» Kleinkunst

Vergangenes richtig gedeutet

MAINZ (18. Januar 2019). Zum kabarettistischen Treiben von Django Asül gehören seine geschliffenen „Rückspiegel“, Jahresrevuen, die der Niederbayer regelmäßig auch im Frankfurter Hof vor begeistertem Publikum aufblättert. Für das kommende Jahr steht der Termin des Mainz-Gastspiels bereits fest: In den „Rückspiegel 2019“ wird am 17. Januar 2020 geschaut.

Hatte man für die diesjährige Vorstellung sein Ticket bereits in der Tasche, musste man sich allerdings durchaus zügeln, nicht bereits Ende Dezember die TV-Aufzeichnung anzuschauen. Wer nun auch das Mainz-Gastspiel von Django Asül verpasst hat, kann den „Rückspiegel 2018“ indes bis zum 27. Dezember in der Mediathek des Bayerischen Fernsehens sehen. Es lohnt sich, auch wenn es live natürlich am schönsten ist (und auch deutlich länger dauerte).

Was also war 2018 noch mal? Da die Zeit immer schneller durch die Gegenwart zu galoppieren scheint, ist die Vergangenheit in der Erinnerung oft schon leicht verblasst. Eine Auffrischung tut also gut. Wobei Asül nicht chronologisch vorgeht, sondern den Blick in den „Rückspiegel“ auf einzelne Themenblöcke lenkt und sie verschieden gewichtet. So bekommen zum Beispiel die vergeigte Fußball-WM und vor allem Mesut Özil weit mehr Aufmerksamkeit als Donald Trump oder der Brexit. Die „Logik“ ist dabei stets bestechend: Asül behauptet, dass das Ausscheiden der deutschen Elf gewollt war – schließlich habe man so viel mehr mediale Aufmerksamkeit erhalten, als wenn man den Pokal ein zweites Mal in Folge nach Hause gebracht hätte.

Es sind diese vermuteten Wahrheiten hinter der Nachricht, die der Kabarettist geschickt und mit einer rustikalen Nonchalance ins Spiel bringt und die den „Rückspiegel“ durchweg so unterhaltsam machen. Im zweiten Teil kommen dann auch Themen des Boulevards zur Sprache, bei denen mancher Zuschauer vielleicht nicht ganz so sattelfest ist – oder hat jeder so unterirdisch schlechte RTL-Sendungen wie „Sylvies Dessous Models“ gesehen? Witzig ist der Vortrag allemal und besteht ja vor allem im verbalen Schulterzucken Asüls ob solcher Auswüchse.

Und dazu gehört natürlich auch die Politik, vor allem die seiner Landsleute nach der Wahl im Oktober. Treffsicher wird die Vergangenheit gedeutet, wenn Markus Söder oder Hubert Eiwanger ins Visier genommen werden. Manchmal genügt schon ein Zitat, wie das des bayerischen FWG-Spitzenkandidaten, das Django Asül seinen Gästen auch als letzten Rat mit auf den Weg gibt: „Man muss aufpassen, wenn der Partner, mit dem man ins Bett geht, viermal so schwer ist wie man selbst.“

zurück