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Musikalische Menage à trois – und zwar zu viert

WIESBADEN – Das Trio ist eines der Themenschwerpunkte im diesjährigen Rheingau Musik Festival. Unter dem Motto „à trois – a tre – zu dritt“ stand denn auch das Konzert mit dem Flötisten Eckart Haupt, der als steter Gast diesmal (s)einen Akzent auf die barocke Triosonate setzte und auch mit wesentlich jüngerer Musik beeindruckte.

Vier Musiker waren die klangvollen Protagonisten des Abends: Neben Haupt musizierten in der Kirche St. Georg und Katharina in Wiesbaden-Frauenstein Peter Mirring (Violine), Christina Haupt (Cembalo) und Mathias Bräutigam (Violoncello) Werke von Johann Sebastian Bach und Sohn Carl Philipp Emanuel, Georg Philipp Telemann sowie zeitgenössische Kompositionen von Manfred Weiss und Bohuslav Martinů.

Solistisch glänzte Haupt zuerst mit der Fantasie für Flöte fis-moll, mit der Telemann sich von der barocken Tradition, der zufolge sich jeder Satz nur einem einzigen Gefühlszustand widmen sollte, abwandte. Haupt nutzte das A tempo giusto des ersten Satzes moderat für zart hingetupfte Töne und erweckte im folgenden Presto mit pfiffiger Dynamik fast schon den Anschein eines Duetts. So erlebte das Publikum selbst in der kurzen Fantasie einen Reichtum emotionaler Nuancierung.

Diese Fülle griff Haupt mit „multiplo“ für Soloflöte von Manfred Weiss (*1935) wiederum rein klanglich auf, denn die Beliebigkeit des Stückes macht es weniger wichtig, was der Künstler spielt, sondern wie er dies tut: Auf fünf Ständern hatte Haupt seine Noten ausgebreitet und entlockte dem Flötenrohr durch Trillern, Überblasen, Hauchen, Klappern und gewollt großräumigen Intonationsschwankungen eine abenteuerliche Collage aus Klängen, die er mit ersterbenden Glissandi, flatternder Chromatik, schnaubenden und schmerzhaft schrillen Tönen noch verstärkte. Und hörte man nicht zuweilen auch ein Intervallmotiv à la b-a-c-h?

Eckart Haupt tat gut daran, sein Publikum auf charmante Art auf die zeitgenössische Musik vorzubereiten, denn während er die Noten wortwörtlich aufbaute, plauderte er charmant und schalkhaft über das Folgende, womit er vielen Zuhörern sicherlich auch ein bisschen von ihrer Furcht vor dem Unbekannten nahm. Er werde manchmal gefragt, warum man angesichts der Fülle alter Musik neue komponiere, erklärte der Musiker seine Motivation, auch solche zu spielen: Weil er sich nach der lohnenswerten Beschäftigung mit dem Bekannten mit Neuem geradezu beschäftigen müsse – wofür er prompt Applaus erhielt.

Zuvor spielten die Künstler in verschiedenen Besetzungen: Die Trio-Sonate aus Bachs „Musikalischem Opfer“ (BWV 1079) für Flöte, Violine und Basso continuo folgt zwar dem klassischen viersätzigen Typus, doch gaben die langsamen Sätzen mit ihren besonders affektvoll intonierten Seufzern sowie die Vitalität im Allegro des zweiten und vierten Satzes dem Bekannten ein mitunter neues Gesicht. Das „königliche Thema“ erklang hier in allen Lagen und wurde besonders gefühlvoll von Cellist Bräutigam intoniert.

So war es fast schon bedauerlich, dass die anderen Sätze des „Opfers“ für nicht minder attraktiv umgesetzte Stücke wie das Concerto für Flöte, Violine und Basso continuo A-Dur von Telemann oder das Duett für Flöte und Violine von Carl Philipp Emanuel Bach „Platz machten“. Gerade im Zusammenspiel von Eckart Haupt und Peter Mirring gefiel der schlichte, klare und ruhige Ton der Flöte, die im Klang der Violine ihre Entsprechung fand.

Das Finale bildete das Stück „Promenades“ für Flöte, Violine und Cembalo von Bohuslav Martinů (1890-1959), in dem der Komponist die klassisch barocke Instrumentalisierung nutzt, um sie zu parodieren. Die Spannung zwischen alter Besetzung und neuem Klang beschreibt hier in vier Miniaturen lautmalerisch einen Spaziergang durch die Großstadt samt Kleinkrieg zwischen zankenden Spatzen, deren Rolle Flöte und Violine spielen. Christina und Eckart Haupt sowie Peter Mirring zeigten hier eine Virtuosität, die ihre Qualität nicht zuletzt aus der Freude am gemeinsamen Spiel bezieht.

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