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Es werde Licht!

MAINZ (9. März 2017). Fast erinnert es ein bisschen an die Selbstinszenierung Donald Trumps, wenn Michael Altinger zu entsprechender Musik die Unterhaus-Bühne betritt. Auch er versteht sich, wenn auch ungleich ironischer, als Lichtgestalt. Dementsprechend lautet der Titel des Programms: „Hell“ – erster Teil einer Trilogie, der „Halbdunkel“ und „Finster“ folgen sollen.

Seit Jahren tourt der Niederbayer mit eigenen Programmen durch die Republik, einem breiteren Publikum ist er aber vor allem durch TV-Sendungen wie „Die Komiker“ und „Schlachthof“ des Bayerischen Rundfunks bekannt. Dort überzeugte er bisher als aufgedrehter Mime, der geschickt zwischen dem scheinbar Phlegmatischen eines Gerhard Polt und der überschäumenden Vitalität seines Landsmanns Michael Mittermeier schwankt. Dialekt und Mimik waren bislang ebenfalls Garanten für eine konturreiche Bühnenfigur.

Doch folgt „Hell“ leider jenem physikalischen Gesetz, dass dort, wo viel Licht ist, auch der Schatten nicht fern ist. Und der legt sich wie eine erstickende Decke über die Vorstellung, der es vorne und hinten an Logik und Zusammenhang gebricht. Zu laut, zu schnell, zu vielschichtig ist das, was Altinger da (musikalisch begleitet von Martin Julius Faber) spielt. Irgendwann beschwert er sich darüber, dass Gott ihn ausgerechnet beim Einparken verlassen habe – doch auch während des Schreibens dieses Programms war der Höchste offenbar nicht zugegen.

Es gibt einen Autounfall, Ärger mit der Versicherung, da ist ein ominöser Helmut Lux, der neben der Gabione auch den grünen Smoothie erfunden haben soll; und die Menschheit wird von einem 16-köpfigen Gremium geführt, dem auch Verkehrsminister Dobrindt angehört – einer Dame in der ersten Reihe ruft der Kabarettist zu: „Sie rümpfen ein bisschen die Nase, aber das ist normalerweise nicht mein Niveau.“ Im Hinblick auf die folgenden zwei Teile der Trilogie bleibt zu hoffen, dass Michael Altinger hier die Wahrheit sagt – die Titel „Halbdunkel“ und „Finster“ wecken jedoch gewisse Ängste.

Fraglos gelingen auch einige Pointen: über den Winterurlaub in Thailand, der nur durch einen Versicherungsbetrug finanziert werden kann, über die Werbestrategen und ihr perfides Wecken von eigentlich nicht existenten Begehrlichkeiten oder Weltverschwörer, nach denen die NASA die Mondlandung tatsächlich live hat stattfinden lassen, nachdem sich eine Inszenierung in Hollywood als zu teuer erwies. Leider passt hier aber kaum etwas zusammen und so wirkt der Abend wie ein Bild, das mit Gewalt aus Teilen verschiedener Puzzles zusammengehämmert wurde. Schade.

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