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Eine Stern aus dem Morgenland

MAINZ (28. Januar 2020). Hand aufs Herz: Begegnet man einem derart schwarzhaarigen Menschen mit dunklem Bart, ploppt – manchen Medien sei Dank – in einer Hirnregion, für deren Output man sich sofort schämt, unweigerlich das Bild vom bösen Islamisten auf. Davon ist Sulaiman Masomi natürlich meilenweit entfernt.

Und für sein Konterfei kann der in Kabul geborene, mit seiner Familie nach Deutschland gekommene und in Krefeld aufgewachsene Afghane natürlich nichts. Auf das Studium der Literaturwissenschaft in Paderborn folgte die Karriere als Kabarettist. Sein aktuelles Programm „Morgen-Land“ spielt auf kluge Weise mit den Themen Vorurteile, Angst und Macht.
Im lockeren Plauderton dringt der Künstler dabei zu manchen Wahrheiten vor. Er ist unzufrieden mit der Evolution, denn was beim Einzeller hoffnungsvoll begann, endet jetzt bei Donald Trump: „Und natürlich hat die Orange Angst vor der Presse.“

Immer wieder lässt er solch kleine Bonmots fallen, die zeigen, wie gewitzt er mit der Sprache umzugehen versteht. Seine herrlich detailverliebt ausformulierte Geschichte „Rat der Sprache“ erinnert an Jochen Malmsheimer, das Gespräch zwischen zwei Geografie-Studenten an die Wortverspieltheit von Willy Astor; doch Masomi erweist eher Referenz, als dass er imitiert: Sich an den Großen der Zunft zu orientieren und dabei zu zeigen, dass man sich messen lassen kann, ist keinesfalls ehrenrührig.

Sein eigenes Potenzial gießt er geschickt und intelligent in Verse: Man hört von einer Mauer, die dem kleinen Asylantenkind einziger Freund war, weil keiner mit ihm spielen wollte; auch seine Geschichte von der Suche nach der eigenen Größe ist anrührend lyrisch und begeistert das Unterhaus-Publikum auch abseits der herzlichen Lacher.

Man staunt über die absurde Welt, von der man nichts ahnt, ahnen will und die doch offenbar Realität ist: Regelmäßig wird der Kabarettist polizeilichen Personenkontrollen unterzogen und wundert sich, als man mal den blauäugigen Blonden hinter ihm meint. Letztendlich geht es auch um Selbstwertgefühl: „Der Faschist und die Magersüchtige leiden am gleichen Mangel: Sie will immer weniger werden und er nichts anderes als sich.“ Ein leichtes Nuscheln des Schriftstellers, Poeten, Rappers und Poetry Slammers gehört zum Programm, dem man daher besser doppelte Aufmerksamkeit schenken sollte.

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