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Letztendlich in die Irre gegangen

MAINZ (29. Januar 2020). Der 250. Geburtstag des Bonner Komponisten bestimmt die Konzertkalender und Festivalprogramme. Auch der Wahl-Rheinländer Konrad Beikircher will als musikalisch beschlagener Kabarettist dem gefeierten Komponisten seine Referenz erweisen: „#Beethoven – Dat dat dat darf“ lautet das Motto, um das sich der Abend im Unterhaus spinnt.

Und es fängt durchaus gut an, denn gerade abseits der Notenlinien findet sich Spannendes und Wissenswertes zum Schöpfer der heutigen Europahymne, der „Ode an die Freude“ aus seiner neunten Sinfonie. Mit einem munteren Mix modelliert Beikircher aus Anekdoten und Informationen eine imaginäre Beethoven-Büste – käme nun auch noch Musik dazu, könnte so eine perfekte Schulstunde im Fach Musik aussehen. Die immer wieder gezogenen sprachlichen und charakterlichen Verbindungslinien zum Rheinland geben dem Vortrag natürlich eine zusätzlich amüsante Konstante.

Man erfährt, dass der Komponist ein Mietnomade war: Allein in Wien hat er nachweislich 58 Mal die Wohnung gewechselt. Seine Oma war „eine der ersten bekennenden Alkoholikerinnen“ und torkelte derart durch die Bonner Gassen, dass Opa Ludwig, der den gleichen Namen wie sein Enkel trug, sie einweisen ließ. Schnaps sei eben billiger gewesen als Wein und Bier. Der an Darmproblemen leidende Naturmensch Beethoven war stolz, hielt aber nichts von Standesdünkel. Beikircher erzählt hierzu eine bezeichnende Episode, nach der der Komponist in Wien („Da war jeder Lampenanzünder ja Hofrat.“) aufgrund eines fortwährend tuschelnden Adligen sein Konzert abbrach und rief: „Für solche Schweine spiele ich nicht.“ Was er wohl zu den heute selbst in klassischen Konzerten immer wieder aufleuchtenden Smartphone-Displays gesagt hätte?

Im zweiten Teil verirrt sich der Kabarettist jedoch zunehmend auf Beethovens Lebensweg, schweift zu sehr ab und findet immer schwerer zum Thema zurück. Was sehr anstrengend ist und einem letztendlich das Zuhören verleidet: Das zu Beginn farbenfroh gemalte Komponistenportrait zerfließt, aus Farb- werden Misstöne. Und als Beikircher dann endlich zum Schluss kommt und Beethovens letzte Worte zitiert, mag man dem Komponisten aus vollem Herzen zustimmen: „Schade, schade, zu spät!“

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