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Satz mit X ...

MAINZ (9. August 2020). „Wer den Abend mit Markus Krebs verbringt, nimmt nichts mit“, verspricht seine Agentur: „Es gibt keine Botschaft, dafür aber eine Show bestehend aus Pointen der komödiantischen Spitzenklasse.“ Und nachdem man diesen Spaßmacher aus dem Ruhrpott bereits öfters im TV angezappt hat und eigentlich immer hängenblieb, will man sich dieses Phänomen doch mal aus der Nähe anschauen. Gelegenheit dazu gab es jetzt auf der Zitadellen-Bühne.

Ein Abend mit Markus Krebs besteht vor allem aus Witzen. Sie reiht der gebürtige Duisburger einfach aneinander, haut einen nach dem anderen raus und erzielt durch dieses Schrotschussverfahren eine in der Regel hohe Trefferquote. Füllt er normalerweise große Hallen und bringt das Publikum dort schnell derart auf Betriebstemperatur, dass es über jeden auch noch so dummen Scherz lacht, braucht Krebs in Mainz sehr lange, bevor der Funken auch nur in Betracht zieht überzuspringen.

Im Interview mit dieser Zeitung hatte er zuvor von der Wichtigkeit des Timings beim Witzeerzählen gesprochen. Davon ist an diesem Abend allerdings wenig zu spüren. Anfangs hört man ellenlange Ruhrpott-Versionen von Grimm-Märchen, die Krebs mit derben Fußnoten versieht. Erst zum Schluss hin erhöht er die Schlagzahl. Ja, das Publikum amüsiert sich, doch könnte es – zumindest bei den Banknachbarn schräg gegenüber – auch am erhöhten Bierkonsum liegen, dass quasi bei jeder Silbe gekichert wird.

„Wegen Niveau ist keiner hier – glaub‘ mir das“, sinniert Krebs zu Beginn und setzt die Messlatte gleich unten an. Ein paar Kostproben gefällig? „Ich habe mir jetzt in den Garten gekackt, damit die Einbrecher denken, ich hätte einen großen Hund.“ Oder: „Mama, wolltest Du lieber einen Jungen oder ein Mädchen? Eigentlich wollte ich mir nur die Schuhe zumachen.“ Seine Freundin will das L-Wort hören? „Langweilig war nicht richtig.“ Ist eine Douglas-Filiale wirklich ein „Frauen-Baumarkt“? Und was ist mit der Dame, die mittel ihres Gesichts verhütet? Ein letzter noch: „Scheiße ist, wenn ein Furz was wiegt.“ Man wundert sich über sich selbst, dass man das im Fernsehen mal lustig fand.

Vielleicht ist es aber auch das Konzept des Abends, dass dieser ausfällt wie ein Vorgängerprogramm hieß, nämlich „Permanent Panne“: Wer ein „Best of“ seiner Witze-Programme erzählt und zuvor hohe TV-Präsenz zeigte, läuft Gefahr, dass alle Scherze bereits erzählt sind. Und deren Pointen wirken dann natürlich mit der gleichen Wucht wie bereits abgebrannte Silvesterkracher.

Eigentlich wäre ein Witzeerzähler derzeit ja gerade recht am Platz, um dem Publikum zu erlauben, für ein paar Momente die ganze Corona-Problematik mal auszublenden. Fast möchte man ein solches Possenreißen aktuell sogar als dem politischen Kabarett ebenbürtige, zumindest aber buchstäblich notwendige Kunst bezeichnen. An diesem Abend löst Markus Krebs aber leider nur das anfangs zitierte Versprechen seiner Agentur ein: Man nimmt wirklich nichts mit.

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