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Das Warten ist nicht umsonst

MAINZ (6. Febuar 2014). Der Volksmund besagt, dass Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten. Kabarettist Philipp Weber kann mit beidem auch Programme füllen: Nachdem er in „Futter – streng verdaulich“ kritisch hinterfragte, was sich der Mensch so alles einverleibt, heißt das aktuelle Programm „Durst! Warten auf Merlot“. Doch anders als bei Samuel Beckett, wo Godot, dem der weinselige Titel entlehnt ist, eben nicht kommt, ist der quirlige Kleinkünstler auf der Unterhausbühne mit Geist und Witz omnipräsent und schenkt seinem Publikum im Unterhaus voll ein.

Dynamisch geht Weber auf Tuchfühlung: „Du trinkst Wasser? Was hat Du verbrochen?“ Flüssigkeitsaufnahme sei wichtig, stehe nach Atmen und vor Essen und Sex an vorderster Stelle. Schon als Baby werde einem das klar: „Schöner waren Getränke nie verpackt.“ Und auf der Suche nach „Germanys next Top-Bottle“ geht es direkt hinein ins prompte Nass. Wie viel Wasser verbrauche wohl ein Deutscher täglich? Es sind 5.000 Liter: „Ein Steak – 2.500, eine Tasse Kaffee – 120, ein Blatt Toilettenpapier – fünf“, erklärt Weber ohne zu dozieren. Und im Winter gebe es dann griechischen Spargel aus einem eher wasserärmeren Land.

Moralinsauer ist das Programm dabei keineswegs, denn die Pointen korrespondieren bei Weber mit den Themen wie sorgsam ausgesuchte Weine mit einem Menü. Man erlebt Kabarett, wie es sein soll: Unterhaltsam geht der Kleinkünstler ein ernstes Thema an und inspiriert zum Nachdenken über das Vorgetragene: Die Herstellung eines T-Shirts verbrauche 2.000 Liter Wasser – bei Klamotten gelte daher: „Weniger ist mehr – also eher Tanga als Kittelschürze.“

Doch nicht nur Wasser ist flüssig – auch Wein. Der Odenwälder liest das allzu blumig formulierte Etikett einer Weinflasche vor und amüsiert sich köstlich über diesen „auf Flasche gezogenen Schiller“ – die Verkostung des offenbar fragwürdigen Inhalts darf oder muss eine Zuhörerin übernehmen. Ob der Kaffee aus dem überqualifizierten Vollautomaten wohl auch fair gehandelt ist? Natürlich – und daher so teuer, dass sich Weber fragt: „Was macht der Bauer mit der ganzen Kohle?“ Der Zucker in einer Bionade ist kontrolliert angebaut? „Das wird Opium auch.“ Zu jedem Nass gibt es eine trockene Anmerkung: „Warum ist in Hustensaft Zucker? Damit ihn die Kinder trinken“, erklärt er das Wirkungsprinzip von Alcopops.

Weber, der 2010 als Mitglied des Ersten Deutschen Zwangsensembles den Deutschen Kleinkunstpreis erhielt, ist auch als Solist großartig. Aufgedreht wie nach zehn Energydrinks dekantiert er Gehaltvolles. Für ihn gibt es kein „kleines Alkoholproblem“, schließlich spreche man bei Aids auch nicht von einer kleinen Immunschwäche. Aber von einem Wasser-Sommelier hält er ebenso wenig wie von einer Schorle: „Das ist Waterboarding für Wein.“

Weitere Informationen und Termine gibt es im Internet unter http://www. weberphilipp.de.

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