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Klingende Ruhepole in hektischer Zeit

MAINZ (15. Dezember 2014). Folkmusik? Das ist ein weites Feld. Und die bretonische Folksängerin Cécile Corbel bestellt es großflächig: Sie singt natürlich in ihrer eigenen Sprache Französisch, aber auch in Englisch. Und in ein Stück, das sie für den japanischen Animationsfilm „Arrietty – Die wundersame Welt der Borger“ geschrieben hat, mischen sich sogar ein paar deutsche Verse.

Die Geschichten um geheime und verwunschene Gärten, um Feen, traurige Liebesgeschichten, Mythen und Mystik – sie stehen auf den Seiten des Klangbuches, das Corbel als Sängerin und Harfenspielerin gemeinsam mit ihren Musikern Ciryl Maurin (Gitarre), Pascal Boucaud (Bass) und Julien Grattard (Violoncello) aufblättert. Ein passables Begleit-Trio, dem man den Spaß am gemeinsamen Musizieren aber eher anhört als -sieht: Seltsam emotionslos und mit mehr oder weniger versteinerter Miene wird hier gespielt.

Der Liedermacher Reinhard Mey war in früheren Tagen auch Gast im Unterhaus und singt noch heute die Verse: „Da lob‘ ich mir ein Stück von Hand gemacht.“ Genau das denkt und fühlt auch Cécile Corbel: Sie verschmilzt förmlich mit ihrer keltischen Harfe, die sich vom majestätischen Konzertinstrument optisch durch die gebogene Säule und akustisch durch einen wärmeren Klang unterscheidet.

Dazu erklingt ihr eindringlich erdiger Mezzosopran, der zuweilen in traumhaft schönen Melismen über den Akkorden und Melodien schwebt. Beeindruckend mischt sich die Stimme Pascal Boucauds dazu und gaukelt fesselnd Polyphonie vor, wird die Zweistimmigkeit doch durch die Instrumente melodisch aufgefächert und potenziert.

Stilistisch bewegt sich Cécile Corbel leichtfüßig zwischen irischem Traditional und eigenen Adaptionen von Liedern ihrer Heimat, spielt aber auch eine rasante spanische „Folia“ und entwischt damit behände einer Einordnung: Irgendwas zwischen Enya und der Kelly-Family? Egal: Auch wenn alle Lieder irgendwie ähnlich klingen, so klingen sie doch eben auch schön – tonale Ruhepole in hektischer Zeit.

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