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Endlich mal ein gelungenes Familienfest

MAINZ (27. Mai 2024). Als das A-cappella-Duo „die feisten“ Ende Januar seine zwei Konzerte krankheitsbedingt absagen musste, war die Enttäuschung wahrscheinlich auf beiden Seiten genauso groß: Nicht nur das Publikum liebt die beiden Sänger und Musiker – auch sie pflegen eine intensive Beziehung zu ihren Fans, was man jetzt bei den nachgeholten Terminen im Frankfurter Hof genauso spüren durfte.

Das Auditorium hängt förmlich an den Lippen von Mathias „C“ Zeh, der gewohnt geschmeidig über die Bühne schlendert und mit seinem Paolo-Conte-artigen Tenor die Melodien ins Mikrophon haucht. Gerade genesen von einem erst im April erlittenen doppelten Bandscheibenvorfall wird er dabei mal perkussiv, mal an der Gitarre von Rainer Schacht begleitet, der mit seinem wohlig tiefen Bass den Gesang untermalt oder selbst die Hauptstimme besetzt. Es ist immer wieder faszinierend zu erleben, mit wie wenig Equipment „die feisten“ eine derart umfassende Klangkulisse auf die Bühne stellen.

Das neue Programm heißt „Familienfest“ und fast fühlt sich ein Konzert auch so an, denn nicht nur die beiden sind wie ein altes Ehepaar (O-Ton C: „Nur glücklich.“) – man wähnt sich immer wieder gut aufgehoben in der begeisterten Fanbase und registriert im Augenwinkel, wie eine Zuschauerin in der ersten Reihe wirklich jedes Lied lautlos mitsingt. Ob beim Titel gebenden „Familienfest“ („Wenn sie über Politik diskutier‘n, möchte man die Mitgliedschaft annullier’n.“), Kreuzfahrtbeobachtungen eines seekranken Misanthropen, Erfahrungen mit Stalkerinnen, Trash-TV oder einem Howard-Carpendale-ähnlichem Protestsong gegen die Gebührenerhöhung von Autobahn-WCs – die Stimmung ist super.

„die feisten“ sind keine Perfektionisten und kleine Pannen gehören dazu wie das Salz in die Suppe. Neue Songs werden angeblich nicht geprobt und fallen in der Vorpremiere stets durch – wer’s glaubt: Auch das aktuelle Programm mit einem pikanten Mix aus neuen und alten, aber stilistisch auf Hochglanz polierten Songs überzeugt das Mainzer Publikum restlos – und wahrscheinlich auch den „Mitgenommenen“, denen Zeh und Schacht ein eigenes Lied widmen.

Beide Künstler spiegeln sich genussvoll im anderen, wissen, was sie aneinander haben: Und wenn der eine sich für das stets offene Ohr des anderen bedankt und der mit dem Lied „Komm bitte nicht zu mir“ reagiert, schlägt die Selbstironie, die sich wie ein roter Faden durch alle Songs zieht, sprühend Funken. Dabei packt das Duo auch Themen wie den weiblichen Zyklus an (mit Bonus-Track zum Klimakterium: „Ist die Frau in den Wechseljahr’n, kann sie sich die Wärmepumpe spar’n.“). Tolle Musikalität gepaart mit Spaß am Satzbau und Silbenkombinieren garantiert immer wieder eine super Show.

Das Konzert schließt mit dem an die 30 Jahre alten Song „Gänseblümchen“ und einem eigenwilligen Cover von Michael Holms „Tränen lügen nicht“. Und beim Rausgehen spürt man ein imaginäres Summen, so viel Spaß hat es wieder gemacht, den beiden zuzuhören. Sie kommen auf jeden Fall wieder, schließlich war es das Unterhaus, das ihnen Ende der 1980er-Jahre mit eine erste Bühne bot (damals noch im Trio als „Ganz Schön Feist“). Man freut sich schon drauf.

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