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Zwei Große verabschieden sich

MAINZ (28. April 2011). Nun ist er der Völkergemeinschaft doch noch zuvorgekommen: Als Henning Venske gemeinsam mit Jochen Busse erstmalig das zweite Programm dieser legendären Urgesteinsformation im Unterhaus spielte, fragte ihn sein Bühnenpartner, wie lange man das noch machen wolle. Und er antwortete eben optimistisch: „Ich warte darauf, dass die Uno den Vatikan dicht macht.“

Leider trennt sich dieses Duo jetzt, das erst im vergangenen Jahr den Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz zum Deutschen Kleinkunstpreis erhalten hatte. Wie schade, attestierte ihm die Jury damals doch „quicklebendiges, hochspannendes politisches Kabarett – ebenso geistreich wie belebend.“ Doch bekanntlich soll man ja aufhören, wenn’s am schönsten ist. Und so gehen Venske und Busse ab dem 20. Juni getrennte Bühnenwege – allerdings, und das versöhnt doch ein wenig, im beiderseitigen Einvernehmen und ohne Krach.

Zuvor wurde in Mainz ein letztes Mal zur „Inventur“ gebeten, wobei die Themenregale mit Schwung ausgeräumt und der Bestand an Pointen knallhart durchgezählt wurde. Venske und Busse haben ihr festes Programm, das ständig aktualisiert wird: Ein Wartezimmer dient als Bühnenbild, in dem sich die beiden alten Herren einfinden – Venske als Privatpatient siegessicher auf der Zielgeraden und Busse, weil er sich gerne dorthin setzt, wo man Nummern ziehen oder eben warten muss: „Ich war mal beim Tierarzt – ohne Tier! Eine für alle spannende Erfahrung…“

Der dritte im Bunde hat laut Busse eine „scheußliche Verwachsung vor dem Bauch“: „Kann man das operieren oder streut das?“ Glücklicherweise letzteres – und zwar akustisch: Frank Grischek ist für die Bühnenklänge zuständig und parliert auf dem Akkordeon wie die größten Künstler am Konzertflügel. Mit leichten Fingern fliegt er über die Tasten seines Instruments, so dass die Melange aus Kabarett und Musik zum Ereignis wird. Diesem Spiel könnte man stundenlang zuhören – und ohne seine Partner Venske und Busse hat er ja jetzt Zeit für Abend füllende Programme?

Doch noch sind die Kempen mit von der Partie: Henning Venske, ein abgebrühter Realist, der sich seiner Desillusion hingibt und auf der anderen Seite Jochen Busse, ein großartiger Komödiant, der sich im feinen Zwirn über die Politik herrlich spießig echauffieren kann. „Sie mit ihrer Oggersheimer Piefigkeit“, kontert Venske hemdsärmelig.

Aufgeregt wird sich herrlich garstig über Politiker, die sich aus der Verantwortung stehlen, Parteien, die die Mehrheitsmeinung beständig ignorieren und nur dem Machterhalt entgegenarbeiten. Würze liegt hier vor allem in der Kürze: „Der Westerwelle…“ – „Ist unerheblich!“ Die Pointen dieser beiden wagen stets den Spagat zwischen Kalauer und Geistesblitz, wobei es die Mischung macht. Kombiniert mit den unterschiedlichen Temperamenten wird daraus ein Feuerwerk, für das man diesen Herren noch lange dankbar sein kann.

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