer ehrlich und direkt“. Die Band Fortuna Ehrenfeld „überzeugt mit eingängigen Melodien, in denen musikalische Widerständigkeiten stets ihren Platz haben, und Texten, die mit ungewöhnlichen Sprachbildern politische Fragen ebenso behandeln wie den Rückzug ins Private“.

Friedemann Weise wird für seine Mixtur aus Theater, Unterhaltung und Musik gelobt: „Er schenkt seinem Publikum heilsam Ablenkung, die in so turbulenten Zeiten wie den unseren doppelt wertvoll und wichtig ist. Sein aktuelles Programm heißt ‚Das bisschen Content‘, aber es steht für Inhalt.“ Hazel Brugger ist für die Jury schlicht die „Königin der komischen Schlagfertigkeit“ und die serbisch-österreichische Künstlerin Malarina spielt „gekonnt mit kulturellen Klischees und packt das Publikum mit feinster Politsatire von Geschichte bis Gegenwart“. Das Duo Ursus & Nadeschkin schließlich stehe für das Clowneske in vielen Formen: „Was vordergründig nebensächlich und wie absurde Komik erscheint, entpuppt sich als geistreiche Metapher, bedacht konstruiert und präzise einstudiert, um allem und jedem auf den Grund zu gehen.“

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