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Überschäumende Spielfreude

MAINZ (23. April 2018). Nach dem aktuellen Bühnenstück des „Düsseldorfer Kom(m)ödchens“, das mit „Irgendwas mit Menschen“ an zwei Abenden im Unterhaus gastierte, weiß man gar nicht, wo man beginnen soll!

Beim klugen Witz dieser von Dietmar Jacobs, Christian Ehring und Martin Maier-Bode ersonnenen Satire zum Thema Bildung und Werteerziehung? Bei der unglaublich präsenten Spielfreude des grandios aufgelegten Ensembles aus Maier-Bode, Maike Kühl, Heiko Seidel und Daniel Graf oder ihrer anrührenden Botschaft am Schluss? Der Applaus drückt dann auch Dankbarkeit aus: dafür, dass die Fahne des Ensemble-Kabaretts im Gegenwind manch platter Oberflächlichkeit derart laut knattert.

Doch der Reihe nach: Es geht um Eltern, die für die Abi-Feier Ihrer Sprösslinge eine Rede schreiben wollen. Lehrer Rainer plädiert für Revolte, Nils für das Spielen, Katharina für die Leistungsgesellschaft und Frank predigt von der Härte des Lebens. Man redet viel, vor allem aneinander vorbei und irgendwie hat jeder ein bisschen Recht. Nur so viel: Die Kinder selbst haben sich längst mit ihren neuen Freunden Mohammed und Abdullah nach Amsterdam abgesetzt. Katharina kann in Richtung Tochter nur kraftlos protestieren: „Die kann mir doch nicht ihr ganzes Leben versauen.“

Auf der einen Seite die Helikoptermutter mit dem Selbstverständnis eines Rettungshubschraubers, auf der anderen Seite linke Weltsicht und ein Wirrkopf, der neurechte Parolen abspult, bis bei ihm qualmend die Sicherung durchbrennt – das Stück ist vollgepackt mit Themen, aber keinesfalls überladen. In der angeregten Diskussion um Werte und Lebensentwürfe wird schwungvoll zum Rundumschlag ausgeholt, wobei schon die „Kultusministerkonferenzschaltung“ ein erster Höhepunkt ist: „16 Bundesländer im Bildungsabstiegskampf, Freistunde in NRW!“

Selbst die Bielefelder WG-Bewohner Hitler und Elvis raten in einer Traumsequenz, zu hinterfragen, anstatt denken zu lassen und sich dann nur zu beschweren. VW, Banken, CSU, Islam, Ausbeutung auf dem Arbeitsmarkt, Klimawandel – kein Wunder, dass sich der Nachwuchs lieber im Coffeeshop aufhält. Und wenn dann noch der Thermomix – Heiko Seidel in einer weiteren Paraderolle – die Regie übernimmt, scheint alles verloren. Zum Glück erfährt man am Ende, wie sich doch vielleicht noch alles zum Guten wenden lässt – diesem elterlichen Rat sollte man folgen.

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