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Auf Wiederhören!

MAINZ (1. November 2020). Das jüngste Mainzer Meisterkonzert war ein besonderes: Denn abgesehen von der hohen künstlerischen Leistung der von Otto Tausk dirigierten Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz und der Cellistin Camille Thomas als Solistin des Abends war es das letzte Konzert vor dem Lockdown, der nur wenige Stunden später einen Großteil des öffentlichen und damit auch des kulturellen Lebens in Mainz und im ganzen Land stilllegen würde.

Dabei ist es durchaus eine bittere Ironie, dass die hiervon Betroffenen auf der Bühne im Kurfürstlichen Schloss sowie in den abstandsregelkonform aufgestellten Stuhlreihen des Auditoriums wohl mit am wenigsten Verantwortung für die neuen Verordnungen tragen, denn nachgewiesenermaßen ist es vor allem das Publikum kultureller Veranstaltungen, das sich an die Regeln hält – inklusive des Tragens der Maske, die diesmal auch während des Konzerts Mund und Nase zu bedecken hatte.

Doch war dies gemeinsam mit der düsteren Aussicht auf die kommenden Wochen wohl das einzige, was den Konzertgenuss trüben konnte: Das jüngste Meisterkonzert bewies einmal mehr, welch exquisiten Klangkörper das Land mit der Staatsphilharmonie sein Eigen nennen darf. Auf dem Programm standen das a-Moll-Cellokonzert op. 129 von Robert Schumann und Ludwig van Beethovens siebte Sinfonie A-Dur op. 92.

Solistin Thomas gefiel mit energiegeladenem Spiel sowie sanglichem und behändem Ton, der vor allem in den tiefen Lagen seine Muskeln spielen ließ. Die Solistin erlebt die Musik mit jeder Faser ihres Körpers und taucht tief in den zu ergründenden Klangkosmos ein. Dabei entlockt sie ihrem Cello sinnliche Klänge, die sie durch ein zupackendes Vibrato auf den langen Noten noch zu verstärken weiß.

Hatte Robert Schumann dem Orchester in seinem Cellokonzert noch die Begleiterrolle des hochvirtuosen Solo-Cellos in die Noten diktiert, trumpfte die Staatsphilharmonie bei Beethoven derart phänomenal auf, dass man den Eindruck bekam, als wollten die Musiker im durch Corona verhagelten Beethovenjahr dem Komponisten besonders glanzvoll die Ehre erweisen.

Schon der erste Satz schien vor musikalischer Hochspannung zu bersten. Die eigenwillige Rhythmik inspirierte Dirigent Tausk zum Skandieren, die Dynamikbögen reichten in weite Ferne – da war das würdevolle Allegretto mit dem bekannten Trauermarschthema eine wahre Gemütsabkühlung. Im dritten Satz gefiel vor allem der sonore Bläserchor vor leicht flirrenden Violinen, das folgende Allegro wurde im gestreckten Galopp genommen – ein geradezu rauschhaftes Finale, aus dem die Hoffnung sprach, dass man sich bald wiedersehen und -hören darf.

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