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Treffsicher gepinselte Pointen

MAINZ (3. Dezember 2012). Was macht ein Cartoonist wie Ralph Ruthe auf der Unterhausbühne? Was er nicht tut ist: zeichnen. Wobei es natürlich viele seiner gemalten Scherze zu sehen gibt. Der Versuch sie zu beschreiben kann nur misslingen – wer einen Eindruck von den farbenfroh und treffsicher gepinselten Pointen bekommen möchte, dem bieten sich Bücher und Internetseiten für unterhaltsame Augenblicke an.

Aber es macht doch einen großen Unterschied, ob man sich über einen Cartoon meist alleine auf dem heimischen Sofa, in der Kaffeepause am Rechner amüsiert oder gemeinsam mit einem Auditorium aus vollem Halse lachen darf. Wenn Ralph Ruthe seine tierischen Charaktere vorstellt, denen er besonders gut (zwischen)menschliche Eigenschaften andichtet, wenn er den ewigen Kampf zwischen Baum und Biber aufzeichnet oder seine grandiosen Werbeparodien über die Leinwand flimmern lässt, bleibt kein Auge trocken.

Statt den Stift zur Hand zu nehmen, benutzt Ruthe, der früher unter anderem für das Satiremagazin „MAD“ arbeitete, in seiner Show lieber das Mikrophon: Das überwiegend junge Publikum erfährt an diesem Abend einiges über den Künstler, für den eine Idee und der Text wichtiger sind als das Bild, das erst später entsteht.

Beflügeln lässt sich Ruthe dabei von Alltagssituationen, Missgeschicken und vor allem Missverständnissen – nicht umsonst sind alle seine Werke mit dem gelassen fatalistischen Slogan „Shit happens!“ überschrieben: „Als Cartoonist kann ich gar nicht anders, als jeder Katastrophe etwas Inspirierendes abzugewinnen.“ Gute Beobachtungsgabe und rabenschwarzer Humor sind hier unabdingbares Arbeitsmaterial.

Dann entstehen eben ganz „ruthiniert“ Ideen für Videoclips um den Herpesvirus Kismeth, die autobiographisch geprägte Serie „Frühreif“ oder „Uwe, der Trucker-Bär“: „Wenn jemand Interesse hat – die Rechte dafür sind momentan frei“, grinst Ruthe grundsympathisch ins Publikum, das an diesem Abend natürlich auch für den vorweihnachtlichen Buchkauf oder Erwerb anderer Merchandising-Artikel umworben werden soll. Das aber ist nicht ehrenrührig: Selbst ein Nobelpreis-Autor rezitiert ja nicht aus rein altruistischen Gründen aus seinen Werken…

Weitere Informationen – und vor allem Cartoons! – unter http://www.ruthe.de.

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