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Experimentelle Klänge

Der Mainzer Musiksommer setzt auch in seinem elften Jahr darauf, dem Publikum neben dem Gefälligen und Bekannten immer wieder Neues vorzustellen, um die Zuhörer auf ein akustisches Terrain abseits der ausgetretenen Pfade zu locken. In diese Kategorie gehörte zweifelsohne auch das jüngste Konzert mit Nari Hong (Flöte) und Johannes Fischer (Percussion).

Wobei sich dieser Abend wiederum in Eingängiges und Abstraktes teilte: Werke für Percussion sowie Flöte solo und im Duett schlugen einen weiten Bogen von den Lautenliedern John Dowlands (1563-1626) bis in die Gegenwart. Wobei die von Johannes Fischer für Marimba bearbeiteten Stücke des Älteren durchaus aufhorchen ließen: Die homophon gesetzten Musiken mit ihren eleganten Verzierungen bekamen auf dem ungewohnten Instrument einen gänzlich neuen Charakter. Solistisch und mit Flöte verbanden Fischer und Hong hier Tradition und Avantgarde, wobei sich das hölzerne, voll tönende Kolorit des Marimbaphons vom vertrauten Klang der Flöte ansprechend abhob.

Umso irritierender wirkten die Werke für Percussion solo: „Telu“ von Dieter Mack (*1954) und „Psappha“ von Iannis Xenakis (1922-2001) muteten sperrig und vor allem beliebig an. Die klassischen Hörgewohnheiten wortwörtlich auf einen Schlag durchkreuzend erschienen derartige Töne mit ihren freien Rhythmen und unmelodiösen Lautmalereien dem klangliebenden Ohr allzu fremd: Irgendwie alles und zugleich nichts sagend, technisch höchst beeindruckend gespielt aber in der Wirkung indifferent standen diese Stücke etwas verloren auf der mit imposant viel Schlagwerk bestückten Bühne des Frankfurter Hofes.

Ausgleichend wirkten da schon eher die Flöten-Soli von Charles Louis Eugène Koechlin (1867-1950) aus dessen „Le Chants de Nectaire“ op. 198, die sich melancholisch zart mit der Musik Dowlands abwechselten. Auch das von dieser Musik durchbrochene „Concerto for Flute & Percussion I – III“ von Lou Harrison (1917-2003), das in seiner Rhythmik an die Jazz-Suiten für Flöte und Jazz Piano Trio von Claude Bolling (*1930) erinnert, wurde von Nong und Fischer vom unbedingten Augenblick inspiriert gespielt.

Bevor sich die Flöte in der Musik Astor Piazzollas (1921-1992) mit eleganten Figuren aus Läufen und Kadenz-Sprüngen mit dem lasziven Klang des Vibraphons verbinden durfte, spielte Johannes Fischer mit „Le corps à corps“ für Sprecher und Zarb, eine kelchförmige persische Handtrommel, ein fast schon clowneskes Stück Musik von Georges Aperghis (*1945): Mit Trommelwirbel, Scat-Singing, Hecheln und schnell gesprochenem Französisch korrespondierte er mit dem eigensinnigen Lichtkegel des Bühnenscheinwerfers – wahrhaft etwas Neues im Mainzer Musiksommer.

SWR 2 sendet einen Konzertmitschnitt am 21. November 2009 ab 21 Uhr.

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