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Auferstandene Barockmusik

MAINZ (30. April 2017). Wolfgang Katschner ist Leiter der renommierten „Lauttencompagney Berlin“ und „Artist in Residence“ von „BarockVokal“, dem Exzellenzprogramm des Kollegs für Alte Musik an der Hochschule für Musik Mainz. Als solcher dirigierte er jetzt die Aufführung des äußerst selten musizierten Oratoriums „La Resurrezione“ von Georg Friedrich Händel.

Das Libretto thematisiert die Auferstehung Jesu, wobei im ersten Teil ein Engel und Luzifer über deren Bedeutung streiten, wie es im apokryphen Evangelium des Nikodemus geschildert wird. Rund 90 Minuten dauert das Werk, für dessen spannende Wiedergabe Katschner vor allem mit dem Neumeyer Consort und seinen grandiosen Solisten verständige Partner hatte, die seine Art des Musizierens 1:1 umsetzen konnten. Auch wenn die Atmosphäre der Seminarkirche als ursprünglich geplantem Aufführungsort fehlte, so bot der Rote Saal der Hochschule doch die passendere Akustik, um die hohe Leitung aller Künstler wunderbar durchhörbar abzubilden.

Fünf Solisten, die vor allem im Tutti exzellent miteinander harmonierten, zeigten, wie großartig „BarockVokal“ arbeitet: Hier erlernen junge Stimmen die historisch informierte Aufführungspraxis, wobei unterschiedliche Reifestufen der einzelnen Künstler höchstens dokumentieren, welches Potenzial bei manchem bereits geweckt wurde und bei anderen vielleicht noch schlummert.

Kritik daher nur am Rande: Während Alt Anna Krawczuk (Alt) sich nicht so recht gegen das Orchester behaupten konnte und Tenor Fabian Kelly seine Rolle eher mit britischer Blässe als südlichem Verve gestaltete, atmete die Interpretation der übrigen Solisten den Geist des italienischen Textes vorbildlich.

Sopranistin Miyeon Baek (Engel) ließ ihre gestochen scharfen Läufe in lockerer Koloraturenseligkeit perlen und in der Rolle des Luzifers begeisterte Bass Florian Küppers, der seine Arien mit derart beißenden Glissandi aussang, dass es nur so knisterte; seine Mimik, mit der er dem Engel begegnete, ersetzte Hörner und Schwefeldampf mühelos, so dass allein dadurch aus der konzertanten eine gefühlt szenische Aufführung wurde. Auch bei Sonja Grevenbrocks Sopran durfte man einen funkelnden Brillanzkern bewundern: geradlinig, raumfüllend, in der Tiefe präsent und in der Höhe kraftvoll, ohne schrill zu tönen – für solche Stimmen wurde das Da-capo erfunden.

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