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„Hey Du! Willst Du ein G kaufen?“

MAINZ (18. Januar 2020). Der satirische Jahresrückblick hat sich mittlerweile zum festen Bestandteil des Kabaretts entwickelt. Was im TV so gut funktioniert, weil man ja das bewegte Bild als Vehikel hat, braucht hier jedoch die Phantasie des Zuschauers. Und es ist beunruhigend, dass man so vieles, was von den Kabarettisten spöttisch aufs Tapet gebracht wird, entweder schon wieder vergessen respektive verdrängt hat oder es in frühere Jahre erinnern würde.

Auch im Unterhaus wird zurückgeblickt – bei Adrian Engels und Markus Riedinger vom fulminanten Duo „ONKel fiSCH“ heißt das „nach-gerichtet“: Sie haben für ihre Retrospektive die Form der TV-Nachrichten gewählt – präsentiert von „Ingo Zamparello“ und der damenvollbärtigen „Dunja Halali“. Doch keine Angst: Die Witze gewinnen rasch an Schärfe und die Show gleicht einer Dampflok, die kurz anschnauft und dann immer rasanter durchs Programm flitzt.

Was also war 2019? Klimaschutz und SUV-Liebe, Brände am Amazonas und Unruhen in Venezuela, Österreichs Politskandal und hier der Streit ums Impfen, die EU-Wahl und der Abtritt von Nahles als SPD-Chefin („An ihrem Stuhl fehlten bereits drei Beine.“). Es wurde gewählt, der Verkehrsminister macht(e) Murks und Kramp-Karrenbauer wagte den zuvor vehement ausgeschlossenen Sprung ins Kabinett („Sie wurde dann quasi zur Selbstverteidigungsministerin.“). Und natürlich immer wieder: Brexit. Es ist erstaunlich, wie viel in einem Jahr passiert – oder eben auch wie wenig.

Glanznummern sind kurze Sketche beispielsweise zum Versteigern der G-5-Lizenzen, denn der Verkauf geht hier wie bei Erni und dem Trenchcoat und Schlapphut tragenden Schlemihl aus der Sesamstraße ab – das fünfte G steht natürlich für: „Genaaau.“ Das Impeachment-Verfahren um Trump animiert Engels und Riedinger zu einem herrlichen Kasperltheater mit „Wachtmeisterin Nancy von der Pelosizei“. Satirisch zugespitzt kann man eben auch über den größten Irrsinn lachen. Der nächste Rückblick kommt bestimmt – von „ONKel fiSCH“ 2020 und bereits am 30. Januar im Unterhaus mit Florian Schroeder.

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