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Kleine Besetzung mit großer Wirkung

MAINZ (20. Februar 2014). 2014 feiert die Welt des Theaters den 450. Geburtstag eines besonderen Geistes, der heute quicklebendig durch die Spielpläne spukt: William Shakespeare.

Erst kürzlich sorgte eine Mainzer Wissenschaftlerin für Furore, die Bildnisse des großen Poeten aufgespürt zu haben glaubt. Ebenfalls vor Ort widmet sich derzeit das Staatstheater dem Klassiker schlechthin, wo Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson durchaus nicht unumstritten „Romeo und Julia“ inszeniert. Auch Bernd Lafrenz hebt erneut den Vorhang der deutschsprachigen Kleinkunstbühnen, um ein weiteres Shakespeare-Stück zu spielen: Diesmal steht „Falstaff oder Die lustigen Weiber von Windsor“ auf dem Programm.

Erneut kocht der Mime auf personeller Sparflamme und spielt – unverkennbares Markenzeichen – sämtliche Personen alleine. Auch Dramaturgie und Requisite liegen in seinen Händen und wenn er könnte, würde er wahrscheinlich auch noch Ton und Licht managen. Doch auch ohne die Haustechnik hat Lafrenz alle Extremitäten voll zu tun, um in kurzweiligen 90 Minuten die Komödie um Kabale und Liebe zu erzählen.

Man begegnet dem rauflustigen Sir Falstaff, der sich als Heiratsschwindler finanziell gesundstoßen will. Eben jene „lustigen Weiber von Windsor“, die Ladies Ford und Page, amüsieren sich hierüber jedoch königlich und tratschen nach Leibeskräften. Perfide stellen die Damen Falstaff diverse Fallen. Und wäre das nicht schon genug Arbeit für einen Mimen, bestreitet Lafrenz natürlich auch noch die von Shakespeare eingesponnene Parallelhandlung um Lady Pages Tochter Anne und ihr Liebesleben – einschließlich aller weiteren Nebenrollen natürlich.

Wenn dieser Mime sich des Dichters annimmt, dann geschieht das gewohnt respektvoll, denn nichts liegt Lafrenz ferner als krude Kürzung oder gar eine Verballhornung des Stoffes. Freilich muss hie und da gefeilt werden, um das Stück für nur eine Person spielbar zu machen – eben „nur“ frei nach Shakespeare. Erstaunlich, wie mit wenigen Handgriffen, verstellter Stimme oder mittels kleiner Requisiten die Charaktere gewechselt werden: Lafrenz gibt die pikierte Dame, den trotteligen Sohn, den Pfarrer, Diener oder den Räuber – man merkt, wie sehr er sich in das Stück hineinfühlt.

Keine Frage: Das „echte Theater“ mit Schnürboden und weiter Bühne erlebt man hier nicht – wohl aber eine erdichtete Welt, der Bernd Lafrenz sympathisch einen äußerst vitalen Anstrich gibt. Und wer über ein Quentchen Imaginationskraft verfügt, der kann das richtig genießen. Vielleicht kommt der Komödiant dem Trachten des verehrten Poeten aus Stratford-upon-Avon ja mit den Mitteln der Commedia dell’arte näher als manch ambitionierte Inszenierung vor großer Kulisse?

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