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Der Deutsche Kleinkunstpreis 2026 geht an …

MAINZ (5. Dezember 2025). Das Mainzer Forumtheater verleiht mit dem Deutschen Kleinkunstpreis die wohl wichtigste Ehrung der Branche. Die mit jeweils 5.000 Euro dotierte Auszeichnung wird in sechs verschiedenen Sparten vergeben und zeichnet auch im kommenden Jahr Künstlerinnen und Künstler in den Kategorien Kabarett, Musik, Kleinkunst und Stand-Up aus; dazu gibt es den Förderpreis der Stadt Mainz sowie den Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz. Eine Jury ermittelte jetzt die Preisträger.

Der Deutsche Kleinkunstpreis 2026 in der Kategorie Kabarett geht an Claus von Wagner. Die Jury lobt dabei „einen Gipfelstürmer, der sich in anspruchsvolle und scheinbar humorfeindliche Regionen wagt, die andere meiden – aus Angst, ihnen könnte dort oben die lustige Luft ausgehen“. Bei Claus von Wagner allerdings brauche nur das Publikum Sauerstoff, so komisch seien seine Ausflüge in die wundersame Welt der Wirtschaft. „Der akribische Aufklärer stellt sich den großen Fragen der politischen Ökonomie mit großer Neugier und einer mutigen Detailverliebtheit“, so die Begründung der Jury weiter: „Die Wucht seiner Bühnenpräsenz und sein Sinn für Situationskomik verwandeln auch schwere Stoffe in fesselnde Theaterkunst. Ja, der Mann ist eine Waffe – doch seine scharfe Analyse wird nie verletzend, weil sie sich nicht an Feindbildern abarbeitet, sondern an Fakten, die er durch die Augen genau gezeichneter Figuren sichtbar macht. Und manchmal sind es die des bisweilen verzweifelten Satirikers selbst. So werden abstrakte Probleme zu unserer persönlichen Angelegenheit.”

Der Deutsche Kleinkunstpreis 2026 in der Kategorie Musik geht an William Wahl. Die Jury spricht von „herausragender Kunst, Sprache, Musik und feinsinnigen Humor auf einzigartige Weise zu verbinden“. Mit virtuoser Leichtigkeit am Klavier, seiner wandlungsfähigen Stimme und einer präzisen Beobachtungsgabe gelingt es Wahl in den Augen der Jury, alltägliche Situationen in poetische, pointierte und oft zartbitterböse Lieder zu verwandeln. Dabei verstehe er es, sein Publikum nicht nur zum Lachen zu bringen, sondern es auch zu berühren und zum Nachdenken anzuregen – stets mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Charme, Selbstironie und musikalischem Können.

Der Deutsche Kleinkunstpreis 2026 in der Kategorie Kleinkunst geht an Dr. Pop (Markus Henrik). Die Jury zeichnet damit einen Künstler aus, der die Kleinkunst zum Klingen bringt: „Dr. Pop macht Musik nicht nur hörbar, sondern begreifbar – mit Humor, Präzision und Leidenschaft. Als Entertainer und promovierter Musikwissenschaftler nimmt er das Publikum mit auf eine Zeitreise durch die Melodien und zeigt, wie sie unser Leben prägen. Dabei schafft er einzigartige Bühnenmomente, die zum Lachen und Nachdenken anregen.“ Seine ständig aktualisierte Musik-Comedy-Stand-Up-Show „Hitverdächtig“ sei pointiert, intelligent und verbinde Witz mit Wissen: „Dr. Pop ist nicht nur ein meisterhafter Unterhalter, sondern auch ein Brückenbauer: zwischen Klassik und Hip-Hop, zwischen Schlager und Jazz, zwischen Theorie und Praxis. Er steht für die kreative Verbindung von musikalischer Bildung und inspirierender Unterhaltung. Dr. Pop besitzt die Fähigkeit komplexe Inhalte leicht zugänglich zu machen und beweist, dass Kleinkunst klug, unterhaltsam und relevant zugleich sein kann.“

Der Deutsche Kleinkunstpreis 2026 in der Kategorie Stand-Up geht an Abdelkarim. „Deutscher mit Abschiebeoptik“, „marokkanische Friedentaube“, „einziger Wahlduisburger der Welt“: Auf die Frage, wer Abdelkarim eigentlich ist, gibt er selbst die besten Antworten. Der gebürtige Bielefelder mit „Migrationsvordergrund“ schaue auf sich, sein Umfeld und die ganze Welt mit ostwestfälischer Gelassenheit und analytischer Schärfe, lobt die Jury: „Ob Konflikte im Nahen Osten, Homophobie oder Alltagsrassismus, den er oft selbst erlebt – seine Geschichten mitten aus dem Leben, transportieren zugleich die aktuellen Themen unserer Zeit. Mal subtil, mal schonungslos und immer mit dem großen Ziel der Völkerverständigung. Seit seinem Bühnendebüt 2007 beweist Abdelkarim wie kaum ein anderen, dass Stand-Up Comedy nicht nur witzig, sondern auch politisch und gesellschaftlich relevant sein kann.“ Damit habe er sich nicht nur als unverzichtbare Größe in diversen Bühnen-, Fernseh- und Satireshows etabliert, sondern die gesamte deutsche Stand-Up Szene mit seinem lakonisch-tiefgründigem Humor auch maßgeblich geprägt und bereichert.“

Der Förderpreis der Stadt Mainz zum Deutschen Kleinkunstpreis 2026 geht an Ana Lucia. Mit Ana Lucía zeichnet die Jury eine Künstlerin aus, die mit authentischer Bühnenpräsenz, präzisem Timing und kluger Comedy die deutsche Stand-up-Szene innerhalb kürzester Zeit neu belebt hat. „Ana Lucía trifft zielsicher Themen, Sprache und Humor ihrer Generation. Sie scheut keine ernsten und persönlichen Motive wie Mobbing, gesellschaftlichen Erwartungsdruck, Depression oder dem Leben mit Migrationshintergrund – Inhalte, die sie nicht neu für die Bühne erfindet, sondern um individuelle Blickwinkel erweitert“, so die Jury. Die Kunst liege darin, diesen Themen mit Ehrlichkeit und pointierter Selbstironie neue Facetten zu entlocken und ihnen mit klug gesetzten Pointen zu begegnen. Dabei nutze die Kabarettistin geschickt ihre Perspektive zwischen Gen Z und Millennial sowie peruanischen Wurzeln und deutscher Herkunft, um mit feiner Balance zwischen Nähe und Distanz den Spaß aus den Problemen der Gesellschaft zu sezieren: „Eine Künstlerin, die die deutsche Comedy-Szene um eine frische, kompromisslos originelle Handschrift bereichert.“

Der Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz zum Deutschen Kleinkunstpreis 2026 geht an Gardi Hutter. Mit ihr zeichnet die Jury eine Künstlerin für ihr bedeutendes Lebenswerk aus, das die Kunst der Clownerie neu definiert hat: „Seit Jahrzehnten hebt Hutter die Grenzen zwischen Komik, Tragik und Poesie auf und zeigt, dass eine einzige Figur – ihre unnachahmliche Clownfrau Hanna – mehr über die menschliche Seele erzählen kann als Worte. Mit radikaler Körperlichkeit, präzisem Timing und einer unerschütterlichen Bühnenpräsenz erschafft sie Momente, in denen das Publikum gleichzeitig lacht, schluckt und staunt. Von Wahrhaftigkeit anstatt von Sprache getragen, ist ihre Kunst universell verständlich.“ So habe Gardi Hutter Generationen von Künstlerinnen inspiriert, die Bühne zu betreten, eigene Ausdrucksformen zu finden und mutig den Raum einzunehmen. Sie sei nicht nur eine Pionierin des zeitgenössischen Clownspiels, sondern auch eine Meisterin der leisen Wucht, die weit über die Kleinkunst hinausstrahle: „Der Ehrenpreis würdigt eine Künstlerin, deren Werk bleibt: im Gedächtnis, im Herzen und in der Geschichte des europäischen Theaters.“

Die Verleihung des 54. Deutschen Kleinkunstpreises findet am 14. März 2026 im Frankfurter Hof Mainz statt. 3sat sendet den Mitschnitt dann am 22. März um 20.15 Uhr.

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