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Die Krone der Schöpfung?

MAINZ (4. Februar 2020). Wann der Mensch ein Mensch ist, hat schon Herbert Grönemeyer gesungen. Jan Philipp Zymny ist ein geistiger Nachbar des Barden: Auch er wohnt in Bochum und beschäftig sich in seinem aktuellen Programm „How to human?“ mit der angeblichen Krone der Schöpfung.

Doch Zymny singt nicht, sondern ist höchst erfolgreicher Poetry Slammer: Bereits zwei Mal ging er als Sieger aus den deutschsprachigen Meisterschaften jener mittlerweile schon etablierten Form der literarischen Kleinkunst hervor. Und das Unterhaus ist keinesfalls auf dem Holzweg, wenn es Künstlern wie ihm immer mehr Platz im Spielplan einräumt.

„How to human?“ – in so stürmischen Zeiten wie heute ist die Frage, wie der Mensch am besten sein Dasein fristet, durchaus brisant. Zymny ist ein echt witziger Kerl und genau so geht er das Thema an: mit viel Klamauk, doch durchaus mit doppeltem Boden. Seine „Menschenimitationen“ zeigen bei aller Flapsigkeit nonchalant eine wache Beobachtungsgabe, um daraus pfiffig Rückschlüsse zu ziehen.

Der Autor greift die Sprache auf und mahnt an, dass sich echte politische Haltungen nicht auf ein Demonstrationsplakat schreiben ließen. Dass er damit Ross und Reiter nennt, ohne Namen in den Mund zu nehmen ist ein höchst eleganter Schachzug. Überhaupt macht es großen Spaß, den zuweilen herrlich albernen Gedanken dieses Künstlers zu lauschen: inhaltlich und vor allem sprachlich.

Der Mensch unterscheide sich vom Tier, weil er allem eine Bedeutung zuweise und nutze doch so ineffiziente Dinge wie Eselsbrücken, vergesse Wichtiges und könne sich hingegen den größten Quatsch merken oder habe als Deutscher eine Sprache, die seltsame Dinge wie das Futur II beinhalte. Klug denkt Zymny manchen Fortschritt konsequent weiter, um dabei im Krebsgang zum Ausgangspunkt zurückzukehren.

So schließt sein Programm mit dem Blick in die Zukunft: „Werden Roboter und Künstliche Intelligenz die Menschheit überflüssig machen?“ Zymny weiß sich zu wehren: mit „Künstlicher Dummheit“. Seine Testfragen ans Publikum, ob denn neben einem bereits ein perfekter Humanoide sitze, haben am Ende etwas anrührend Persönliches; und wer hier die Hand hebt, kommt automatisch wieder zu Grönemeyer: „Dann ist der Mensch ein Mensch.“

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