» Kleinkunst

Bayerische Hausmannskost aus der ehelichen Küche

MAINZ (14. Mai 2011). Sie sind bayerische Originale. Und sie sind Kabarettisten, Kleinkünstler. Beide Eigenschaften zeichnen die besten der deutschen Szene aus: Gerhard Polt, Erwin Pelzig, Urban Priol, Günter Grünwald, Monika Gruber, Martina Schwarzmann – um nur einige zu nennen. Zwei fehlen in dieser Reihe freilich, das Duo, das jetzt im Mainzer Unterhaus ein Gastspiel hatte: Herbert & Schnipsi Haberkorn alias Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer.

Ihr aktuelles Programm heißt auf gut bayrisch: „Weil mir uns net geniern“. Das brauchen sie nicht – und das tun sie auch nicht: In grellen Kostümen und mit ebensolcher Stimme zieht Schlenger mit und gegen Meilhamer in den Geschlechterkampf. Dass die beiden im richtigen Leben miteinander verheiratet sind, scheint ihnen den nötigen Stoff für ihre Sketche zu liefern.

Apropos „wia im richtigen Leben“: Fast so wie bei Gerhard Polt und Gisela Schneeberger zeichnen auch Schlenger und Meilhamer eine wunderbare Parodie des Zwischengeschlechtlichen, bei der es kräftig menschelt. Das macht die beiden richtig sympathisch. Auch dafür genieren sie sich eben nicht: Es werden Lieder gesungen (am Klavier Klaus Reichardt), Geschichten in herrlich doofe Sketche verpackt und kräftig überzeichnet gespielt.

Da ist das Hochzeitsvideo, das die beiden für ihr Patenkind Manuela live aufnehmen, weil sie sich das Benzingeld sparen wollen: Vor laufender Kamera geraten sie sich – natürlich – kräftig in die Haare, bevor sich Herbert nicht an den Namen seines künftigen Verwandten erinnert: Volker, Holger, Bernhard? „Nein, das war ihr letzter, der nette, der viel besser zu ihr gepasst hätte“, gesteht Schnipsi in die Linse und Herbert verweist darauf, dass es in der Ehe auch schöne Momente gebe, von denen man dann lange zehren könne. „Wir zehren sehr oft“, meint Schnipsi, die zuweilen so gut den Clown gibt, dass sie zeitweise an ihre Schweizer Kollegin Gardi Hutter erinnert.

Und während Schlenger ein Energiepaket ist, gibt Meilhamer gelungen den Phlegmatiker, der sich lieber ins Schicksal des ewig Gescholtenen fügt: Als ihnen ihre Lebensversicherung ausgezahlt wird, jubelt Schnipsi über den unerwarteten Geldsegen. Und Herbert? Verfällt stante pede in eine Altersdepression.

Die Sketche sind allesamt gelungen und begeistern das Publikum sichtlich. Einzig: Sie sind phasenweise einfach zu lang. Ihnen fehlen spürbar die Kulissen und Kostüme der ebenfalls stets bravourös gespielten Fernsehsketche in der eigenen Sendung im Bayerischen Fernsehen. Aber den echten Fan stört das nicht. Er mag sich vielleicht sogar in der einen oder anderen Geste oder Szene wiedererkennen. Und das verbindet ihn mit den beiden Vollblutkomödianten – eben fast wia im richtigen Leben.

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