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Kreative Brüche

MAINZ (11. September 2019). Den Fehler macht Martin Frank nicht noch einmal: Am Schluss sagt er, er spiele auch im Oktober noch mal „hier“, womit er das Wiesbadener „Thalhaus“ meint. Die Unmutsbekundungen, die ihm daraufhin im kleinen Unterhaus entgegenschallen, sind an diesem Abend jedoch die einzigen.

Denn sein Programm „Es kommt, wie’s kommt“ ist eine Hommage an die Unwägbarkeiten des Seins, die der sympathische Niederbayer mit leicht schriller Bühnenpräsenz durch das verzerrende Vergrößerungsglas des wachen Kabarettisten projiziert.

Schon das „Warm up“ gerät gekonnt und Marianne im Publikum soll sich schon mal bereit machen, ihre Leibwäsche auf die Bühne zu werfen. Der anschließende „Empfang“ ist denn auch umso herzlicher – wenn auch ohne entsprechend platzierte Miederware. „Alles ein bisschen anders – vom Land in d’Stadt“ hieß das Programm, mit dem Frank vor vier Jahren seine Kabarettisten-Karriere startete. Ausgebildet zum Verwaltungsfachangestellten arbeitete er sogar als Standesbeamter, verließ diese sichere Bank mit 21 Jahren dann aber zugunsten einer Schauspielerausbildung, die er 2017 erfolgreich abschloss.

Statt Büro nun also Bühne. Und wenn man dem mittlerweile mit diversen Preisen dekorierten Martin Frank zuschaut, weiß man: Es war die richtige Entscheidung. Er spielt mit dem Publikum und setzt die Pointen an der richtigen Stelle, die durchaus auch mal unterhalb der Gürtellinie zu finden ist. Mit der nötigen Überspitzung kommt viel Autobiographisches zur Sprache, Franks deftiges Bairisch gibt dem Erzählten zusätzlich Authentizität. Dabei sollte er allerdings bleiben und sich nicht in andere Dialekte flüchten, was ein wenig aufgesetzt wirkt. Und auch gar nicht nötig ist.

Das mitgehörte laute Handytelefonat in der Münchner U-Bahn, die Reaktion von Städtern auf das Landleben am elterlichen Hof, die Ratschläge seiner Großmutter – alles ist amüsant. Aber eben auch nicht ohne Tiefgang, den Frank an den Tag legt, wenn er von Ernährung oder dem Münchner Mietwucher erzählt. Und Arien singen kann der Mime ebenfalls beachtlich, wobei er sich anstelle der Orchestermusik lieber eine dezentere Klavierbegleitung einspielen lassen sollte: Auf kleinen Bühnen wie im Unterhaus wirkt das sicher noch besser und würde auch seine lyrischen Stimmqualitäten noch besser zu Geltung bringen.

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