» Kleinkunst

Aufklärende Unterhalter mit viel Potenzial

MAINZ (29. Januar 2019). Dienstags und freitags hat im ZDF das politische Kabarett seine feste Sendezeit. War es früher die ARD, die mit dem „Scheibenwischer“ das Heft hier fest in der Hand hatte, sieht man nun mit dem Zweiten eindeutig besser: „Die Anstalt“ und „heute-show“ sind beispielhafte Formate – leider kommen sie stets nach 22 Uhr. Gute Nachrichten gibt es auch für Fans des ZDF-Satireformats „Mann, Sieber!“: Die Verträge wurden bis Ende 2019 verlängert. Im Interview wirft mit Tobias Mann einer der beiden Protagonisten einen Blick hinter die Kulissen.

Wie kam es überhaupt zur Sendung „Mann Sieber!“?

Tobias Mann: Ich kannte Christoph Sieber von der „SWR-Spätschicht“, die er damals moderierte. Und im Rahmen der Sendung gibt es ja auch immer einen Dialog mit dem Künstler, was bei uns super funktionierte. Offenbar ist das auch den Fernsehschaffenden aufgefallen, so dass wir ins Rennen um die Nachbesetzung der „Anstalt“ kamen. Als das die wirklich tollen Kollegen Claus von Wagner und Max Uthoff für sich entschieden hatten, wollte man unser Potenzial nicht ungenutzt lassen und entwickelte für und mit uns dann „Mann, Sieber!“.

Wie sehen Sie das Format nach drei Jahren und über 20 Sendungen?

Tobias Mann: „Mann, Sieber!“ entwickelt sich ja stetig weiter. Was geblieben ist, ist unser Anspruch, kabarettistische Unterhaltung mit einem aufklärerischen Ansatz zu verbinden, so dass wir uns einem größeren Thema auch mal mit mehr als zwei Pointen widmen können. Bevor wir zusammen im Fernsehen auftraten, waren wir ja beide Einzelkämpfer und mussten uns erstmal als Team finden. Mittlerweile verstehen wir uns blind, jeder kennt die Stärken des anderen. Wir wachsen im doppelten Wortsinn aneinander. Über die künstlerische Arbeit ist außerdem eine echte Freundschaft entstanden.

Was man in der Sendung durchaus merkt. Wie bereiten Sie sich auf die einzelnen Folgen vor?

Tobias Mann: Es gibt Videokonferenzen, Telefongespräche, persönliche Treffen und ganz furchtbar viele Mails. Und wir haben ein Team, mit dem wir sehr gut zusammenarbeiten. Neben Gastautoren ist das vor allem die Journalistin Katrin Hartmann, die für uns die Fakten checkt und uns mit hervorragenden Recherchen unterstützt.

Wie entsteht eine Sendung?

Tobias Mann: Wir schicken unsere Skripte hin und her, bis die gemeinsame Idee steht und die Gruppe geöffnet wird, zu der auch die Redakteure des ZDF und unsere Produktionsfirma Warner gehören. Was jedoch nicht heißt, dass wir irgendeiner Zensur unterliegen. Im Gegenteil: Wir haben noch nie etwas nicht sagen dürfen. Trotzdem wird natürlich darauf geachtet, dass alles rechtens ist und wir unsere Pointen auf der Basis von Fakten machen. Wir pflegen hier ein sehr konstruktives Miteinander. Gesendet wird an einem Dienstag. Am Donnerstag zuvor treffen wir uns und stellen das Drehbuch fertig; am Freitag erfolgt dann die Lesung mit den Produzenten und Redakteuren. Samstags wird von morgens bis abends geprobt, was alles andere als Routine ist, da jede Sendung anders abläuft. Unser fantastischer Regisseur Marcel Behnke hat das aber immer bestens im Griff. Sonntags wird dann pausiert und montags vor Publikum aufgezeichnet.

Wie finden Sie die Themen?

Tobias Mann: Wir sind zwischen den anderen beiden Satireformaten des ZDF angesiedelt, der monothematischen „Anstalt“ und den kurzen Strecken der „heute-show“. Bei uns gibt es kein dominierendes Oberthema, sondern einzelne Stücke, die sich dann zum 30-minütigen Ganzen formen. Dabei haben wir immer ein „Erklärstück“ im Programm, bei dem wir uns einem Themenaspekt besonders widmen.

Zum Beispiel?

Tobias Mann: Wir hatten mal eine Nummer zur Arbeitslosenstatistik, bei der ja unheimlich viel getrickst wird, um sie als politische Erfolgsgeschichte zu verkaufen. Das hatte bei uns damals der „Große Mannini“, ein völlig dilletantischer Zauberer, aufgedeckt. (grinst) Wir rücken also Sachen in den Blickpunkt, die sonst vielleicht weniger zur Sprache kommen. Und hierfür bietet uns das Fernsehen tolle Möglichkeiten vom Green-Screen über gespielte Szenen, Musikstücke oder zuvor mit dem großartigen Realisator Erik Polls produzierte Einspieler. Das ist live ja gar nicht darstellbar. Zwar schaffen die Kameras eine gewisse Distanz zum Studiopublikum, ermöglichen dem Zuschauer am Fernsehschirm dafür aber ganz besonders nahe Einblicke.

Was schätzen Sie an Ihrem Kollegen Christoph Sieber?

Tobias Mann: Er ist ein phänomenaler Komödiant und von der Denke her ein doppelbödiger Philosoph. Das ist eine wunderbare Kombination, zu der das Gespür für klugen Witz kommt. Obendrein ist Christoph aber bei all seiner Tiefsinnigkeit auch immer für einen Kalauer oder eine Albernheit zu haben. Außerdem kann er wahnsinnig gut mit den Emotionen des Publikums spielen.

zurück