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Weihnachten in Flaschen

MAINZ (7. Dezember 2014). Wer zu Weihnachten Flaschen verschenkt, achtet meist auf einen geschmackvollen Inhalt – und wer leere Bouteillen weitergibt, sollte sicherstellen, dass sich der oder die Bedachte zumindest mit dem zu erzielenden Pfandwert selbst einen Wunsch erfüllen kann. Es sei denn, das Leergut gehört zur Bühnenausstattung des GlasBlasSing-Quintetts.

Dann macht es nichts, wenn man auf dem Trockenen sitzt – im Gegenteil: Die fünf Musiker haben zu Weihnachten ein Special aufgelegt, das sie ihrem Publikum jetzt unter den imaginären Weihnachtsbaum legen. Und das hat es – anders als die verwendeten Flaschen – in sich.

Natürlich erklingen auch die „Klassiker“ wie die Filmmusik von „Mission impossible“ – anderes wäre in der Tat eine unmögliche Mission. Doch anstatt das Weihnachtsprogramm mit entsprechenden Liedern wie einen knallbunt geschmückten Tannenbaum zu überfrachten, setzt das GlasBlasSing-Quintett immer wieder stimmungsvolle Songs mit eigener Note. Dass es dabei nicht allzu besinnlich zugeht, versteht sich von selbst. Die Nummern sind also geschickt eingebaut: „Schließlich ist Inklusion jetzt das großer Thema“, informiert Andreas Lubert.

Und die funktioniert, bringt das Publikum im ausverkauften Unterhaus schnell auf Touren. „Au Weihnachtszeit“, erklingt es inmitten der Jahresrückblicke im TV, Après-Ski-Musik auf dem Weihnachtsmarkt und Geschenkerausch. Dann kommt ein Menuett von Johann Sebastian Bach und das Song-Memory mit „O Du fröhliche“, „Last Christmas“ oder „Jingle bells“. Alles wird perfekt musiziert – auf Flaschen: Ob Glas oder PET, jedes Behältnis kommt zum Einsatz. Es wird geblasen, geschlagen, geklöppelt und geploppt, was das Zeug hält.

Die Genauigkeit, die Lubert und seine Kollegen – David Möhring, Jan Lubert, Jens Tangermann und Frank Wegner – dabei an den Tag legen, ist beachtlich und steht dem punktgenauen Spiel eines Kammermusikensembles oder Sinfonieorchesters in nichts nach. Die eine oder andere „dirty note“ gibt dem Spiel die Lässigkeit einer Jam-Session und der Performance ihre Originalität.

Um die einzelnen geblasenen und gesungenen Lieder bauen die fünf eine unterhaltsame Show aus Wortwitz und Slapstick. Die dabei entstehende Gruppendynamik wird geschickt genutzt, wobei das GlasBlasSing-Quintett mit seiner Darbietung eigentlich pure Harmonie verströmt. Dieses Glücksgefühl in Flaschen, die durchaus auch mal als Drucksprühgeräte daherkommen können, begeistert so viele Fans, dass die fünf Musiker am 20. September 2015 mit dem neuen Programm „Volle Pulle – Flaschenmusik XXL“ in den Frankfurter Hof wechseln werden.

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