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Übervoller Gabentisch

MAINZ (10. Dezember 2015). Zu Weihnachten gehören: Plätzchen, Tannenbäume, Kerzenschein. Und natürlich: Musik. Doch allzu besinnliche Klänge sollte man nicht erwarten, wenn man „Weihnachten mit LaLeLu“ feiern möchte. Im Frankfurter Hof begingen die vier Nordlichter aus Hamburg ihre Version des Festes und begeisterten ihre Fans mit Parodien, Coverversionen und gut gesungener Blödelei.

Zumindest im ersten Teil gelang ihnen dies noch auf hohem Niveau. Und mit Botschaft: „Morgen kommt der Weihnachtsmann“, trällert das Quartett und wiederholt das letzte Wort nach Aufzählung der ganzen Weihnachtswünsche: „Möcht‘ ich gerne haben – haben, haben, haben.“ Kabarettistischer Gout blitzt auch im „Weihnachtsoratorium“ auf, in dem Sanna Nyman, Tobias Hanf, Jan Melzer und Frank Valet zu verschiedenen Adventsliedern aktuelle Themen und Personen von DFB und Niersbach über VW bis hin zu Sigmar Gabriel besingen.

Und natürlich ist das Puppentheater „Haudrauf“ mit der Revue „Rote Rübe unterm Tannenbaum“ eine Glanznummer, wenn Kasper & Co. „In der Weihnachtsmetzgerei“ anstimmen. Ob die Aufzählung der Schlachtmethoden und hingerichteten Tiere indes zur Bekehrung für das Weihnachts-Menü reicht, mag dahingestellt sein. Denn in erster Linie will „LaLeLu“ natürlich unterhalten.

Und das können die vier, wenn Jan Melzer „Last Christmas“ von George Michael persifliert und sich der Rest der Truppe fragt, wer eigentlich dieser „Lars Christmas“ sei. Absolut auf einer Wellenlänge mit dem Publikum ist „LaLeLu“, wenn sie von allgemeingültigen Weihnachtserfahrungen („Wir schenken uns dieses Jahr nichts.“) berichten oder bei „Deutschland sucht den Nikolaus“ Reinhard Mey als ewigen Frager und Mahner parodieren.

Der zweite Teil des Abends wirkt indes wie ein übervoller Gabentisch, bei dem es den Schenkenden egal scheint, was sie geben – Hauptsache viel. Rasch ist der rote Faden ausgefranzt und abgerissen, so dass man sich bald wie nach dem Verdrücken eines ganzen Plätzchentellers fühlt: zu satt und überzuckert.

Als Tobias Hanf dann auch noch für eine Talkrunde „Prominenz“ wie Boris Becker und Gerhard Schröder imitiert, bekommt die Beliebigkeit denn doch das Übergewicht. Eine solche Gabe braucht man wie einen kratzigen Wollpullover unterm Tannenbaum. Da ist es gut, wenn alsbald das Finale mit einer bunten und auf Weihnachten gemünzten Schlagerparade eingeläutet wird.

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