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Eierpunsch im Baströckchen

MAINZ (18. November 2013). Jeder hat so seine Art, mit Weihnachten umzugehen: Der eine freut sich wie ein Kind auf Baum und Geschenke, dem anderen geht das Gedudel in den Fußgängerzonen auf die Nerven und wieder andere meiden das Christfest wie der Teufel das Weihwasser.

Auch für Malediva ist dieses Jahr die Flucht nach vorn angesagt: Um dem Stress unterm Tannengrün zu entgehen, haben Tetta Müller und Lo Malinke Südsee gebucht. Schließlich warten in der Heimat nur „Lichterketten in toten Bäumen“ und die „längsten Tage im Jahr“, wenn man wieder zu den Eltern muss: „Wir treffen unsere verkorksten Familien in viel zu kleinen Immobilien“, singt das Duo. Und hat angesichts der Publikumsreaktion im Unterhaus erschreckend Recht.

Rückzug und „Schnee auf Tahiti“ also, wie das aktuelle Weihnachtsprogramm heißt? Da müsste man erst mal hinkommen! Ein Stewardessenstreik lässt das Pärchen am Flughafen stranden. Zeit genug also für gewohnt herrlich übertriebene Kabbelei im schrillen Diskant. Bis ins Detail fein austariert spiegeln die beiden Künstler in greller Karikatur ihr schwules Beziehungsleben so authentisch wider, dass man sich auch als Hetero gerne im Dargestellten findet. Das liebevolle Spiel mit dem Klischee macht den beiden so schnell keiner nach.

Auf Tahiti irgendwann dann doch angekommen müssen sich Lo und Tetta Kost und Logis als Animateur verdienen: Stündlich vorgetragene Weihnachtsgeschichte in der Urfassung und Eierpunsch im Baströckchen sind für Einheimische wie Zugereiste eine schöne Bescherung.

Zugegeben: Die Geschichte ist ein wenig grob zusammengezimmert und Biotop auch für altbekannte Nummern aus dem Vorgängerprogramm „Lebkuchen“ – aber der Weihnachtsmann im String-Tanga und Knabbern am sozialistischen Kekswall machen diese Schwäche weitestgehend wett.

Dafür ist die Revue natürlich auch wieder mit Liedern geschmückt wie ein bunt behangener Tannenbaum, dem die Combo aus Florian Ludewig (Klavier), Björn Werra (Bass) und Kai Schönburg (Percussion) als passabler Ständer klanglich Halt gibt: Malediva trällert über die mangelnde Gabe des Schenkens oder den familiären Weihnachtsstress und macht das Kabarett mühelos zum Cabaret.

Da erlebt man das Krippenspiel mit der übergewichtigen Helga, die stets an der Rollenbeschreibung der Maria scheiterte und erfährt, dass Weihnachten eben auch oft eine tragische Note hat. Die aber übertüncht Malediva satt und nimmt ihr durch die frivole Lästerei die Schärfe.

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