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Pubertäre Kaspereien

MAINZ (2. April 2017). Vor einem Jahr begeisterte das schwäbische Comedy-Trio „Eure Mütter“ im Frankfurter Hof; für das neue Programm „Das fette Ding fliegt wie ʼne Eins“ war man in die größere (und fast ausverkaufte) Rheingoldhalle umgezogen.

Wenn man jedoch bedenkt, dass bei den Sketchen und Liedern von Andreas Kraus, Donato Svezia und Matthias Weinmann die Mimik keine untergeordnete Rolle spielt, war dies nicht die beste Wahl: Der Gutenbergsaal ist hierfür einfach zu breit und tief, so dass nur die vorderen Reihen in der Mitte alles mitkriegen.

Allerdings wurde dieses Manko durch ein sehr viel größeres quasi wettgemacht, denn angesichts der unterirdischen Qualität dessen, was man hier geboten bekam, lohnte ein näheres Hinsehen ohnehin kaum – am Hören kam man aufgrund zuweilen übersteuerter Verstärkung leider nicht vorbei. Zum Beweis: Fahrradfahren erinnert einen der „Mütter“ an Sex mit seiner Freundin – die wünsche sich dabei auch immer etwas mit Elektromotor.

Als man die Berufswahl des fünfjährigen Neffen (Fernsehkoch) besingt, blitzt kurz so etwas wie ernstzunehmende Ironie auf, ansonsten gibt es Kaspereien und pubertäre Späße, die an Peinlichkeit nicht zu überbieten sind. Schade eigentlich, sind die drei Mimen doch gute Sänger und haben in der Vergangenheit durchaus Gespür für Humor bewiesen. Nun aber geht es ihnen um den Geruch der männlichen Vorhaut, woran sie der Duft einer populären Minisalami erinnert und was offenbar ohne Zensur durch Stil und Geschmack in Liedform gepresst wurde.

Da schwebt eine Computerfee hinein, die dem verzweifelten PV-Nutzer rät, das Gerät mit „Du Hurensohn!“ anzuschreien und Andreas Kraus wünscht sich neben dem Weltfrieden, dass sein Gegenüber von einem Klavier erschlagen werden. Eine Mutter streitet sich mit der Tochter um die Sinnhaftigkeit des Fahrradhelms, wobei die viel zu späte Pointe, dass es eben die Frau Mama ist, die den Schutz verweigert, total versandet.

Ansonsten sind die Gags vorhersehbar und dümpeln antriebslos an der Oberfläche, wirken trotz lockerer Darbietung krampfhaft gewollt, aber bei weitem nicht gekonnt. Letztendlich erweist sich der Programmname „Das fette Ding fliegt wie ʼne Eins“ als Mogelpackung: Mehr als ein Rohrkrepierer ist diesmal nicht drin.

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