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Dampfplaudern für Deutschland

MAINZ (12. September 2013). Aus Angst vor der Krise mag man der Heimat gelegentlich den Rücken kehren und sich an sonnig-südliche Gestade zurückziehen. Aber wohin? Spanien? Portugal? Italien? Griechenland gar? Und überhaupt: „Auswandern gilt nicht“, finden Adrian Engels und Markus Riedinger, als „ONKeL fISCH“ vor allem bekannt aus Funk und Fernsehen. Mit dem Postulat hierzubleiben debütierten sie jetzt auf der kleinen Unterhaus-Bühne mit einem Spektakel, das es in sich hatte.

Wobei sich nach zwei Stunden herzhafter Lachmuskelmassage natürlich die nüchterne Frage stellte, was genau „ONKeL fISCH“ außer orthografischer Fragwürdigkeit in sich hat. Die Antwort lautet: alles und nichts. Das jedoch wird abendfüllend aufbereitet: Für manch mag das eine Menge heißer Luft sein, für andere aber ein Riesenspaß. Und das liegt vor allem an der sympathischen Performance, denn die gute Laune, die Engels und Riedinger beim Spiel versprühen, überträgt sich ohne Reibungsverluste auf ihr Publikum.

Denn Engels und Riedinger haben eine Mission: Sie wollen für Deutschland werben. Und das fällt den beiden Dampfplauderern nicht weiter schwer. Auf Promotiontour für’s Vaterland haben sich die beiden gewohnt in Schale geworfen: schwarzer Anzug, also „Ex-Bundespräsidenten-Streetwear der Marke Christian Wulffskin – ein bisschen schmuddelig, aber das soll ja demnächst reingewaschen werden“. Die äußere Hülle entspricht dabei dem inneren Kern: gepflegter Klamauk – mal großartig, mal im Kleinformat, aber zielsicher.

Nacheinander werden verschiedene Punkte auf der Agenda abgearbeitet: Wie sehen uns die europäischen Nachbarn auf der iberischen Halbinsel? Wie steht es um das Bildungssystem? Und wie stolz ist man auf sein Land, wenn man nur alle zwei Jahre zu Fußballmeisterschaften das Fähnchen schwenkt? Die von „ONKeL fISCH“ ausgemachte Ironie, mit der ausgerechnet Kai Pflaume die Sendung „Der klügste Deutsche“ moderiere, zieht sich durch den gesamten Abend, der von genialem Witz bis zum bodenlosen Kalauer alles bereithält.

Zuweilen muss man schon etwas genauer hinhören, um das Unterschwellige des Klamauks zu entdecken. Mit humorigem Rätselraten und gnadenlos bissigen Bonmots zu Energiewende, iPod-Wahn und Mülltrennung zeichnen Engels und Riedinger letztendlich doch ein unterhaltsames Bild eines Landes, dass eher eine lupenreine Demokratie ist als die Heimat von „Kremlmonster Putin“. Zwar wird man hier auch regiert von einem „Montessori-Kabinett“, in dem selbst Menschen wie Christina Schröder ein Ministeramt ausüben dürfen, aber dank „ONKeL fISCH“ ist klar: Auswandern gilt nicht. Und der Deutsche hält sich an die Regeln.

Weitere Informationen und Termine gibt es im Internet unter http://www.onkelfisch.de.

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