Den Kröten auf der Spur
MAINZ – Des einen Leid ist des anderen Freud’. Und wenn er Kabarettist ist, sorgt er zuweilen dafür, dass auch der eine wiederum ob seiner Misere schmunzeln kann. Und die Finanzkrise drängt sich einem Ensemble wie der „Leipziger Pfeffermühle“ natürlich förmlich auf, so dass es sich in seinem aktuellen Programm auf „Krötenwanderung“ begibt.
Franziska Schneider, Burkhard Damrau und Dieter Richter beschreiben die Stimmung in der Welt der Finanzen passend: „Sogar ein Atheist rechnet mit dem Zorn Gottes, der Papst schüttelt ungläubig den Kopf und die Lachmöwen verziehen sich auf die Heulbojen.“ Musikalisch begleitet werden sie dabei von Marcus Ludwig am Klavier und Peter Jakubik am Schlagzeug und präsentieren im Unterhaus ein Nummernkabarett, in dem sich Klamauk und Hintersinn die Hand geben.
Zwischen Antimaterie im Portemonnaie und sicheren Einlagen, die man nur beim Schuster bekomme, geben sich die drei Mimen zumeist mit gelungenem Wortwitz und feiern ihr Krisenfest. Im breitesten Sächsisch wird der Grund der Krise kurz dargelegt: „Hätt’sch Hedge-Fonds, hätt’sch jetzt gor nix mehr…“
Den Fehler, einen ganzen Abend nur auf Investmentbanker einzudreschen, begehen die Leipziger jedoch nicht, sondern spüren auf ihrer „Krötenwanderung“ den Geldströmen in Staat und Gesellschaft nach. Dieter Richter verrät als Polizist offenherzig und gesetzestreu, dass Überholen auf der Standspur deutlich billiger als lichthupendes Drängeln ist und Burkhard Damrau erzählt die Mär von der Gleichheit vor Gericht.
Garstig werden da Hartz IV-Empfänger gebeten, dem Staat unter die Arme zu greifen und in einer apokalyptischen Vision schildert Franziska Schneider den Auszug der Manager aus dem einst gelobten deutschen Land: „Die Bundesregierung schickt Wolldecken und der BDI Kaviarkonserven.“ Gewürzt mit zynischen Zitaten von Wirtschaftsmagnaten beweist die „Leipziger Pfeffermühle“ immer wieder Aktualität und quittiert die automobile Krise gallig: „Wer sich von der Abwrackprämie einen neuen Opel gekauft hat, hat nicht mitgedacht – das ganze Werk könnte er jetzt billiger bekommen.“
Nicht jeder Sketch ist derart gelungen: Die Scheidung einer Homo-Ehe oder der Auftritt Schneiders als Opern-Diva am Buffet der Waffenlobby braucht zu lange, um zum Punkt zu kommen, wenn er denn überhaupt erreicht wird. Doch diese kleinen Schwächen werden schnell wieder kompensiert, wenn „Doktor“ Richter seinen Patienten zwecks Praxissanierung krankredet oder anhand des biometrischen Personalausweises seltsame und „schily-scharfe“ Verbindungen zwischen Politik und Wirtschaft kommentiert.